• Inhalt/Kritik:
    Am 15.April 1945 formieren sich die Armeen des sowjetischen Marschals Schukow an der Oder zum entscheidenden Sturm auf Berlin. Die Einnahme der Reichshauptstadt ist für den 20. April geplant. Den deutschen Verteidigern gelingen zwar an den Seelower Höhen einige letzte Abwehrerfolge und der Vormarsch der roten Armee kommt zeitweise zum Erliegen, doch bedeutet dies letztlich nur einen unbedeutenden Aufschub.


    Im Bunker der Reichskanzlei erwartet Adolf Hitler mit seinem Gefolge den Einmarsch der feindlichen Truppen und das vorzeitige Ende des tausendjährigen Reiches. Die routinemässig immer noch stattfindenden Lagebesprechungen mit den Oberkommandierenden der Wehrmacht und des Heeres sind zu einem hohlen Ritual degeneriert. Nennenswerte Truppenverbände gibt es nicht mehr. Die Stimmung ist gedrückt und nur sporadisch gelingt es Hitler noch aus seinen Generälen allerletzte Hoffnungsfunken zu schlagen. Doch die Armeen, von denen sich der Führer Entsatz für die von allen Seiten bedrängte Hauptstadt verspricht, existieren nur noch in seiner Phantasie und vor der tristen Realität versagt diesmal auch die legendäre hypnotische Willenskraft Adolf Hitlers.


    Immerhin ist es der roten Armee nicht gelungen, Berlin –wie ursprünglich geplant- schon am 20. April zu nehmen. So kann also der 56. Geburtstag des Reichskanzlers in Ruhe, wenn auch in reichlich gedrückter Stimmung, begangen werden. Zum allerletzten Mal defilieren also die treuesten der Treuen an dem greisenhaft abwesend wirkenden Führer vorüber.


    Die meisten verabschieden sich mit den allerbesten Wünschen so bald als irgend möglich, um nicht die letzte Chance zur Flucht aus der umkämpften Stadt zu versäumen. Hitler widersetzt sich nach anfänglichem Zögern den dringenden Bitten seines Gefolges, die Reichshauptstadt ebenfalls zu verlassen und bereitet in den ihm noch verbleibenden Tagen seinen Abgang von der weltgeschichtlichen Bühne vor.


    Am 30.April schliesslich, die Panzerspitzen der roten Armee sind nur noch wenige hundert Meter von dem Bunker entfernt, setzt Hitler seinem Leben ein Ende. Seine Leiche wird vor dem Ausgang des Bunkers mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt. Die noch lebenden Mitglieder seines Gefolges verstreuen sich in alle Winde. Die Glücklicheren unter ihnen geraten in alliierte Gefangenschaft, einige andere fallen in die Hände der roten Armee oder folgen ihrem Führer in den Tod.


    Die Überlebenden des Bunkers sind bald gesuchte Gesprächspartner, denn die Siegermächte beginnen schon unmittelbar nach dem Ende der Kampfhandlungen mit der akribischen Rekonstruktion der Ereignisse. Beide Seiten publizierten auch recht bald die Ergebnisse ihrer intensiven Bemühungen und strenggenommen wäre damit zu diesem Thema auch alles Wesentliche gesagt gewesen. Aber es ist natürlich naiv zu glauben, eine Geschichte wie diese werde so einfach zu den Akten gelegt, nur weil alle Fakten mittlerweile zu Genüge bekannt sind.
    Mitten im hysterische Ausmasse annehmenden Wirbel um die Verfilmung des brisanten Stoffes präsentiert nun also der Audio Verlag die Hörbuch-Bearbeitung der Monographie von Joachim Fest.


    Der unaufgeregt souveräne Stil des renommierten Journalisten und ausgewiesenen Kenners der Materie hebt sich dabei wohltuend von dem Getöse des penetrant nach Grösse und Relevanz schielenden Spielfilmes ab. Fest beschränkt sich auf die reine Schilderung der Geschehnisse und verzichtet gänzlich auf störendes dramaturgisches Beiwerk. Die Ereignisse sprechen in diesem Fall eindrucksvoll für sich selbst.
    Ein analytisch einordnender Exkurs über die vermeintliche oder tatsächliche „Sonderrolle“ Adolf Hitlers in der deutschen Geschichte rundet den Text ab. Fest vertritt die darin aufgestellten Thesen hier zwar nicht zum ersten Mal, bringt seine Schlussfolgerungen jedoch einmal mehr mit grosser Überzeugungskraft auf den Punkt.
    Bei „Der Untergang“ handelt es sich eher um ein längeres historisches Essay, ideal geeignet für eine Hörbuch-Bearbeitung und mit einer Gesamtlaufzeit von etwa drei Stunden nur unwesentlich länger als die Verfilmung. Man sollte sich also wirklich nicht etwa von der Befürchtung abschrecken lassen, unter den Fakten, Namen und Details bald hilflos umher zu irren. Fest ist ein brillanter Erzähler, der sein Thema souverän beherrscht und packend vermittelt.


    Die einzelnen Textpassagen sind geschickt auf mehrere Sprecher (unter ihnen auch Hans Peter Hallwachs) aufgeteilt, was den Überblick ganz erheblich erleichtert und keinerlei Monotonie aufkommen lässt. Die nahtlos in den Text eingearbeiteten Originaltöne gewähren einen unmittelbaren, teilweise verstörenden Eindruck von der schrillen Tonlage und bisweilen recht eigenwilligen Rhetorik des damaligen Personals.


    Insgesamt eine absolut empfehlenswerte Hörbuchbearbeitung. Ideal als Ergänzung oder auch als Alternative zum Film geeignet, und eine lohnende Investition für jeden, der sich die Frage stellt, wie es denn wohl tatsächlich „da unten“ zugegangen sein mag.


    © G. Bremm (für hoerspiel-rezensionen.de)


    Hier gibt es die Originalrezension

  • [URLTARGETSELF=http://www.inside-forum.de/profile.php?userid=35]Ska the Witch[/URLTARGETSELF]


    [URLTARGETSELF=http://www.inside-forum.de/thxvote.php?threadid=4570]Klicke hier, um dich zu bedanken![/URLTARGETSELF]