WM Geschichten

  • 1978


    Die Schmach von Cordoba für DFB-Team
    Kempes schießt Argentinien mit zwei Treffern zum Titel
    München - 1978, und endlich war Argentinien als Ausrichter auserkoren. Auch der Militärputsch 1976 machte dem keinen Strich durch die Rechnung. Amnesty International berichtete über Folter unter dem Regime von General-Leutnant Jorge Rafael Videla. Die Guerillas (Monteneros) kämpften verbissen gegen die Militärdiktatur. Und OK-Chef Omar Carlos Actis wurde 1976 ermordet.


    Doch nach der Südamerikareise der deutschen Elf 1977 stellte der deutsche Vizepräsident der FIFA und des WM-Organisationsausschusses, Hermann Neuberger, fest: "Es gibt nichts zu befürchten." Eine äußerst umstrittene Aussage. Die WM wurde nicht zuletzt wegen der Funktionäre zu einem politischen Spielball.


    Erboste Franzosen


    Auch bei der Auslosung ging es wohl nicht mit rechten Dingen zu. Der italienische UEFA-Präsident Artemio Franchi erreichte, dass Italien gesetzt wurde, obwohl die Azzurri 1974 nur Achter geworden waren. Zum Nachteil des WM-Dritten Polen.


    Insbesondere die Franzosen echauffierten sich. Sie kamen in eine Gruppe mit Argentinien, Italien und Ungarn. "Neuberger hat die Gruppeneinteilung beeinflusst", wetterte Trainer Michel Hidalgo. "Er hat alles zum Wohle des Weltmeisters getan." Beschweren durfte sich Helmut Schön wirklich nicht. Polen, Mexiko und Tunesien hießen die Gegner.


    Ohne Beckenbauer und Stielike


    Der DFB beherzigte immer noch die Philosophie, deutsche Fußballer im Ausland nicht in die Nationalelf zu berufen. So wurde auf einen Franz Beckenbauer (Cosmos New York) oder einen Uli Stielike (Real Madrid) verzichtet.


    Dennoch herrschte Enthusiasmus in der Heimat. Aber das 0:0 gegen Polen im Eröffnungsspiel dämpfte viele Hoffnungen. Die Deutschen hatten ihr eigenes Fleisch, Brot, ihren eigenen Koch, Musikanten und GSG-9-Beamte nach Argentinien gebracht. Viel sollte es nicht helfen. Zwar gab es ein 6:0 über Mexiko, doch das 0:0 gegen Tunesien gestaltete sich eher glücklich. Immerhin war die Schön-Elf in der Zwischenrunde.


    Starke Österreicher


    Besser machten es die Österreicher, die nach Siegen über Schweden und Spanien überraschend eine Runde weiter waren. Sportdirektor Max Merkel war mit Trainer Helmut Senekowitsch verfeindet und vor dem Beginn des Turniers mit den Worten "Ich war bei der Hochzeit nicht dabei und will auch bei der Beerdigung nicht dabei sein" abgereist. So schweißte er das Team zusammen, das sich mit dem Coach prächtig verstand.


    Einen Schwur brauchte der Gastgeber nicht. "Wir kämpfen für unser ganzes Land", hatte Kapitän Daniel Passarella versprochen. Mehr als 500 Millionen Euro hatte die argentinische Regierung für die WM ausgegeben und hoffte auf eine weltweit positive Propaganda. Die der Referees inbegriffen.


    Argentinien verliert gegen Italien


    Argentinien qualifizierte sich nach dem 0:1 gegen Italien nur als Zweiter für die Zwischenrunde. Die Deutschen rangen den Italienern dort ein 0:0 ab. Gegen die Niederlande kam es zur Neuauflage des Endspiels 1974. Die Tore von Rüdiger Abramzcik (3.) und Dieter Müller (70.) reichten nicht. Rene van de Kerkhof sorgte acht Minuten vor dem Ende für den 2:2-Endstand.


    Die Oranjes hatten zuvor Österreich mit 5:1 vom Platz gefegt. Auch die Italiener hatten gegen die Alpenrepublik 1:0 gewonnen. Ein Remis zwischen Holland und den Azzurri und ein Sieg mit fünf Toren über die Österreicher hätte Deutschland zum Finale gereicht. "Klar, die putzen wir weg, 5:0 oder 6:0", tönte Berti Vogts vor der Partie. Karl-Heinz Rummenigge brachte die Nationalelf zwar in Führung.


    Die Schmach von Cordoba


    Doch mit dem Eigentor von Vogts nahm das Schicksal seinen Lauf. Hans Krankl traf einmal. Beim Stand von 2:2 kam Krankl wieder an den Ball. Und der legendäre österreichische Kommentator Edi Finger schrie: "... da kommt Krankl. Tor, Tor, Tor, Tor, Tor, Tor. I werd narrisch - Krankl schießt ein, 3:2 für Österreich. Meine Damen und Herren wir folln uns um den Hals, da Kollege Riefel, da Diplomingenieur Bosch, wir busseln uns ob. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl. Meine Damen und Herren, und wortn's no a bissl, wortn's no a bissl, dann könn' ma uns vielleicht a a... Vierterl genehmigen."


    Kurz vor Schluss besaß Abramczik die Riesenchance zum Ausgleich. "Aber daneben", rief Finger. "Abbusseln möcht ich ihn. Den braven Abramczik." Noch wenige Sekunden zu spielen. "Nochmal Deutschland am Ball, und Prohaska haut den Ball ins Out, und jetzt ist's aus, Ende, Schluss, vorbei, Aus. Deutschland geschlagen, meine Damen und Herren. Nach 47 Jahren kann Österreich zum ersten Mal wieder Deutschland besiegen." Die Schmach von Cordoba war perfekt und die DFB-Elf draußen.


    Schiebung bei Argentinien - Peru?


    In der Gruppe B bejubelten Argentinien und Brasilien Auftaktsiege. Das direkte Duell endete torlos. Die letzte Partie der Gruppe musste über den Finalteilnehmer entscheiden. Komischerweise wurde das Spiel der Brasilianer gegen Polen auf den Nachmittag vorverlegt. Die Selecao gewann 3:1. Und die Elf um Cesar Luis Menotti wusste am Abend genau, dass sie für das Finale mit vier Toren Unterschied gegen Peru gewinnen musste.


    6:0 hieß es für die Gastgeber am Ende. Später berichteten verschiedene Journalisten aus sicheren Quellen, dass die Partie durch hohe argentinische Politiker auf den Abend verschoben worden wurde, die den Peruanern zudem 35.000 Tonnen Getreide und einen 50 Millionen-Dollar-Kredit versprochen hatten. Drei Peruaner, die mit dem britischen Reporter David Yallop sprachen, erzählten später von "20.000 Dollar zur Sicherung des richtigen Ergebnisses".


    Tragik für Holland


    Wie dem auch sei, am 25. Juni 1978 stand die älteste Fußballnation Südamerikas im Finale gegen Holland. Rund 76.000 Zuschauer verwandelten das Estado River Plate in einem Hexenkessel. Das Idol Mario Kempes brachte Argentinien nach klugem Zuspiel von Osvaldo Ardiles in Führung. Oranje-Coach Ernst Happel feuerte sein Team an. Und Dick Nanninga gelang zehn Minuten vor dem Ende das mehr als verdiente 1:1.


    In der allerletzten Sekunde stand Holland vor dem Triumph. Doch Rensenbrinks Schuss landete am Pfosten. Verlängerung. Kempes traf zum 2:1. Bertoni erhöhte auf 3:1. Ende. Argentinien war zum ersten Mal Weltmeister.


    Sieg über die Diktatur


    Trainer Menotti, genannt "El Flaco", weigerte sich, den Pokal anzunehmen. "Meine talentierten Spieler haben die Diktatur der Taktik und den Terror der Systeme besiegt", erklärte Menotti. Der deutsche Journalist Ludger Schulze kommentierte berechtigt, dass Menotti dem argentinischen Volk zwei Dinge gebracht habe, den Glauben an den Fußball und ein Stück ihrer Menschenwürde. 1983 musste die Militärdiktatur in Argentinien abdanken.


    Was sonst noch passierte:


    Rob Rensenbrink (Niederlande) erzielte gegen Schottland das 1000. Tor der WM-Geschichte.


