Dr. Jekyll & Mr. Hyde


  • Genre: Grusel/Horror
    Label: Maritim
    Laufzeit: . ca. 86 Min
    Erscheinungsjahr: 2004


    Inhalt:
    London anno domini 1880.


    Ein Schrei durchdringt die Nacht. Eine junge Frau wird aufs Schäbigste von einem kleinen, buckeligen Mann belästigt. Mit purem Vergnügen versucht der Unbekannte der Dame die Kleider vom Leib zu reißen. Doch sein Unterfangen scheitert. Zwei Männer verhindern die Vergewaltigung und schlagen den Buckeligen in die Flucht. Mr. Utterson und Dr. Lanyon sind gerade auf dem Weg zu ihrem Freund, dem Mediziner Dr. Jekyll, als sie glücklicherweise das Verbrechen verhindern können. Den höhnisch lachenden Übeltäter können sie allerdings nur in die Flucht schlagen und leider nicht dingfest machen....


    Die unheimliche Begegnung bleibt für Utterson und Lanyon an diesem Abend allerdings nicht das einzig Unangenehme. Der nachfolgende "Herrenabend" bei Dr. Jekyll thematisiert - den Vorfall mit der jungen Dame aufgreifend - erneut ein wissenschaftliches Reizthema: Die Entwicklung einer "Medizin", die die bösen Charaktereigenschaften des Menschen unterdrücken kann und damit den Quell vielerlei Übels ausschaltet. Der Wissenschaftler Jekyll ist fasziniert von dieser Idee und scheint bereits entsprechende diesbezügliche Forschungen eingeleitet zu haben. Seine beiden Freunde verdammen das Vorhaben allerdings als ethisch und moralisch nicht vertretbar.
    Der Abend endet in einem Eklat. Jekylls Freunde verlassen nach einem heftigen Streit über das Thema das Haus.


    In der folgenden Zeit bemerken Mr. Utterson und Dr. Lanyon besorgt eine Veränderung im Wesen des Wissenschaftlers. Jekyll wirkt zunehmend fahrig und gereizt, versäumt Termine, achtet nicht mehr auf sein Äußeres. Und das Schlimmste: Er verkehrt justamente mit dem Mann, den seine beiden Freunde als den Buckligen identifizieren, der seiner Zeit die junge Dame belästigt hat. Edward Hyde, so der Name des Mannes scheint die Ausgeburt des Bösen zu sein. Ungepflegt, ohne Manieren, verschlagen und gewissenlos. Wie kann der überaus gutmütige Henry Jekyll nur mit einem solches Individuum verkehren?


    Und warum setzt Jekyll den ungehobelten Hyde als Generalerben in seinem Testament ein? Und das nicht nur im Falle seines Ablebens, sondern auch im Falle eines möglichen ungeklärten "Verschwindens" seiner Person ? Der Anwalt Utterson und der Mediziner Lanyon wittern ein Verbrechen. Sollte ihr Freund möglicherweise Opfer einer perfiden Erpressung durch Hyde sein? Sie beginnen in der Sache Ermittlungen anzustellen...ein gefährliches Spiel beginnt, bei dem es um Leben und Tod geht ...


    Kritik:
    Man nehme: eine klassische Horrorgeschichte, begnadete Sprecher, einen bombastischen orchestralen Musikscore, passende, situationsgerechte Sounds und Geräusche, dazu ein wunderbar spannendes, dramaturgisch exzellent zur literarischen Vorlage adaptiertes Hörspielscript und zaubere daraus einen Hörgenuss der Extraklasse. Dies ist der beste Weg, Hörspielkult zu produzieren.


    So geschehen bei der Maritim Produktion „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“. Das Label hat die Chance genutzt, ein formidables, in allen Belangen begeisterndes Produkt auf die Beine zu stellen und damit dem Horrorklassiker aus der Feder Robert Luis Stevenson gerecht zu werden.


    Inhaltlich wurde die Geschichte für das Hörspiel in Nuancen verändert, was nach meinem Dafürhalten allerdings dem Hörspaß in keinster Weise schadet. Puristen seien ob dieser „Modifikationen“ allerdings vorgewarnt. Gewarnt seien auch all diejenigen Fans von Horrorgeschichten, die gruselige Spannung mit Brachialsplatter und actionüberladener Hektik verwechseln. Dies bietet das Hörspiel nicht und bedient damit auch in keiner Weise die Zielgruppe Derer, die einfache, platte, ungehobelte Schockeffekte favorisieren und über diese Charakteristika Horror und Grusel definieren.


    Die Story hat Tiefe, behandelt die philosophische Frage nach dem Ursprung alles Bösen genauso, wie die ethische Dimension der menschlichen Verhaltenssteuerung durch „Medikation“ oder Drogen. Doch Vorsicht. Wer nun denkt, das Teil wäre eine Diskussionsvorlage für einen lahmarschigen Debatierclub von Intellektuellen vertut sich. Die „ethisch moralischen“ Denkanstöße sind rudimentär und „Abfallprodukt“ der spannenden, atmosphärisch unglaublich dichten Story.


