Im Hinblick auf die nahende WM 2006 in Deutschland publiziert der Tages-Anzeiger täglich eine interessante und oft witzige Geschichte im Zusammenhang mit den bisherigen Weltmeisterschaften. Um diese allen zugänglich zu machen, werde ich sie zukünftig hier rein schreiben.
WM- GESCHICHTEN ( 51)
Pfiffe ins Abseits
Vieles hat sich geändert im Lauf der 76- jährigen WM- Geschichte.
Geblieben sind immer wiederkehrende Affären um überharte Spiele und umstrittene Schiedsrichter( entscheide). Besonders arg war es 1934, als Italien unter Mussolini zu seinem ersten WMTitel kam. Tiefpunkt war der auch politisch brisante Viertelfinal gegen Spanien – und das gleich in doppelter Ausführung.
Weil es Penaltyschiessen erst ab 1970 gab, wurde das Duell, das nach 120 Minuten noch immer remis war ( 1: 1), einfach 24 Stunden später gleichenorts wiederholt. Zu reden gegeben hatten im ersten Versuch weniger die beiden späten Stangenschüsse ( Spanien 113. Minute, Italien 119.) als vielmehr ein nicht anerkanntes spanisches Tor und vor allem die brutale, vom belgischen Schiedsrichter tolerierte Gangart.
Die Spanier hatten tags darauf sieben erschöpfte, angeschlagene oder verletzte Spieler zu ersetzen, die Italiener traten mit vier neuen an. Und es wurde unter dem Schweizer Schiedsrichter René Mercet noch viel schlimmer.
Die Italiener gingen früh und irregulär 1: 0 in Führung und verteidigten diese knüppelhart. Die Spanier beklagten am Ende zwei nicht gegebene Elfmeter, zwei nicht anerkannte Tore und mehrere Verletzte ( Auswechslungen waren noch nicht erlaubt). In den Überlieferungen hält sich die Version, dass der Schweizer den Nachbarn in den Halbfinal gepfiffen habe.
Mercet pfiff später gar nicht mehr, er reichte sechs Wochen danach seine Demission ein, kam damit allfälligen Sanktionen zuvor, und der Schweizer Verband legte die Affäre im folgenden Monat ad acta. ( dw.