    Der israelische Referee Abraham Klein hatte die Partie Argentinien - Italien (0:1) exzellent geleitet und wurde weltweit für das Finale gefordert ("Ich hoffe der tapfere, kleine Referee bekommt das Finale" "Sunday Times"). Klein sollte das Endspiel auch pfeifen. Doch die Argentinier protestierten, da er angeblich "mit den Niederländern sympathisierte". Klein hatte ein Jahr in Holland gelebt. Die FIFA gab dem Italiener Sergio Gonella das Finale. Klein pfiff das Spiel um den Dritten Platz.


    Der Holländer Ernie Brandts ist der einzige Spieler der WM-Geschichte, der in einer Partie einen Treffer und ein Eigentor erzielte. Holland gewann 2:1 gegen Italien.


    Die schnellste Auswechslung der WM-Geschichte traf den Italiener Mauro Bellugi. Er musste gegen Argentinien bereits nach sechs Minuten verletzt raus.

    :P


    Lobo





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  • 1982


    Im "Hexenkessel des Unwillens"
    Elfmeterkrimi gegen Frankreich - Debakel gegen Italien
    München - Souverän hatte sich die deutsche Nationalelf für die WM 1982 in Spanien qualifiziert. 16:0 Punkte, 33:3 Tore. Mit dem 2:0 in Hamburg und dem 3:1 in Wien gegen Österreich gelang die Revanche für die Schmach von Cordoba 1978. Bei der Endrunde sollte gegen die Nachbarn jedoch ein weiterer Skandal folgen.


    Überraschend schaltete Belgien die Niederlande aus. Die Engländer lösten zum ersten Mal nach zwölf Jahren wieder das WM-Ticket.


    Blamage gegen Algerien


    Die Deutschen begannen das Turnier mit einem Paukenschlag. Einem negativen. Gegen die drittklassigen Algerier gab es in Gijon eine 1:2-Niederlage. Madjer und Lakhder Belloumi schockten die Elf von Jupp Derwall.


    Dem 4:1 gegen Chile folgte eine der schwärzesten Stunden des deutschen Fußballs. Die FIFA hatte von der WM 1978 nicht gelernt und setzte die letzten Gruppenspiele nicht zeitgleich an. Deutschland und Österreich wussten am 25. Juni in Gijon nach dem 3:2 der Algerier über Chile genau, mit welchem Resultat sich beide Teams für die nächste Runde qualifizieren konnten.


    "Ein Stück schmutziger Fußball-Porno"


    Horst Hrubesch markierte nach elf Minuten das 1:0. Und das reichte. Danach gab es 80 Minuten lang ein moralisches Debakel. 40-Meter-Rückpässe und Ballgeschiebe. "Was hier geboten wird, ist schändlich. Nicht alle Mittel heiligen den Zweck", kommentierte Eberhard Stanjek. Und Armin Hauffe meinte im Radio: "Der DFB ist allen eine Erklärung schuldig. Der Schaden, der hier im Hexenkessel des Unwillens dem Ruf des Fußballs zugefügt wird, ist beträchtlich."


    In Zeitungen stand von einem "schmutzigen Stück Fußball-Porno" oder einer "unerträglichen, skandalösen Farce" zu lesen. Die spanische Gazette "El Comercio" befasste sich mit dem Spiel im Polizeibericht.


    Rosen zur Versöhnung


    Italien mogelte sich mit drei Remis in die zweite Finalrunde, die aus vier Gruppen bestand. Die DFB-Elf musste gegen England und Spanien antreten. Vor dem 0:0 gegen die Briten warfen die deutschen Spieler zur Versöhnung Rosen ins Publikum. Und das 2:1 über Spanien reichte Deutschland zum Halbfinale.


    Überhaupt Spanien. Die Gastgeber holten nur ein Sieg aus fünf Spielen und schieden ohne Glanz aus. "El gran fracaso" (das große Versagen). Die stärkste Gruppe bestand ohne Zweifel aus Italien, Argentinien und Brasilien.


    "Italiener sind eine Schande"


    Die Selecao hatte bis dahin den besten Fußball geboten, Argentinien um Superstar Maradona nur teilweise überzeugt. Die Italiener, besonders Claudio Gentile, verübten eine regelrechte Hetzjagd auf Maradona. Und der Titelverteidiger verlor 1:2 gegen die Azzurri. "Es ist eine Schande, was die Italiener unter Fußball verstehen", wetterte der Argentinier Osvaldo Ardiles hinterher.


    Im Spiel Italien gegen Brasilien ging es um den Finaleinzug. Paolo Rossi markierte drei Treffer gegen die Selecao, die nach dem 2:3 ausschied. Mit Zico, Sokrates, Eder und Falcao spielte Brasilien jedoch den besten Fußball des Turniers. "Es war eine der besten Mannschaften, die Brasilien je hervorgebracht hat", meinte Zico Jahre später.


    Drama in Sevilla


    8. Juli, Sevilla. Halbfinale Deutschland gegen Frankreich. Eine Partie, die an das Spiel Deutschland gegen Italien 1970 heranreichte. 1:1 stand es nach 90 Minuten (Pierre Littbarski und Michele Platini). Verlängerung.


    Marius Tresor und Alain Giresse trafen schnell zum 3:1 für die Franzosen. "Sie spielen einen exzellenten Fußball, das muss man einfach anerkennen", meinte TV-Reporter Rolf Kramer. Dann kam der angeschlagene Karl-Heinz Rummenigge.


    "Normalerweise ist nichts mehr drin. Aber wir sollten die Daumen drücken. Rummenigge... Und da ist es. Das 2:3!" Dann die 108. Minute. "Littbarski. Gute Flanke. Fischer. Fallrückzieher. Und das Tooooor! Das vielleicht schönste der WM. Dabei schien alles verloren."


    Stielikes Tragödie


    Es kam zum Elfmeterschießen. Bis auf Uli Stielike hatten alle getroffen. "Es wäre eine Tragödie, wenn der beste Deutsche, Stielike, nicht trifft", meinte Jochen Sprentzel im Radio. "Uli behalt die Nerven! Abgewehrt. Es ist nicht zu fassen!" Littbarski tröstete den zusammen gekauerten Stielike.


    Und sofort darauf parierte Toni Schumacher den Schuss von Didier Six. Auch Bossis verschoss. Horst Hrubesch konnte alles entscheiden. Joachim Böttcher im Radio: "Hrubesch schießt. Und Toooooooor! Da liegen sie übereinander. Jetzt sind sie im Finale. Das ist ja einfach nicht zu begreifen!"


    Wieder einmal hatte Deutschland den Ruf der Turniermannschaft bewiesen. Im zweiten Halbfinale sahen nur 50.000 Zuschauer im halbgefüllten Camp Nou ein 2:0 der Italiener (zwei Mal Rossi) gegen Polen.


    Italien zum dritten Mal Weltmeister


    Am 11. Juli trafen sich Deutschland und Italien im Santiago Bernabéu zu Madrid im Finale. Eine einseitige Angelegenheit. Zwar verschoss Cabrini nach 25 Minuten einen Elfmeter. Doch Rossi (57.), Tardelli (69.) und Altobelli (81.) entschieden das Finale, ehe Paul Breitner der Ehrentreffer gelang (83.). Italien war zum dritten Mal Weltmeister!


    "Wir haben die Deutschen gestellt, überwältigt und übermannt", schrieb der "Corriere della Sera". Und Uli Hoeneß diagnostizierte den schlechten Ruf des deutschen Fußballs: "Unser Ansehen war schlecht seit der WM 1982 in Spanien. Da hat die Mannschaft gezeigt: Man kann saufen, rauchen und trotzdem viel Geld verdienen." Und ins Finale einer WM kommen.



    Was sonst noch passierte:


    Zum ersten Mal nahmen an einer WM-Endrunde 24 Mannschaften teil.


    Das Turnier in Spanien war schlecht besucht. Der Zuschauerschnitt war der schlechteste seit 1962. Nur 600.000 Zuschauer wollten die Kompaktangebote abnehmen. Gegen Ende verschenkte der Veranstalter Tickets.


    Brisant gestaltete sich die Partie Polen gegen die UdSSR. Vor dem Spiel wurden Plakate polnischer Fans verteilt: "Unsere Mannschaft muss einen Kampf führen, wie wir ihn bald selbst führen müssen." Während der 90 Minuten forderten Transparente die Freilassung des "Solidarnosc"-Führers Lech Walesa. Nach dem 0:0 marschierten beide Teams grußlos in die Kabine. Polen war weiter und Keeper Mlynarczyk sagte: "Das ist nicht nur ein Erfolg für unsere Mannschaft, sondern ein Sieg für unser ganzes polnisches Volk."