    Die zieht einen förmlich in das Hörspiel hinein. Kino im Kopf ist die überaus strapazierte, aber für die brillante Atmosphäre dieses Hörspiels notwendigerweise zu bemühende Metapher, die genau das beschreibt, was passiert, wenn man sich auf die Geschichte einlässt: Das London des ausgehenden 19. Jahrhunderts entsteht in Gedanken. Durch die im fahlen Mondlicht nur unzulänglich beleuchteten Gassen streift ein Wahnsinniger, ein Perverser, klein und buckelig von Gestalt, der diabolische Freude daran hat, Menschen Leid zuzufügen... er wendet dem Hörer(!) sein Gesicht zu. Eine zu einem höhnischen Grinsen verzogene Fratze eines durch und durch Bösen Charakters...


    Mann, selten habe ich beim Hören eines Hörspiels solch perfekte Bilder im Kopf gehabt: Das Szenario, die Örtlichkeiten, die Personen, alles kann ich mir genau vorstellen, alles wirkt „echt“. Diese Atmosphäre wird getragen von den unglaublich genialen Soundeffekten. Sei es der Big Ben, der hin und wieder zu hören ist, sei es das Geräusch der Kutschen und Pferde, die auf Kopfsteinpflaster daherrumpeln oder das akustische in Szene setzen des experimentierenden Dr. Jekyll.


    Die klar profilierten Sprecher tragen entsprechend weiteres zur perfekten Atmosphäre bei. Udo Schenk brilliert in der Doppelrolle des Jekyll und Heide. Er verkörpert beide Charaktere brachial und ist insbesondere als Hyde für das ein oder andere Gänsehautfeeling verantwortlich. Hervorheben möchte ich auch die Leistung von Peter Groeger als Butler Poole. Seit Andreas von der Meden (in Hui Buh) ist mir kein passenderer gesprochener dienstbarer Geist zu Ohren gekommen. Gratulation für diese Sprecherleistung!


    Zu guter letzt untermalt die orchestrale Musik das Geschehen stimmungsvoll. Von leicht und einfühlsam bis brutal und bombastisch: Die Klaviatur der Töne erzeugt die jeweils passende Emotion und begeistert vorbehaltlos. Hier gebührt dem Urheber wirklicher Respekt. Man könnte fast vermuten, dass Maritim auch … aber… das kann doch nicht sein… oder sollte hier wirklich auch Manuel Rösler seine Finger im Spiel haben?


    ...


    Fazit:
    Für mich ist diese Produktion neben den vielen wirklich guten aus dem Hause Maritim die Beste, die ich seit langem gehört habe. Sie reiht sich qualitativ mühelos in die Reihe der Referenzprodukte des Genre ein und braucht sich hinter Produktionen wie „das Gespenst vom Schlosshotel“, „Jack the Ripper“ oder „Gruselkabinett“ nicht zu verstecken.


    Exzellent!


    Weitere Infos zur Geschichte „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ findet man hier: http://de.wikipedia.org/wiki/D…s_Dr._Jekyll_und_Mr._Hyde

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  • Hi Detlef....


    Danke für das Lob. Ich will meinem Ruf als Klugscheisser mal gerecht werden: Hier mal die Def. von Kritik:


    Kritik


    Kritik (v.frz.: critique, aus grch.: kritiké (techné) Kunst der Beurteilung, v.: krinein (unter-)scheiden, kritikos entscheidend, beurteilend) ist


    eine fachmännisch prüfende Beurteilung nach begründetem Maßstab, die mit der Abwägung von Wert und Unwert einer Sache einhergeht.
    in der Umgangssprache meist negativ, als Beanstanden von Mängeln, das "Kritisieren", aber auch schlicht eine Bewertung:
    positive Kritik: ein Lob
    negative Kritik: eine Beanstandung


    ...


    In diesem Sinne sollte auch meine Rezi durchaus kritisch sein. Negativkritik kann ich allerdings bei dieser Produktion nicht anbringen. Ich habe nichts gefunden, was ich bemängeln wollte.....


    Das soll nicht heisse, dass es nix negativ zu kritiseren gibt, aber ich halte diese Produktion rundweg für perfekt....


    Gruß
    Der
    Olli

  • :DD


    Na jaaaaaa..... 10 Punkte in alle Bereichen vergebe ich höchst selten und wirklich nicht inflationär ;)


    Aber auch nach mehrmaligem Hören habe ich wirklich nix gefunden, was ich bemängeln möchte.... Alles andere wäre gelogen und würde sich als eher als Nörgeln, denn als konstruktive Kritik darstellen.


    J & H ist für mich im Moment neben den Titania Werken eindeutig ein Referenzprodukt. Aber andere Meinungen sind natürlich willkommen und werden gern gelesen ;-)