Robert Kraft: Das Hohelied der Liebe / Die Nihilit-Expedition (Buch)

  • Robert Kraft

    Das Hohelied der Liebe / Die Nihilit-Expedition

    Titelbild und Innenillustrationen: Adolf Wald

    Verlag Dieter von Reeken, 2024 Hardcover, 468 Seiten, 32,50 EUR


    Rezension von Carsten Kuhr


    Kaum ist ein Robert-Kraft-Titel erschienen, legt Dieter von Reeken bereits mit einem weiteren Band nach. Erneut enthält dieser zwei Romane des wohl produktivsten Kolportage-Autors seiner Zeit für uns bereit.



    Den Auftakt macht ein Roman, der ganz typische Versatzstücke Kraft‘scher Prägung in sich vereint.


    „Das Hohelied der Liebe“ schildert uns die Suche nach einer entführten Niederländerin. Erst kürzlich hat Texas Jack, der mit Buffalo Bills Wild West Show im alten Europa gastierte, sein Mariechen von Hyden geehelicht, da wird diese entführt. Über ein Kind aus England, das über eine visionäre Gabe verfügt, macht sich Texas Jack, begleitet von seinem Schwiegervater auf, die Gekidnappte zu suchen. Die Spur führt sie über Zentralafrika zum Reich der Tuaregs und dann zu den arabischen Stämmen - allein, die Verschwundene finden sie nicht.



    Der junge Erfinder Artur Schwarz hat es wahrlich nicht leicht, sein Glück zu finden. Da reist er, extra um eine Stelle anzutreten, nach Australien; dort angekommen, ist die versprochene Profession bereits vergeben. Er beginnt in der Firma Cunning als Zeichner zu arbeiten und klettert, nicht etwa wegen seiner Erfindungen, sondern weil er Radrennen gewinnt, schnell die Karriereleiter nach oben.


    Als eines Tages der Franzose Charles Leonard, der mit seinem Rad die Wüste durchquerte, in der Firma erscheint und berichtet, dass er im Nirgendwo des Outback die Leiche eines riesigen Kriegers, der in eine merkwürdige Rüstung gehüllt war, gefunden hat, ist die Aufregung groß. Das unbekannte Metall, aus dem die Rüstung gefertigt ist, wäre ob seiner Widerstandskraft ein Gewinnbringer.


    Eine Forschungsexpedition wird ausgesandt, deren Anführer unser Artur ist. Nachdem die Truppe durch Krankheiten und Unfälle auf drei Männer dezimiert wurde, wird sie von den riesigen Kriegern gefangengenommen und in deren Reich entführt. Ein Reich, das von einer Göttin - halb Mensch, halb Tiger - geführt und de facto von den Priestern beherrscht wird. Es kommt zur Rebellion, die spät scheitert, und zur Flucht der Überlebenden Europäer - verfolgt von den unnachgiebigen Häschern der Wuloden…



    Vorliegender Band führt die Robert-Kraft-Edition im Verlag Dieter von Reeken fort. Damit nicht genug, hat der Verleger angekündigt, ab März 2024 die vierbändige Ausgabe des Kolportage-Romans „Um die indische Kaiserkrone“ aufzulegen, danach könnte „Im Panzermobil um die Erde“ und „Im Aeroplan um die Erde“ folgen.


    Uns erwarten zwei echte Robert-Kraft-Werke. Voller Verve führt uns der Verfasser hinein in fremde Welten, zu exotischen Zivilisationen und bietet jede Menge Geheimnissen. Dabei fällt auf, dass anders als in den voluminöseren Werken kein durchgängiger Bösewicht das Leben unserer Erzähler schwer macht. Stattdessen reihen sich im ersten Titel immer neue Landschaften und deren den Lesern so fremde Kulturen aneinander, besucht unser Ehegatte auf der Suche nach seiner entführten Braut immer weitere, abgelegene Landstriche. Hier spielt der Verfasser geschickt mit der Faszination, die die Beschreibungen der fernen Gestade auf die Leserinnen und Leser ausübt. In ihrem zumeist tristen Alltag gefangen, träumten sich die Dienerschaft und Arbeiter durch die Lektüre in exotische Gefilde, derer sie nie im Leben ansichtig werden konnten.


    Ein wenig anders gelagert sieht die beim zweiten Titel aus. Hier nutzt Kraft das Terra incognito der australischen Steppe, um uns mit einer geradezu klassischen Lost-Race-Erzählung zu faszinieren. Das hätte so ohne Zweifel auch in den US-Pulp-Magazinen der Zeit erscheinen können, hätte Burroughs und Co. locker auf die Plätze verwiesen.


    Alles in allem werden hier zwei Texte aus Kraft‘scher Fertigung geboten, die uns einen Autor zeigen, der wunderbar packend und unterhaltsam zu fabulieren wusste und auch heute noch, sieht man von gewissen der Zeit geschuldeten Rassismus-Exzessen ab, gut lesbar sind.


    Quelle: https://www.phantastiknews.de/…e-nihilit-expedition-buch