    Überschattet wurde das Spiel Deutschland - Frankreich durch die rüde Attacke von Toni Schumacher gegen den Franzosen Battiston, der sich dabei eine Gehirnerschütterung, einen Wirbelbruch zuzog und einige Zähne verlor. Der Kölner Keeper goss am Ende noch Öl ins Feuer. "Wer austeilt, muss auch einstecken können. Ich habe den einen Franzosen da mit dem Hintern berührt. Unter Profis gibt es kein Mitgefühl. Sage ihm, ich bezahle ihm die Jacketkronen."


    Paul Breitner war nach seinem Tor im Finale neben Vava und Pelé der einzige Spieler, der in zwei WM-Endspielen traf.


    Der italienische Keeper Dino Zoff wurde mit seinen 40 Jahren zum ältesten WM-Sieger aller Zeiten.


    Der Ungar Laszlo Kiss erzielte beim 10:1 gegen El Salvador den schnellsten Hattrick der WM-Geschichte (70., 74., 77.).


    Norman Whiteside aus Nordirland ist der jüngste Spieler der WM-Geschichte. Bei seinem Einsatz gegen Jugoslawien war er 17 Jahre und 41 Tage alt.

    :P


    Lobo





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  • 1986


    Diego Armando Maradona - König der WM
    Im Alleingang macht er Argentinien zum Weltmeister
    München - 22. Juni 1986. Azteken Stadion. Mexiko City. Viertelfinale zwischen Argentinien und England. Es ist ein heißer und schwüler Tag. Diego Armando Maradona bekommt den Ball an der Mittellinie. Der Kommentator der BBC flüstert ins Mikrophon:


    "Maradona dreht sich wie ein kleiner Aal, weg von der Gefahr. Dieser kleine, untersetzte Mann. Links von Butcher. Lässt ihn einfach stehen. Rechts von Fenwick. Lässt ihn einfach stehen und schiebt den Ball ins Tor. Und deshalb ist Maradona der beste Spieler der Welt! Er hat die gesamte englische Abwehr begraben! England 0 - Maradona 2!"


    "Das ist das schönste Tor der WM-Geschichte!"

    Die Stimme des argentinischen Kollegen überschlägt sich: "Das ist das schönste Tor der WM-Geschichte!"schreit er ins Mikrophon. "Diego Armando Maradona! El rey de la Copa del Mundo (der König der WM)!" In der Tat. Maradona gewann die WM 86 ganz alleine. Mit zehn argentinischen Statisten um ihn herum.


    Es war eine grandiose WM-Endrunde in Mexiko. Begeisterung. "La Ola" schwappte durch volle Stadien. Offensivfußball und spannende Begegnungen. Die Fifa hatte aus den skandalösen Taktierereien bei der WM in Spanien gelernt. Den Gruppenspielen folgten sofort Achtelfinal-Spiele im K.o.-Modus.


    Erfolgreiche Taktik in den Gruppenspielen

    Nach einem 1:1 gegen Uruguay und einem 2:1-Erfolg über Schottland war Deutschland schon eine Runde weiter. Im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark ging es um Platz eins und zwei. Teamchef Franz Beckenbauer wählte den richtigen Schlachtplan. Der Gruppensieger traf nämlich im Achtelfinale auf die starken Spanier, der Zweite auf Marokko. Dänemark schlug Deutschland 2:0 und durfte nach einer 1:5-Niederlage gegen Spanien die Koffer packen.

    Die Nationalelf tat sich gegen Marokko lange schwer und qualifizierte sich erst in der 88. Minute durch einen 30-Meter-Freistoß von Matthäus. "Immerhin sind wir die ersten, die Marokko geschlagen haben", philosophierte Klaus Allofs


    "Gott hat uns ins Gesicht geschaut"


    Im Viertelfinale wartete der Gastgeber Mexiko. In der Wüstenstadt Monterrey musste nach torlosen 120 Minuten das Elfmeterschießen entscheiden. Dank des großen Rückhalts Toni Schumacher siegte das Beckenbauer-Team 4:1. "Der liebe Gott hat uns heute ins Gesicht geschaut", meinte der "Kaiser" erleichtert. Deutschland im Halbfinale.

    Auch die anderen Viertelfinals gestalteten sich dramatisch. In einer an Klasse kaum zu überbietenden Partie schlug Frankreich nach Elfmeterschießen die Zauberer aus Brasilien. Noch in der 82. Minute war Zico mit einem Strafstoß an Joel Bats gescheitert. "Wir scheiden aus, ohne verloren zu haben", klagte Alemao.

    Maradona hatte die Argentinier bisher alleine ins Viertelfinale geführt. Gegen England setzte sich diese Tendenz fort. Mit der Hand traf "El pibe de oro" (Goldjunge) zum 1:0 (50.). "Ein bisschen Maradonas Kopf und ein bisschen die Hand Gottes", meinte er später. Ein Solo über das halbe Feld zum 2:0 (55.). Gary Linekers Anschlusstreffer nutzte nichts mehr.


    Wieder Frankreich im Halbfinale

    Im Semifinale trafen die Deutschen wie vier Jahre zuvor auf die Franzosen, die nach mehreren Glanzvorstellungen favorisiert waren. Karl-Heinz Rummenigge tönte jedoch selbstbewusst: "Die Franzosen haben doch vor uns die Hosen gestrichen voll." Andreas Brehme und Rudi Völler trafen beim nie gefährdeten 2:0-Erfolg. Deutschland zog ins Finale ein.

    Argentinien löste ebenfalls das Final-Ticket. Und zwar gegen das Überraschungsteam aus Belgien. Müßig zu erwähnen, wer gegen die Roten Teufel beide Treffer erzielte. "Mit Maradona wären wir jetzt im Finale", sagte Belgiens Torhüter Jean-Marie Pfaff hinterher. Mit Maradona wäre 1986 jede Mannschaft ins Finale eingezogen.


    Ausgerechnet Schumacher patzt

    Deutschland - Maradona also. Und der Kaiser setzte Lothar Matthäus im Finale gegen den Goldjungen. Der machte seine Sache exzellent. Dennoch schienen die Argentinier übermächtig. Beim 1:0 patze Schumacher, der "wie ein gelber Zitronenfalter" ("Süddeutsche Zeitung") an einer Flanke vorbei segelte. Brown nickte zur Führung ein. Valdano erhöhte nach 56 Minuten auf 2:0.

    Deutschland gab sich nicht geschlagen. Besonders die angeschlagenen Routiniers drehten auf. Rummenigge verkürzte auf 1:2, Völler schaffte das Unmögliche und glich acht Minuten vor Schluss aus. "Wir schlagen sie da, wo sie unschlagbar schienen: in der Luft", jubelte TV-Reporter Rolf Kramer.


    Entscheidender Pass von Maradona

    Aber getragen vom Enthusiasmus suchte die DFB-Elf die Entscheidung und machte auf. Ausgerechnet Maradona, der bis dato von Matthäus völlig ausgeschaltet worden war, spielte mit der Fußspitze einen genialen Pass. Freie Bahn für Burruchaga. Hans-Peter Briegel hechelte um sein Leben hinterher.

    "Toni, halt den Ball... nein. 3:2 für Argentinien. Und jetzt lassen die deutschen Spieler zum ersten Mal die Köpfe hängen." Rolf Kramers Worte hätten die Enttäuschung nicht besser beschreiben können. Burruchagas Tor fünf Minuten vor Schluss sicherte Argentinien den Titel. Wieder nur Vize-Weltmeister.

    Dennoch lobte Beckenbauer: "Ich stelle den Erfolg von Mexiko noch über meinen eigenen Titelgewinn 1974." Zudem streckte der genialste und kontroverseste Spieler aller Zeiten den Pokal verdient in die Höhe: Diego Armando Maradona, "El Rey de la Copa del Mundo!"



    Was sonst noch passierte:

    Marokko überstand als erstes afrikanisches Team in der Geschichte die Vorrunde bei einer WM.

    Wegen der brutalen Spielweise Uruguays in der Vorrunde, verbannte die Fifa deren Trainer Omar Borras auf die Tribüne und verhängte eine hohe Geldstrafe gegen die Südamerikaner. "Der brutalste Haufen, der je auf einem Fußballfeld gesehen wurde", meinte der Daily Mirror.

