Jules Verne im Zoo (Leipzig)

  • Es ist eine Story aus der Zeit, als die Welt noch kein Dorf war. Phileas Fogg, Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, ist ein Mann, den man als bodenständig bezeichnen darf. Er liebt sein Haus und seinen Club, das Whistspiel und die Zeitungen, in denen er die Weltläufte zu studieren pflegt. Dazu hat er noch einen leichten Hang zur Rechthaberei.


    Eines Tages gerät er mit seinen Whistpartnern in Streit darüber, ob es mit den gegenwärtigen Verkehrsmitteln möglich sei, die Erde in höchstens 80 Tagen zu umrunden. Überzeugt von seiner Berechnung, macht er sich noch am selben Abend mit seinem Diener Passepartout auf die Reise.


    "In 80 Tagen um die Welt". Die legendäre Weltreise des Phileas Fogg ist morgen und am Samstag als MDR- Hörspiel in 5.1 Mehrkanalton an ungewöhnlichem Ort zu erleben: in der Afrika-Lodge Kiwara im Leipziger Zoo. Jeweils 20.30 Uhr geht's los. Das umfangreiche Rahmenprogramm beginnt gleich am Tierpark-Eingang: Die Gäste werden auf Wunsch per Rikscha zur Lodge transportiert. Dort folgt eine Gesprächsrunde mit den Hörspielmachern. Die Salon-Philharmoniker Leipzig musizieren im englischen Kolonialstil. Außerdem wird ein Films über die Produktion des Hörbuchs gezeigt, das im Hörverlag erscheint. Es sprechen unter anderen Peter Fricke, Axel Milberg, Boris Aljinovic und Martin Semmelrogge.



    26. & 27. August (20.30 Uhr), Zoo Leipzig. Die Karten gibt's unter 0341 /5 93 33 85


    http://www.lvz-online.de/lvz-heute/6427.html

  • © Leipziger Volkszeitung vom Sonntag, 28. August 2005


    Im Schein der Fackeln um die Welt



    Fackeln erleuchten den Weg vom Zoo-Tor zur Afrika-Lodge Kiwara. Tropische Vögel kreischen im Abenddunkel. Ein Rikschafahrer rauscht vorbei und trägt seine Passagiere durch die Dunkelheit, erleuchtet nur vom flammenden Atem einer Feuerspuckerin. Ein paar hundert Meter weiter leuchten die Lichter der Lodge, ein leichter Windhauch trägt Salonmusik herüber.


    Stimmungsreiche Bilder von einem wunderbaren Abend. Vor etwas mehr als hundert Zuschauern präsentiert das Kulturradio MDR Figaro am Wochenende zusammen mit dem Leipziger Zoo die neue Hörbuchproduktion "In 80 Tagen um die Welt" nach Jules Verne.


    Zunächst stimmen die Leipziger Salonphilharmoniker die Gäste ein. Drinnen gefüllte Sitzreihen, draußen verteilen Angestellte der Kiwara-Lodge Wolldecken. Lautsprecher sorgen dafür, dass man auch am Rande der Savannenlandschaft voll an der atemlosen Reise des Phileas Fogg und seines Dieners Passepartout teilnehmen kann.



    Der Musik folgt ein Filmbeitrag, in dem der Weg der aufwändigen Hörbuchproduktion nachgezeichnet wird. Ein bisschen länger als 80 Tagen hat es schon gedauert, die Szenen einzusprechen, die Musik durch das Deutsche Filmorchester Babelsberg einspielen zu lassen, und einige Tonmeister auf die Suche nach authentischen Geräuschen wie dem Pfiff einer Dampflokomotive zu schicken. Und das alles im 5.1-Ton. Den kann der Klang auf der Terrasse der Lodge nicht bieten, dafür hat der MDR vor dem Gebäude eine Mehrkanalinsel installiert, in der die Zuschauer den Originalklang erleben können.



    Nach dem "Making of" folgen vier spannende, jeweils 20-minütige Ausschnitte aus dem Hörspiel, unterbrochen von Gesprächen mit Sprechern, Bearbeitern und Dramaturgen, und der Pressesprecherin des Münchener Hörverlages, wo das Werk als DVD-Edition und Doppel-CD erschienen ist.



    Besonders sympathisch zeigen sich der Tatort-Schauspieler Boris Aljinovic und der Schauspieler und Synchronsprecher Peter Groeger. Peter Groeger, selbst Eisenbahnliebhaber, hat gar alte Kursbücher gewälzt und herausgefunden, dass die Reise zu jener Zeit genau so möglich gewesen wäre. Wie er auch feststellte, dass man bereits 1929, auch ohne ICE, mit der Eisenbahn von Leipzig und Halle nach Berlin kam - nur schneller. Brüllten da die Löwen in ihrem Gehege etwas lauter? Oder war das nur die Fantasie?


    Markus Wittpenn


    http://www.lvz-online.de/lvz-heute/6645.html