FC St. Gallen

  • «Qualitativ stärker und homogener»


    Heute Samstag (17.45 Uhr) schliesst der FC St. Gallen in Bern gegen die Young Boys eine erfreuliche Vorrunde ab. Sportchef René Weiler zieht bereits jetzt eine Bilanz der ersten Saisonhälfte. Zudem blickt er in die nähere Zukunft und sagt, wie weit die Verhandlungen mit Alex fortgeschritten sind.


    René Weiler, was sagen Ihnen die Zahlen 9, 7, 1, 1, 22?René Weiler: Das müssten unsere neun Heimspiele sein, welche sieben Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage und somit 22 Punkte einbrachten. Damit haben wir eines unserer zwei Mannschaftsziele erreicht, nämlich zu Hause wieder zu einer Macht zu werden. Die andere Vorgabe, in der Tabelle wieder zu den ersten Fünf zu gehören, haben wir ebenfalls erfüllt.Die Heimbilanz des FC St. Gallen war in diesem Herbst beeindruckend. Ganz allgemein darf der Verein auf eine äusserst erfolgreich verlaufene Vorrunde zurückblicken. Sind Sie von der positiven Entwicklung der Mannschaft überrascht?Weiler: Ja und nein. Einerseits haben wir nach diversen Mutationen einen besseren FC St. Gallen erwarten dürfen. Andererseits konnte aber nicht damit gerechnet werden, dass wir am letzten Spieltag vor der Winterpause punktgleich mit dem Zweiten an der Tabellenspitze stehen.In der vergangenen Saison musste der FC St. Gallen bis fast zuletzt um den Ligaerhalt kämpfen. Wo sehen Sie die Gründe für die grossen Fortschritte?Weiler: Da gibt es einige. Die heutige Mannschaft ist qualitativ stärker und homogener. Die neuen Stammspieler Marcos Gelabert, Franco Di Jorio und Francisco Aguirre sind die erwarteten Verstärkungen. Ausserdem war Torhüter Stefano Razzetti bisher fehlerfrei, und Alex traf regelmässiger als in der Vergangenheit. Trainer Rolf Fringer und sein Betreuerstab verrichten sehr gute Arbeit. Und sowohl im als auch um den Verein herum spüre ich eine Solidarität, wie sie in meiner Amtszeit noch nie gelebt wurde. Zudem werden weniger Eigeninteressen verfolgt, und viele Profilierungssüchtige sind heute dem Verein fern.Einen grossen Anteil an der positiven Entwicklung hat ohne Zweifel auch Trainer Rolf Fringer. Sie haben sich im vergangenen Frühjahr für ihn stark gemacht. Wie gross ist Ihre Genugtuung, dass sich Rolf Fringer als richtige Wahl erwiesen hat?Weiler: Als ich den grossen Widerstand bei seiner Verpflichtung mitbekam, wusste ich, dass der Trainer auch für mich Erfolg haben musste. Doch ehrlich gesagt, habe ich nie an meiner Arbeit und meinen Entscheidungen gezweifelt. In der vergangenen Saison musste ich allerdings erkennen, dass die Akzeptanz, der im Umbruch stehenden Mannschaft Fehler und Misserfolge zuzugestehen, sehr gering war. Viele hatten zu schnell vergessen, dass der FC St. Gallen vor weniger als zwei Jahren noch auf dem zweitletzten Tabellenplatz klassiert war und mit grossen finanziellen Problemen zu kämpfen hatte. Ein schwer kranker Patient geht nach der Operation auch nicht gleich von der Intensivstation direkt nach Hause. (Pause) Rolf Fringer hat in seiner Karriere schon viel erlebt und erreicht. Seine Erfahrung war für mich von grosser Bedeutung. Zudem ist er taktisch wie rhetorisch gut und lässt offensiven Fussball spielen.Der FC St. Gallen hat sich während der Sommerpause geschickt ergänzt und verstärkt. Das beste Beispiel ist die Verpflichtung von Marcos Gelabert. Hat sich bei ihm gezeigt, wie vorteilhaft es ist, wenn ein Sportchef einen betreffenden Spieler vor Ort beobachten kann und nicht nur anhand von Videoaufnahmen einen Akteur auswählen muss?Weiler: Selbstverständlich ist es ein grosser Vorteil, wenn man die Spieler über eine längere Zeit live anschauen und sie direkt kontaktieren kann. Doch uns fehlen vor allem im Ausland die dafür nötigen Ressourcen. Vereine in den grossen Ligen beschäftigen mehrere Scouts im Ausland, welche die Spieler regelmässig in den Meisterschaftsspielen beobachten. Wir bauen derzeit ein Beziehungsnetz auf und aus. Doch die Fussballwelt ist gross und die Anzahl geeigneter und möglicher Spieler für den FC St. Gallen relativ klein. Auch deshalb ist das Videostudium