    Vor dem Achtelfinale Brasilien gegen Polen kursierte der Spruch: "Der Papst ist polnisch, aber Gott ist ein Brasilianer." Gott schlug den Papst 4:0.

    Vor der WM stand Argentiniens Trainer Carlos Bilardo heftig in der Kritik. Besonders der Erfolgscoach von 1978, Cesar Luis Menotti, kritisierte: "Der Nichtskönner zerstört das Herz unseres Fußballs mit seiner Betonstrategie." Angel Cappa urteilte über Bilardos Pragmatismus: "Sie essen nur, um zu scheißen."

    In der Qualifikation kassierte Deutschland beim 0:1 gegen Portugal die erste Niederlage in einem WM-Qualifikationsspiel.

    Dänemark war zum ersten Mal bei einer WM-Endrunde dabei.

    Der Uruguayer Sergio Batista war der Spieler, der die früheste Rote Karte der WM-Geschichte erhielt. Gegen Schottland musst er schon nach 56 Sekunden unter die Dusche.

    Eigentlich hatte die FIFA die Endrunde an Kolumbien vergeben. Doch 1982 stellte das Land fest, dass die Ausgaben dem hochverschuldeten Land über den Kopf wuchsen. Der Staatspräsident Kolumbiens gab die WM an die FIFA zurück. "Wir sind das einzige Land der Welt, das es abgelehnt hat, Gastgeber der WM zu sein", trauerte Fußballpräsident Alfonso Senior.

    :P


    Lobo





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  • 1990


    Das "Lama" und der "einsame Kaiser"
    Beckenbauer im Fußball-Olymp - Milla verzückt Kamerun
    München- Das Finale von "Italia 90" war vorüber, Deutschland zum dritten Mal Weltmeister. Das beeindruckendste Bild war nicht die jubelnde Spielertraube. Urplötzlich schwenkte die Kamera zum Mittelkreis. Abseits von feiernden Menschen, im Halbdunkeln, schlich Teamchef Beckenbauer in sich gekehrt über den Rasen des römischen Olympiastadions. Ein Bild der Größe, ein Moment, der den "Kaiser" endgültig in den Fußball-Olymp erhob.


    Aller Anfang ist schwer

    Dabei hätte sich das deutsche Team die WM beinahe nur im Fernsehen ansehen können. Im letzten Qualifikationsspiel gegen Wales musste ein Sieg her, um das Ticket für Italien zu lösen. Wales ging in Führung, Völler glich aus, und Häßler bescherte in einer Zitterpartie den Siegtreffer. "Mit Mühe und Not über den Brenner gekrochen", hieß es in der "Süddeutschen Zeitung".


    Legionäre fühlten sich in Mailand zu Hause


    Die WM begann mit einem Paukenschlag. Kamerun besiegte im Eröffnungsspiel den amtierenden Weltmeister Argentinien durch ein Tor von Omam Biyik 1:0. Am 10. Juni war Deutschland an der Reihe und spielte zum Auftakt in Mailand gegen Jugoslawien. Die für Inter tätigen Andreas Brehme, Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann fühlten sich pudelwohl. In glänzender Manier gewann die Beckenbauer-Elf 4:1.

    Besonders Kapitän Matthäus begeisterte mit zwei grandiosen Treffern. Die Vereinigten Arabischen Emirate wurden mit 5:1 weggefegt, das 1:1 gegen Kolumbien reichte zum Gruppensieg. In Erinnerung bleibt Valderrama, der minutenlang eine Verletzung vortäuschte und kerngesund in der 93. Minute den Pass zum Ausgleich spielte.


    Der Held aus Sizilien


    Auch Gastgeber Italien qualifizierte sich mühelos. Und ein Szilianer spielte sich in den Vordergrund: Salvatore Schillaci, genannt Totò. Der Stürmer rückte nur durch die Verletzung von Gianluca Vialli ins Team und schoss die Azzurri quasi im Alleingang ins Halbfinale. Auch Roberto Baggio begann die Massen zu verzücken. Nach dem 2:0 über die Tschechen titelte die "Gazzetta dello Sport": "Italien mit Baggio und Schillaci im Delirium!"

    Besondere Angst bereitete den Veranstaltern die Gruppe mit England, Holland und Irland. Vollkommen isoliert wurden alle Partien auf Sardinien ausgetragen. Kein Alkohol durfte ausgeschenkt werden. Die Partien bewegten sich auf unterstem Niveau. Nach dem 1:1 der Iren gegen England titelte eine italienische Zeitung: "Kein Fußball, bitte! Wir sind britisch!" Doch alle drei Nationen ließen Ägypten hinter sich und kamen eine Runde weiter.


    Von Lamas und Helden: Deutschland gegen Holland

    Ein ganz harter Brocken wartete auf die DFB-Elf im Achtelfinale: Das enttäuschende Holland kam als einer der vier besten Gruppendritten weiter und spielte in San Siro gegen Deutschland. Die Erzrivalen lieferten sich ein packendes Duell. In Hälfte eins bespuckte Frank Rijkaard Rudi Völler zwei Mal, und der völlig überforderte argentinische Schiedsrichter Loustau stellte beide vom Platz.

    "Nein, das kann nicht sein, was der Schiedsrichter da macht", wetterte Karl-Heinz Rummenigge im Fernsehen. "Das ist ein Skandal!" Auch sein Reporterpartner Heribert Faßbender war außer sich: "Schickt den Mann ganz schnell zurück in die Pampas. Den wollen wir bei einer WM höchstens noch als Kartenabreißer sehen!"

    Hektik pur. Jürgen Klinsmann machte sein bestes Spiel für die Nationalelf. Er rannte, ackerte, schoss das 1:0 (51.), traf den Pfosten. Nach 79 Minuten wurde er völlig entkräftet ausgetauscht. Das Tor widmete er später Völler. Brehme sorgte mit einem Kunstschuss für die Entscheidung (86.). Deutschland gewann 2:1.


    Ein Fußball-Opa begeistert die Welt

    Nach dem glanzlosen 1:0-Erfolg über die CSFR stand die Beckenbauer-Elf im Halbfinale. Wie auch England. Doch die Briten mussten gegen Kamerun lange zittern. Wieder war es Roger Milla (38), der Fußball-Opa, der die vermeintliche Wende für die "unbezähmbaren Löwen" einleitete. Milla hatte Kamerun schon gegen Rumänien und Kolumbien mit jeweils zwei Toren zum Sieg geschossen.

    Ein Foul an ihm führte zum Elfmeter und 1:1-Ausgleich. Ekeke erhöhte gar auf 2:1. Nur zwei Elfmeter von Gary Lineker (82., 104.) bewahrten England vor einem Desaster.


    Immer wieder England

    Im Semifinale dann der ewige Klassiker Deutschland gegen England. Werbung für den Fußball, denn beide Teams schenkten sich nichts. Brehme traf mit einem kuriosen Freistoß zum 1:0 (59.), Lineker glich zehn Minuten vor Schluss aus.

    Es folgte eine dramatische Verlängerung mit zwei Pfostenschüssen (Waddle, Buchwald), dann das Elfmeter-Schießen. Beckenbauer bemerkte vor dem Spiel: "Der Illgner muss schon angeschossen werden, damit er einen Elfer hält." Pearce tat ihm den Gefallen. Waddle verschoss auch, Paul Gascoigne brach in Tränen aus, Deutschland war im Finale.


    Maradona im Herzen, Italien in den Liedern

    Irgendwie hatte sich Argentinien ins Halbfinale gemogelt. Keine überzeugenden Leistungen, Maradona ein Schatten seiner selbst. Lediglich seine Vorbereitung zum 1:0-Sieg gegen Brasilien hatte Diegos Klasse erkennen lassen. In Neapel wartete der Gastgeber, der bis dahin noch keinen Gegentreffer kassiert hatte. Ausgerechnet Neapel. Maradonas Königreich (er führte den SSC Neapel zwei Mal zum Titel). Der Regent bat die Neapolitaner vor der Partie, Argentinien zu unterstützen. Auf den Rängen hingen Transparente: "Maradona in unserem Herzen, Italien in unseren Liedern!"

