Die Beryll-Krone (Folge 21) – Sherlock Holmes

  • Oh, wie ich es liebe, mit einem guten Gefühl blind Hörspiele zu erwerben, überzeugt davon, keinesfalls enttäuscht zu werden. So ergeht es mir mit den Hörspielen von Titania Medien. Der unsagbare Vorteil: bis auf den Titel weiß ich nichts vor dem ersten Hören über das Hörspiel. Vielleicht habe ich mir das Cover noch genauer angesehen. Dahingegen prüfe ich sonst mir unbekannte Hörspiele vor dem Kauf sehr genau: Ich lese meist sogar noch die Meinungen anderer Personen, um Fehlkäufe zu vermeiden. Das verrät selbstverständlich einiges über den Inhalt des Hörspiels und entsprechend eingeengt sind dann die eigenen Gedanken während des Hörens.

    Das vorliegende Abenteuer von Sherlock Holmes war mir bisher unbekannt. Entsprechend hatte ich beim Hören des Intros, bei dem der Bankier Holder aus seinem Privatvermögen einem scheinbaren kreditwürdigen Kunden Bargeld im Tausch gegen eine angeblich wertvolle Beryll-Krone leiht, ein schlechtes Gefühl. Hier muss das Verbrechen doch seinen Anfang nehmen, oder nicht? Anschließend erzählt der dem Nervenzusammenbruch nahe Bankier Sherlock Holmes, dass er aus Sicherheitsgründen den Pfand statt im Banktresor, lieber in seinem Schreibtisch zu Hause verfahrt hat. Spätestens hier war klar, dass Holmes wohl einen Diebstahl aufklären muss, doch das Motiv war noch spannend herauszufinden. Geht es gar um Versicherungsbetrug? Soll eine wertlose Kopie der Krone für die echte gehalten werden? Der Fall entwickelte sich dann doch ganz anders als gedacht: etwas banaler. Wenigstens sind die Übeltäter bei der Auflösung bereits alle bekannt, sodass der Hörer ähnliche Vermutungen haben könnte. Da er nicht selbst vor Ort sein kann, fehlen ihm die visuellen Reize, die Holmes bei der Aufklärung helfen und Möglichkeiten ausschließen sowie bestätigen.

    Der Fall ist recht pragmatisch, nicht sonderlich abgehoben und gefällt mir insgesamt, auch wenn er mit einem Mitglied des Königshauses und einer Liebesgeschichte keine neuen Figurkonstellationen in das Holmes-Universum einführt. Alles schon bekannt, trotzdem eine schöne Komposition.

    Ich frage mich immer noch, wie die Wände von Sherlocks Wohnung beschaffen sind und ob der Bankier seinen Kopf oder ein anderes Körperteil gegen die Wand schlägt. Es ist der einzige Moment, wo ich das Geräusch nicht eindeutig zuordnen kann. Darüber hinaus empfand ich alle weiteren Geräusche und den Musikeinsatz sehr angenehm.

    Uli Krohm als Bankier Alexander Holder ist in diesem Hörspiel omnipräsent. Er überzeugt vollends als mit blank liegenden Nerven bei Sherlock aufschlagender Mensch, der sich am Ende seiner Existenz sieht. Später fängt er sich wieder und zeigt ganz andere Seiten. Eine spannende Darbietung.
    Das eingespielte Trio Tennstedt-Bierstedt-Lemnitz ist gewohnt erstklassig. Ich finde Joachim Tennstedts verstellte Stimme als verkleideter Herumtreiber immer wieder herrlich. Detlef Bierstedt ist stimmlich der perfekte, meist ruhige Begleiter Sherlocks, der die Fragen des Hörers stellt und eine sehr menschliche Komponente an Holmes Seite stellt. Regina Lemnitz ist für mich die resolute Mrs. Hudson, die sich inzwischen an die sich oft unmöglich vorstellenden Gäste von Mr. Holmes gewöhnt hat, sich dabei jedoch nicht nehmen lässt, wenn schon wortlos, dann aber nicht lautlos, ihre Meinung kundzutun. Herrlich!
    In weiteren Rollen sind die wunderbaren Stimmen von Jan Makino (Jan Panczak), Maria Koschny und Dietmar Wunder zu hören.

    Fazit
    Ein weiteres gelungenes Holmes-Hörspiel, bei dem Uli Krohm zu meiner Freude eine große Rolle inne hat.

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