immer noch ein geeignetes Hilfsmittel.Rolf Fringer hat in diesem Herbst des öftern gesagt, dass es dem Klub etwas zu gut gehe, dass der FC St. Gallen in der Tabelle fast ein bisschen zu gut dastehe. Teilen Sie die Meinung des Trainers?Weiler: Grundsätzlich lügt die Tabelle nie. Doch in unserem Fall ist sie vielleicht ein wenig trügerisch. Zu Beginn der Meisterschaft hatten wir viel Pech, als uns vor dem Saisonstart mit Jesus Mendez ein Mittelfeldspieler abhanden kam und zudem Davide Callà in der ersten Partie in Schaffhausen mit einem Kreuzbandriss ausschied. Doch danach konnten wir uns nicht über mangelndes Glück beklagen. Nicht selten konnten wir zum Beispiel in den letzten Spielminuten noch ein positives Resultat erzielen. Und auch den Forfaitsieg gegen den FC Aarau dürfen wir nicht vergessen. Jene Partie haben wir deutlich verloren. So gesehen teile ich die Meinung von Rolf Fringer schon.Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?Weiler: Verbesserungspotenzial gibt es im Fussball immer. Als Mannschaft wollen wir auswärts konstanter werden. Die Defensive kann noch sicherer, zweikampfstärker werden und mehr für den Spielaufbau tun. Aus dem Mittelfeld erwarten wir mehr Torgefahr, weil wir uns nicht ewig auf so treffsichere Stürmer verlassen können. Weiter sollen die vielen jungen Spieler, welche heute noch nicht zum Stamm gehören, näher an das verlangte Leistungspotenzial herangeführt werden.In der Vorrunde hat sich gezeigt, dass das Kader des FC St. Gallen etwas knapp bemessen ist. Werden Sie als Sportchef während der Winterpause Veränderungen am Team vornehmen? Und wenn ja, auf welchen Positionen? In welchen Mannschaftsteilen sehen Sie Handlungsbedarf?Weiler: Eine bis maximal zwei Veränderungen im Kader sind geplant und auch realistisch. Aus Diskretionsgründen möchte ich jedoch nicht öffentlich bekannt geben, welche Positionen verändert werden sollen. Eines steht jedoch fest: Solange unsere beiden Stürmer gesund bleiben, haben wir dort ganz bestimmt keinen Handlungsbedarf . . .. . . und solange diese auch beim Verein bleiben. Im Sommer 2007 läuft zum Beispiel der Kontrakt von Alex aus. Wie weit sind Sie mit den Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung?Weiler: Wir haben Alex ein gutes und faires Angebot unterbreitet. Ich hoffe, dass er dieses unterschreiben wird. Schliesslich würde ihm damit ein Transfer ins Ausland nicht verunmöglicht. Und trotzdem hätte er die Gewissheit, an einem Ort längerfristig gebunden zu sein, wo es ihm gefällt und sportlich gut läuft. Der Ball liegt nun bei ihm.Aber auch die Verträge von Stefano Razzetti, Marc Zellweger, Pascal Cerrone, Juan Pablo Garat und David Marazzi laufen im nächsten Sommer aus. Bleiben diese Spieler über das Vertragsende hinaus beim FC St. Gallen?Weiler: Diese Frage kann ich derzeit noch nicht beantworten. Die Routiniers Razzetti und Zellweger spielten bisher eine gute erste Saisonhälfte. Marazzi hat sein Potenzial noch zu wenig ausgeschöpft. Garat war von Verletzungen geplagt. Und Cerrone weiss selber, dass er nicht seine besten Leistungen abrufen konnte. Wir werden mit allen während der Vorbereitung auf die Rückrunde Gespräche führen und danach weitersehen.Was erwarten Sie vom FC St. Gallen in der Rückrunde?Weiler: Eine Bestätigung der erreichten Resultate und Ziele der Vorrunde. Wir wollen zu Hause weiterhin offensiven und erfolgreichen Fussball zeigen und Ende Saison unter den ersten Fünf klassiert sein. Die definitive Zielsetzung ist aber auch von allfälligen Kaderveränderungen abhängig.Und was erwarten Sie heute im letzten Spiel vor der Winterpause in Bern?Weiler: Sollten die Young Boys gegen uns gewinnen, hätte dies wahrscheinlich einen Zusammenschluss der Mannschaften auf den Rängen zwei bis sechs zur Folge. Wir wollen mit einem positiven Resultat diese erfreuliche Vorrunde unterstreichen und fahren selbstbewusst nach Bern.

  • Zitat von "donja"

    Was ist denn mit den St.Gallen Fans los. :?: :shocked:


    In der Ostschweiz müsste doch Freude herrschen: Rote Laterne abgegeben.


    5:3 gegen GCN! Topleistung! Gratulation an Nikki