    Die Führung von Schillaci glich Claudio Caniggia kurz vor Schluss aus. Im Elfmeterschießen setzten sich die Argentinier durch. Azzurri-Trainer Azeglio Vicini beschwerte sich anschließend über mangelnde Unterstützung. Maradona stand wieder im Finale. Dem Favoriten Italien blieb durch ein 2:1 über England nur der dritte Platz.


    Lothars neuer Schuh und Brehmes Perfektion

    Deutschland war im Finale haushoher Favorit. Bis zum Endspiel lag der Torquotient bei 2,21 der niedrigste der WM-Geschichte. Auch die letzte Partie hatte eine magere Ausbeute. Durch die Maradona-Affäre unterstützten die Zuschauer in Rom die DFB-Elf. Bei der argentinischen Hymne wurde gnadenlos gepfiffen. Argentinien mauerte. Deutschland erkämpfte sich 23:1-Torschüsse. Fünf Minuten vor Schluss gab es einen dubiosen Elfmeter für Deutschland. "Da hat der Rudi wohl etwas mitgeholfen", meinte Beckenbauer anschließend.


    Der etatmäßige Schütze Matthäus trat nicht an, da er "in der Halbzeit einen Schuh gewechselt" hatte. Brehme verwandelte sicher. Deutschland war Weltmeister. "Es gab eine Verschwörung gegen uns", meinte ein weinender Maradona. Eine schwarze Hand hat unsere Niederlage gewollt. Die Mächte sind stärker als Maradona. Der Elfmeter war nicht gegen Argentinien, er war gegen Maradona."



    Was sonst noch passierte:

    Kameruns Staatspräsident Paul Biya hatte das letzte Wort bei der Nominierung des Kaders. Er warf Keeper Joseph Antoine Bell aus der Elf und befahl die Nominierung des 38-jährigen Roger Milla, der auch prompt zum damals ältesten WM-Torschützen der WM-Geschichte wurde.


    Die Republik Irland nahm zum ersten Mal an einer WM teil.


    Die DDR spielte die letzte Qualifikation nach dem Mauerfall.

    Zum ersten Mal zückte der Referee in einem Finale die Rote Karte. Und das gleich zwei Mal gegen Argentinien.

    Von den 14 Partien der K.o-Runde mussten vier Partien durch Elfmeterschießen entschieden werden, acht gingen in die Verlängerung.

    Das 1:0 von David Platt für England gegen Belgien im Achtelfinale (120.) war das späteste Tor der WM-Geschichte.

    Der am längsten ungeschlagene Torwart der WM-Geschichte ist Walter Zenga. 1990 kassierte er 517 Minuten lang keinen Gegentreffer.

    :P


    Lobo





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  • 1994


    Effes Finger und drei weitere Tragödien
    Baggio der tragische Held - Rücktrittswelle im DFB-Team
    München - Eine WM in den USA? Bei der Bekanntgabe dieser FIFA-Entscheidung setzte es harsche Kritik von allen Seiten. Der "Soccer" belegte im öffentlichen Interesse gerade einmal Rang 95.
    Die USA schrieb vor Turnierbeginn: "Der Rest der Welt will uns allen Ernstes einreden, dass Fußball das Größte sei. Haben uns die Russen das gleiche nicht immer über den Kommunismus erzählt?" Und der Sportteil der "New York Times" widmete der WM zur Hälfte des Turniers gerade einmal zehn Prozent.


    Der Kaiser irrt sich


    Dennoch war es eine attraktive Endrunde mit vielen Überraschungen. Irland schlug Italien. Saudi Arabien gewann gegen Belgien. Südkorea holte ein Remis gegen Spanien. Und die starken Schweden wurden Dritter. Und Deutschland?


    "Im Grunde ist es völlig Wurscht, mit welcher Taktik Berti Vogts spielen lässt. Das deutsche Team ist stark genug", meinte Franz Beckenbauer vor der WM 1994 in den USA. Auch Kaiser können irren.


    Effenbergs "Stinkefinger"


    Selten erlebte ein deutsches Team eine so turbulente WM abseits vom Spielgeschehen. Effenbergs "Stinkefinger" und der Ärger mit den Spielerfrauen reihten sich nahtlos in die schwachen Vorstellungen der DFB-Elf ein.


    Mit viel Mühe zog der Titelverteidiger ins Achtelfinale ein (1:0 gegen Bolivien, 1:1 Spanien, 3:2 Südkorea). Im letzten Spiel zeigt der von den Fans verhöhnte Stefan Effenberg den Zuschauern den Mittelfinger. "Ein solcher Mensch hat in einer deutschen Nationalmannschaft nichts zu suchen", meinte Präsident Egidius Braun. "Effe" wurde nach Hause geschickt.


    Kolumbianische Tragödie


    Eine weitaus größere Tragödie spielte sich in der kolumbischen Stadt Medellin ab. Kolumbien galt nach Auftritten wie beim 5:0 in Argentinien als Geheimfavorit. Doch bereits 1984 hatte der kolumbianische Finanzminister erklärt: "Die Mafia hat unseren Fußball übernommen."


    Kolumbien schied unter anderem nach einem 1:2 gegen die USA bereits in der Vorrunde aus. Andrés Escobar unterlief dabei ein Eigentor. Nach der Heimreise wurde Escobar nachts um 3.30 Uhr vor einer Bar mit zwölf Schüssen ermordet. "Danke für das Eigentor", rief einer der Täter. Das Kartell hatte angeblich große Summen auf die Nationalelf gesetzt.


    Maradona am Ende


    Eine menschliche Tragödie überschattete die Argentinien-Gruppe. Mit 33 hatte sich Diego Armando Maradona wieder an die Weltspitze heran gearbeitet und brillierte in den Partien gegen Nigeria (2:1) und Griechenland (4:0).


    Doch dann wurde der "Göttliche" des Dopingmissbrauchs überführt. Er habe nur ein Spray für die Nase benutzt, meinte Maradona im Anschluss. Die Fifa sperrte die Nummer zehn. Argentinien scheiterte im Achtelfinale an Rumänien (2:3) mit dem überragenden Gheorghe Hagi. "Maradonas Sperre hat unsere Moral gebrochen", sagte Trainer Alfio Basile.


    Ein Land im Baggio-Fieber


    "Baggiomania" herrschte in Italien. Im Achtelfinale führte Nigeria bis zur 88. Minute gegen dezimierte Italiener. Die "Super Eagles" wirkten gegen Ende beinahe arrogant. Und Roberto Baggio bestrafte die Afrikaner mit zwei Treffern (89., 100.).


    Auch das Viertelfinale gegen Spanien entschied Baggio mit seinem 2:1 in der 88. Minute. Die Runde der letzten Acht bedeutete für die DFB-Elf Endstation. Lothar Matthäus hatte die Deutschen gegen Bulgarien zwar per Elfmeter in Führung gebracht. Doch Hristo Stoitchkov und Yordan Letchkov mit einem Flugkopfball drehten die Partie in 15 Minuten.


    Endstation Bulgarien


    Viele Nationalspieler erklärten daraufhin ihren Rücktritt. Überhaupt hatte Deutschland mit einem Schnitt von 28,5 Jahren das älteste Team der WM. Nur Berti Vogts sagte: "Ich mache weiter."


    Bebeto und Romario hatten mittlerweile Brasilien ins Halbfinale gebracht. Nicht immer schön, aber erfolgreich. "Magie und Träume gehören im Fußball der Vergangenheit an", stellte Selecao-Trainer Alberto Parreira fest. "Wir müssen Technik und Effizienz kombinieren."


    Baggio versagen die Nerven


    Das tat Brasilien auch im Halbfinale. Schweden wurde durch ein spätes Romario-Tor 1:0 in die Knie gezwungen. Italien setzte sich 2:1 gegen Bulgarien durch. Natürlich durch zwei Tore von Roberto Baggio.


    Der wurde zum tragischen Helden im Finale. Im Rose Bowl zu Pasadena stand es nach 120 Minuten 0:0 zwischen Brasilien und Italien. Zum ersten mal in der WM-Geschichte endete ein Endspiel torlos. Im Elfmeterschießen setzte der angeschlagene Baggio den entscheidenden Strafstoß in den Himmel. Brasilien war zum vierten Mal Weltmeister.



    Was sonst noch passierte:


    Die WM in den USA sah viele Neuerungen: Zum ersten Mal gab es drei Punkte in der Vorrunde und bei einem Rückpass durfte der Torwart den Ball nicht mehr aufnehmen.


    Der Italiener Mauro Tassotti brach dem Spanier Luis Enrique abseits vom Geschehen im Viertelfinale das Nasenbein. Der Referee hatte das Foul nicht gesehen. Die Fifa sperrte Tassotti im Anschluss für acht Spiele. Die erste Sperre in der WM-Geschichte, die auf einem Fernseh-Beweis basierte.


    Oleg Salenko markierte beim 6:1 gegen Kamerun fünf Treffer. Das ist in einem Spiel bis heute unerreicht. Roger Milla machte das Ehrentor für die Afrikaner. Damit ist er der älteste Spieler, der bei einer WM getroffen hat (42 Jahre und 39 Tage).


    Claudio Caniggia machte beim 2:1 gegen Nigeria das 1500. WM-Tor.


    Gianluca Pagliuca war der erste Torwart der WM-Geschichte, der des Feldes verwiesen wurde (beim 1:0 der Italiener gegen Norwegen).


    Beim 4:0 von Bulgarien gegen Griechenland ging eine lange Durststrecke zu Ende. Bis dahin waren die Bulgaren 17 WM-Spiele hintereinander ohne Sieg geblieben.

    :P


    Lobo





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  • 1998


    Zidane eint "Frankreichs verlorene Seele"
    DFB-Elf scheitert im Viertelfinale an Kroatien
    München - 643 Qualifikationsspiele und zum ersten Mal 32 Teilnehmer bei einer Endrunde. Die WM 1998 in Frankreich stellte in vieler Hinsicht Rekorde auf.


    Schon das Eröffnungsspiel ließ auf ein ansprechendes Turnier hoffen. Brasilien schlug vom Pech verfolgte Schotten 2:1. In den acht Endrunden zuvor hatte es bei den Eröffnungsspielen insgesamt gerade einmal fünf Treffer und vier torlose Remis gegeben.


    Tränen in Marokko


    Schottland musste schon nach der Vorrunde die Heimreise antreten, wobei sich erneut bestätigte: "Die Schotten sind früher wieder daheim als ihre Postkarten." Brasilien verlor das letzte Gruppenmatch in der Schlussphase überraschend 1:2 gegen Norwegen. Tränen in Marokko.


    Die starken Afrikaner mit ihrem Star Hadji wähnten sich schon im Achtelfinale, wurden aber in letzter Sekunde noch von den Norwegern überflügelt. Überraschend schied Spanien hinter Nigeria und Paraguay aus.


    "Der Unterschied zwischen Asien und Europa"


    Christian Vieri schoss die Italiener mühelos in die nächste Runde. Dennoch gab es bei den Azzurri Probleme. "Dualismo" titelte die Presse. Sollte Alessandro Del Piero oder Roberto Baggio spielen? Oder gar beide zusammen? Selbst das italienische Parlament mischte sich in die Diskussion mit ein. Kein einziges Mal spielten beide gemeinsam.


    Frankreich setzte sich souverän durch. Gegen Saudi Arabien feierte der Gastgeber in Unterzahl (Rot für Zinedine Zidane) ein 4:0. Saudi-Trainer Alberto Parreira meinte später: "Heute ist der Unterschied zwischen Europa und Asien aufgezeigt worden. Wer den geleugnet hat, ist weltfremd."


    Tragödie um Daniel Nivel


    Deutschland mühte sich zum Gruppensieg. Nach dem glanzlosen 2:0 gegen die USA lag die DFB-Auswahl in der 54. Minute 0:2 gegen Jugoslawien hinten. Doch durch Michael Tarnat und Oliver Bierhoff gelang noch der Ausgleich. Die Partie hatte einen tragischen Nebenschauplatz. Deutsche Hooligans prügelten den französischen Polizisten Daniel Nivel ins Koma. Der DFB erwog gar einen Rückzug, doch Berti Vogts wehrte sich vehement dagegen.


    Besser wurde auch der Auftritt im Achtelfinale nicht. Hernandez hatte Gegner Mexiko in der 47. Minute in Führung gebracht. Ein erneuter Kraftakt bescherte zwei Treffer durch Jürgen Klinsmann und Bierhoff und damit das Viertelfinale. "Über den Kampf haben wir es wieder geschafft", meinte Bundestrainer Vogts.


    Die Stunde des Michael Owen


    England und Argentinien bewiesen, wie es auch spielerisch möglich sein kann. Im besten Spiel des Turniers stand es schnell 1:1. Da schnappte sich der 18-Jährige Michael Owen den Ball an der Mittellinie, umkurvte mehrere Verteidiger und setzte den Ball in den linken Winkel.


    Jorge Valdano, argentinischer Weltmeister 1978, schrieb über Owens Treffer: "Die Sicherheit eines Chirurgen in jeder Bewegung. Die Hochgeschwindigkeitspräzision bei jeder Ballberührung und die Entschlossenheit eines Diebes beim Abschluss."


    Sündenbock Beckham


    England scheiterte im Elfmeterschießen. Nicht zuletzt, weil David Beckham nach einem Tritt gegen Diego Simeone die Rote Karte gesehen hatte (47.). "Zehn Helden und ein Idiot" titelte die englische Boulevard-Presse. Auf einer "Tabloid-Titelseite" hing Beckham gar am Galgen. Monatelang danach war es für "Becks" ein Spießrutenlauf durch Englands-Stadien, wo ihn Pfiffe oder Transparente wie "Beckscum" (scum=Abschaum) erwarteten.


    Wie schon 1994 stellten die Deutschen das älteste Team der Endrunde, was von der französischen Presse höhnisch mit "Jurassic Park" kommentiert wurde. Beim Viertelfinale gegen Kroatien ahnte Radio-Kommentator Jochen Sprentzel Böses: "Boban und Suker, das können zwei Leute wie Stoitchkov und Letchkov sein." Die hatten Deutschland 1994 aus dem Turnier geschossen.


    Berti Vogts ohne Stil


    Nach starken 40 deutschen Minuten sah Sprentzel dies: "Suker wird von Wörns böse von den Beinen geholt. Oh, oh. Was gibt es jetzt?" Es gab einen Platzverweis und die Vogts-Elf verabschiedete sich mit einem 0:3. "Bitter Berti. Alles riskiert und alles verloren!" titelte die "Bild" recht schmeichelhaft.


    Die Kritik an Vogts wurde nach einer konzeptlosen WM lauter. Und der Stil des Bundestrainers trug nicht gerade zu einem Imagegewinn bei. Ohne Gratulation verschwand er in der Kabine und schmiedete Verschwörungstheorien. "Wir müssen nach Hause. Warum auch immer. Das haben andere Leute zu verantworten. Vielleicht ist der deutsche Fußball zu erfolgreich. Die anderen können kratzen, beißen spucken gegen uns werden die Karten gezogen. Ich weiß nicht, ob es eine Anordnung gibt." Doch auch sein kroatischer Kollege Miroslav Blazevic sparte nicht mit Peinlichkeiten. "Die Fußballer sollen das wiederholen, was die Soldaten auf dem Feld erreicht haben."


    Das Traumfinale


    Gegner von Kroatien im Halbfinale war Frankreich. Die "Equipe Tricolore" hatte Italien im Elfmeterschießen geschlagen. Die Azzurri waren somit zum dritten Mal hintereinander bei einer WM an der grausamsten aller Entscheidungen gescheitert. Zwei Tore von Lilian Thuram brachten den Gastgeber knapp ins Finale gegen Brasilien, das vom Elfmeter-Punkt aus die Niederlande ins kleine Finale geschickt hatte.


    Der große Star der Franzosen, Zinedine Zidane, wurde zum Helden. Mit seinen beiden ersten Turniertoren köpfte "Zizou" sein Team in Führung. Emmanuel Petit schloss einen Konter zum 3:0-Finalsieg ab. 1,7 Millionen Menschen feierten auf Frankreichs Straßen. Das "Team der Rassenvielfalt" entlockte Staatspräsident Chirac den Satz: "Frankreich hat seine Seele wiedergefunden." Die Spieler aus den ehemaligen Kolonien der Franzosen machten aus den Nationalfarben "bleu-blanc-rouge" (blau-weiß-rot) "black-blanc-beur" (beur=dunkle Tönung der maghrebinischen Einwanderer).


    Noch mit 14 Jahren war Zidane an einem Sichtungslehrgang abgewiesen worden, da er "nicht aussieht wie ein Franzose". 1998 köpfte er die Franzosen in den Fußball-Olymp.




    Was sonst noch passierte:


    Lothar Matthäus spielte gegen Kroatien sein 25. WM-Spiel und ist damit alleiniger Rekordhalter.


    Österreich erzielte alle seine drei Tore in der Nachspielzeit.


    Gabriel Batistuta markierte gegen Jamaika einen Hattrick. Auf den Tag genau vier Jahre zuvor hatte Batigol in den USA ebenfalls einen Hattrick gegen Griechenland erzielt.


    Laurent Blanc machte beim 1:0 der Franzosen gegen Paraguay im Achtelfinale das erste Golden Goal der WM-Geschichte.


    Das 0:3 der Deutschen gegen Kroatien war die höchste WM-Niederlage eines DFB-Teams nach dem 3:6 gegen Frankreich 1958.


    Überraschend stand Ronaldo nicht in Brasiliens Aufstellung beim Finale, spielte letztlich aber doch. Gerüchte besagen, dass das "Phänomen" am Abend vor dem Endspiel einen Anfall hatte, und von Roberto Carlos gerettet wurde. Angeblich sollen Sponsoren auf den Finaleinsatz gedrängt haben.


    Kameruns Rigobert Song ist der einzige Spieler, der bei zwei Endrunden die Rote Karte sah (1994 gegen Brasilien, 1998 gegen Chile).


    Kritik gab es an Argentiniens Coach Daniel Passarella, der vor der WM Spieler wie Caniggia oder Redondo wegen langer Haare und Ohrringen aus dem Kader verbannt hatte.


    Die Politiker und Medien hatten vor der Partie USA - Iran reichlich Zündstoff verbreitet. Doch die Spieler Irans schenkten den US-Boys weiße Rosen "zum Zeichen des Friedens". Im iranischen TV liefen alle Partien um zehn Sekunden zeitversetzt, um anstößige Szenen, wie leichtbekleidete Frauen, auszusortieren.


    Der "normale Fan" hatte enorme Probleme, an Karten zu kommen, da viele Tickets an Sponsoren flossen. Kritik gab es deshalb von Spielern: "Ich sehe auf der Tribüne nur Typen in schwarzen Anzügen, als ob sie zur Beerdigung kommen", meinte Didier Deschamps. Und Jürgen Klinsmann ergänzte: "Fußball entwickelt sich zu dem, was Tennis früher war. Nicht mehr das Spiel steht im Vordergrund, sondern die Business-Maschinerie."

    :P


    Lobo





    Glück ist das einzige was sich verdoppelt, wenn man es teilt[SCHILD=random]der beste Lobo der Welt [/SCHILD]

  • 2002


    Der Titan im Tal der Tränen
    Deutschland feiert Rudis Truppe dennoch weltmeisterlich
    München - Fußball-Weltmeisterschaft. Alleine dieses Wort lässt die Herzen der Fans höher schlagen. Einen Monat lang gab es rund um den Globus nur ein Gesprächsthema. Es war, als würden alle Menschen der Welt 31 Tage denselben Film sehen, 31 Tage lang dasselbe Lied hören, 31 Tage lang dasselbe Buch lesen.


    Die verrückteste WM aller Zeiten

    Mit einem Flippertor setzte Pape Bouba Diop am 31. Mai 2002 den Ball ins Netz der Franzosen. Pape wer? Senegal schlug den Weltmeister 1:0, aber zu diesem Zeitpunkt dachte wohl niemand an eine der verrücktesten Endrunden aller Zeiten.

    161 Mal landete der Ball im Netz. Mit 2,52 Toren pro Partie war das der zweitschlechteste Durchschnitt der Geschichte. Nur Italia 1990 schnitt mit 2,21 Treffern schlechter ab. Ähnliches galt für den Zuschauerschnitt. Mit 42.269 Fans pro Spiel war in den letzten fünf Turnieren nur Spanien 1982 schwächer besucht.


    Ausrichter stöhnen - Sponsoren reiben sich die Hände


    "Das war kein finanzieller Erfolg", analysierte FIFA-Präsident Sepp Blatter. "Wir hatten Ausgaben für zwei Turniere und Einnahmen für eins." Auch in Zukunft werden die neu gebauten WM-Stadien Verluste machen. Einzig die Sponsoren durften feiern. In fünf Wochen wurden alleine in Japan 600.000 Trikots der Nippon-Elf und 1,5 Millionen Bälle verkauft.


    Aller guten Dinge sind fünf...


    Bereits die erste Partie ließ die Welt aufhorchen. Mit einem 8:0-Erfolg fegten die Deutschen am 1. Juni in Niigata den Asien-Meister Saudi Arabien aus dem Stadion. Miroslav Klose wurde nach drei Toren schon als neuer Held gefeiert. Es war der höchste deutsche WM-Sieg der Geschichte. Nur die Atmosphäre ließ zu wünschen übrig. "Da ist ja mehr Stimmung bei der Playstation", meinte Bernd Schneider nach dem Spiel.

    Zum fünften Mal war der Co-Gastgeber Südkorea bei einer WM dabei. Und am 4. Juni durfte endlich gejubelt werden. Das 2:0 über Polen bedeutete den ersten WM-Sieg der Verbandsgeschichte. Noch ahnte niemand den unglaublichen Triumphzug der Südkoreaner bis ins Halbfinale. Auch der andere Gastgeber spielte eine überraschend gute WM. Japan war zum zweiten Mal dabei und feierte seinen ersten WM-Triumph am 9. Juni beim 1:0 über Russland durch einen Treffer von Inamoto. Ein ganzes Land träumte. Bis zum Achtelfinale.


    23 kleine Beatles und ein Niederländer


    Guus Hiddink und die südkoreanische Mannschaft lösten im Land eine wahre Fußball-Hysterie aus. Millionen feierten und tanzten auf den Straßen, Hunderttausende in den Stadien. "Wir waren auf Terroristen und Hooligans vorbereitet, aber nicht auf so etwas", kommentierte ein Polizist in Seoul. Diese rote Wand mit ihren Sprechchören, die sich als echter Ohrwurm erwiesen, war eine der faszinierendsten Fan-Gemeinden der WM-Geschichte.


    Es war schön mit Euch!

    Die WM war ein leises Sayonara vieler Topstars. Größen wie Marc Wilmots, Gabriel Omar Batistuta, Paolo Maldini, Fernando Hierro, Cafù, Rivaldo oder Oliver Bierhoff werden wir 2006 in Deutschland nicht mehr sehen.

    Figo wer? Am 5. Juni rebellierte wieder ein Fußball-Entwicklungsland. Gegen die USA diskutierten Figo und Co. Wohl nur über die Höhe des Erfolges. Als sie sich nach 37 Minuten geeinigt hatten, führte die Amerikaner schon 3:0. Das 3:2 am Ende war eine der größten Sensationen der Geschichte. Der Aufstand der "kleinen Großen" sollte aber noch lange nicht zu Ende sein.


    Wer hat das Tor so klein gemacht?

    270 Minuten. Kein Tor, dafür fünf Mal Aluminium. Das war allerdings das einzig Weltmeisterliche der Franzosen. Ohne einen Treffer schied noch nie ein Titelverteidiger aus. Die "Grande Nation" flehte um Zinedine Zidanes Genesung. Sein Leidensgesicht steht sinnbildhaft für die französische WM-Katastrophe.

    Frankreich fühlte sich wenigstens nicht alleine. Mit Portugal, Polen und Argentinien schieden drei weitere hoch gehandelte Nationen nach der Vorrunde aus. Nach zwei Wochen konnten alle Endspiel-Tippscheine Frankreich - Argentinien bereits in die Mülltonne.


    Armes Afrika

    Winni Schäfers Löwen aus Kamerun waren nicht einmal gut genug für Siegfried und Roy. Auch Tunesien und Nigeria enttäuschten auf ganzer Linie. Über die Forderung Afrikas nach einem fünften WM-Teilnehmer wird nicht mehr diskutiert.


    Das schönste Tor der WM erzielte dennoch ein afrikanisches Team. Der Senegal entzückte Fußball-Fans am 6. Juni in Daegu gegen Dänemark. Vom eigenen Strafraum überbrückten die Senegalesen das komplette Feld in drei Zügen. Salif Diao schloss herrlich zum 1:1-Endstand ab. Weltklasse!


    Keane ist tot, lang lebe Irland

    Die Affäre um Roy Keane schockte schon vor der WM ganz Irland. Nach den Worten "Du englische V...., du warst ein beschissener Spieler und bist ein noch beschissenerer Trainer", gerichtet gegen Mick McCarthy, musste der Kapitän nach Hause. Die junge irische Elf spielte mitreißenden Fußball und schied unglücklich gegen Spanien im Elfmeterschießen aus. Die irischen Fans standen den südkoreanischen in nichts nach und sammelten Sympathien in der ganzen Welt. "Come on you Boys in green!"


    Das Tor steht auf der anderen Seite

    So oft trafen die Spieler bei einer Endrunde noch nie ins eigene Netz. Auch wenn die FIFA unverständlicherweise einige Eigentore den Stürmern gut schrieb. Das schönste verhinderte jedoch nicht der Weltverband, sondern der Pfosten. Beim Spiel Schweden gegen Nigeria am 7. Juni (2:1) traf Teddy Lucic beim Versuch zu klären das Knie von Mjällby. Von dort sprang der Ball aber nur an den eigenen Pfosten.

    "Der Fuß Gottes"


    In Frankreich 1998 wurde Beckham nach seiner Roten Karte gegen die Gauchos zum Sündenbock. Am 7. Juni 2002 beendete David Beckham sein Argentinien-Trauma. Becks feuerte den Ball vom Elfmeterpunkt ins argentinische Herz. "Nehmt dies, Senores! Das war Becks Rache. Der Fuß Gottes - Becks beendet Jahre der Schmerzen", titelte "The Sun".


    "Dorf-Schiedsrichter"

    Selten wurde bei einer WM so kontrovers über die Referees diskutiert. Linienrichter aus Uganda oder Trinidad und Tobago leisteten sich haarsträubende Fehler. Doch auch einige etablierte Unparteiische, wie Herr Lopez Nieto aus Spanien beim Spiel Deutschland gegen Kamerun, pfiffen amateurhaft. Er zückte 14 Mal Gelb und zwei Mal Gelb-Rot. Zu spät räumte die FIFA ihre Fehler ein und setzt erst ab dem Halbfinale auf die besten Referees.

    Am meisten wurden wohl die Italiener benachteiligt. Fünf reguläre Tore in drei Spielen aberkannt, dazu ein unberechtigter Platzverweis im Achtelfinale gegen Südkorea. Trotzdem zeigten die Azzurri wenig Größe. Von Verschwörung und Schande sprachen sie, von ihrer defensiven Spielweise und den vergebenen Chancen nicht. Der Gentleman Giovanni Trapattoni wurde kurzfristig zum Hooligan. Den Torschützen Ahn wollten sie in Italien nicht mehr sehen.


    Lebenslang für Seaman


    Fast von der Mittellinie..., naja, ganz so weit war es nicht. Aber David Seaman stürzte die Insel am 21. Juni in tiefe Trauer. Ronaldinho überwand den Arsenal-Keeper aus 35 Metern mit einem Freistoß. Brasilien weiter, Seaman am Boden. "Dieser Schnitzer wird Seaman sein Leben lang verfolgen!" schrieb der "Daily Express".


    "Dönerwetter"

    So titelte die "Bild" nach dem Einzug der Türken ins Achtelfinale. Letztlich wurden die starken Türken sogar Dritter der WM. Am 29. Juni schlugen sie Südkorea 3:2 und der bis dahin enttäuschende Hakan Sükür machte nach 10,8 Sekunden das schnellste Tor der WM-Geschichte. Trainer Senol Günes wurde vor dem Turnier noch hart kritisiert, kehrte jedoch als Triumphator mit einer tollen und vor allem jungen türkischen Elf in die Heimat zurück.


    Der Titan

    Er schoss uns ins Halbfinale. Dort kassierte Michael Ballack bei einer Rettungsaktion seine zweite Gelbe Karte. Kein Endspiel. Was machte der Kerl? Er ging nach vorne und schoss Deutschland ins Finale. "Eines der größten Dinge, die ich jemals von einem Sportler gesehen habe", urteilte Oliver Kahn.


    Der Titan brachte Deutschland mit seinen unglaublichen Paraden beinahe alleine ins WM-Finale. Dort patzte er ein Mal, und Ronaldo bestrafte ihn sofort. "Wer Kahn jetzt kritisiert, der bekommt es mit mir zu tun!" drohte Teamchef Rudi Völler. Recht hat er.


    Der Albtraum ist vorbei


    "Vor vier Jahren fehlte die Freude. Jetzt haben wir sie zurückgebracht". Ronaldo war die tragische Figur im Finale vor vier Jahren und musste über zwei Jahre mit einer Verletzung kämpfen. "Er kommt nie wieder zurück", meinten viele. 2002 wurde er Torschützenkönig mit acht Treffern, machte zwei Tore im Finale und durfte den Pokal küssen. Es tat gut, einen der besten Fußballer der Geschichte wieder gesund zu sehen.


    Wir sind stolz auf Euch!

    Hunderttausende feierten auf den deutschen Straßen. Zehntausende empfingen die Deutsche Elf nach der WM in Frankfurt. Man ist wieder zusammengewachsen. Diese Truppe um Rudi Völler hat Spaß gemacht. Vom Kantersieg gegen Saudi Arabien bis zum großartigen Finale am 30. Juni in Yokohama.



    Die Top5-Sprüche der WM:


    "Ich habe schon viel geschluckt. Aber alles kann ich auch nicht schlucken" (Fritz von Thurn und Taxis nach dem Hinweis, dass das "R" beim Spieler Park "geschluckt" werden und als Pak ausgesprochen werden muss).


    "Da tragen 65.000 Leute rot. Alles rot, nur ein Block im Stadion war hell: Das war Reiner Calmund." (Night-Talker Harald Schmidt über den fülligen Manager von Bayer Leverkusen).


    "Das war das typische Foul eines Hosenscheißers: Sohle drüberhalten, Körper wegdrehen" (Franz Beckenbauer zum Foul von Ronaldinho, das dem Brasilianer im Viertelfinale gegen England die Rote Karte einbrachte).


    "In der Vorrunde ausscheiden" (Oliver Kahn, genervt, vor der WM zu den deutschen Zielen).


    "Unsere Chancen stehen bei 50:50, oder 60:60" (Reiner Calmund)



    Die Top5-Pressestimmen

    "Dieses Spiel hatte etwas Beruhigendes: Wir haben wieder den Weltmeister gesehen." (die französische Zeitung L'Humanite nach dem 0:0 von Frankreich gegen Uruguay)


    "Mein lieber Schlappattoni - Italien nudelt sich durch" ("Bild" nach dem glücklichen Weiterkommen der Italiener)


    "Danny Mills wäre nicht einmal bei einem Fußball-Videospiel erste Wahl." (die "Times" über Englands Abwehrspieler)


    "Senegeil!" ("Blick", Schweiz, zum 1:0 von Senegal gegen Frankreich)


    "Es kann die verrückteste WM sein. Es können die schlechtesten Schiedsrichter pfeifen. Aber mitten im Chaos gibt es immer eine Sicherheit: Deutschland!" ("La Repubblica", Italien, nach dem 1:0 Deutschlands gegen Südkorea)




    Was sonst noch passierte:


    Das mitreißendste Spiel lief in der Vorrunde. Uruguay musste für das Achtelfinale am 11. Juni gegen den Senegal gewinnen, lag zur Pause jedoch schon 0:3 hinten. Die Urus glichen aus und Morales verpasste in der Nachspielzeit aus drei Metern per Kopf das 4:3. Wahnsinn!


    Die schlechtesten Frisuren hatten unumstritten die Irokesen Christian Ziege, Ümit Davala, Clint Mathis und der Osmane Ronaldo. Nicht jeder kann seinen Friseur einfliegen lassen, wie David Beckham.


    Spaniens Coach Jose Antonio Camacho wird mit seinen landesgroßen Schweißflecken unter den Armen seines blauen Hemdes in die WM-Annalen eingehen. Doch wenig Ästhetik heißt nicht immer Misserfolg. Spanien spielte erfolgreich wie nie, schied nach zwei regulären, aber aberkannten Treffern im Viertelfinale gegen Südkorea jedoch aus.


    Rivaldos Schauspieleinlage am 3. Juni beim 2:1 gegen die Türkei war eines Weltklasse-Spielers unwürdig. Als er am Knie getroffen wurde, bedeckte er sein Gesicht, leider nicht vor Scham.

    :P


    Lobo





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