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H.P. LOVECRAFTS DAS GRAUEN VON DUNWICH 1-3
Gou Tanabe
Comic
In meiner Brust schlagen in Bezug auf den legendären US-amerikanischen Horror-Autor H.P. Lovecraft (1890-1937) zwei Herzen: zum einen ist da die schon in jugendlichen Jahren, als seine Bücher als Geheimtipp gehandelt wurden, geprägte Faszination für seine Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem im Nordosten der USA, in Neuengland angesiedelten Stories, die als echte Horrorklassiker bei mir das anzustellen vermögen, was seine Nachahmer nicht schaffen: mich wirklich zu gruseln. Zum anderen ist da dieser unangenehme, oft kritisierte und analysierte Unterton in seinen Stories „das Fremde“ betreffend. Liest man Lovecrafts Stories, malt das eigene Hirn die Bilder dazu – die eigenen Vorurteile sind dann Teil des Problems. Hat man eine Graphic Novel vor sich, wie die aktuelle dreibändige Lovecraft-Umsetzung von Gou Tanabe, ist das schon wieder anders. Denn so sehr ich den exzellente zeichnerische Arbeit abliefernden Tanabe für seine handwerklichen Fähigkeiten und seine Begabung zur Visualisierung von Lovecrafts finsteren Fabeln bewundere, so muss ich im konkreten Fall auch Kritik üben. Der das Böse in Welt holende Wilbur Whateley aus „The Dunwich Horror“ (1928/29), ein viel zu schnell wachsender und erwachsen gewordener Junge aus einem Hinterwäldlerkaff, der sich verdächtig für die Originalversion des Necronomicon interessiert, hätte nicht von Teint, Augenstellung etc. her im Vergleich zu seinen mitteleuropäisch dargestellten Eltern so „fremd“ angelegt werden müssen, auch wenn das durchaus der literarischen Vorlage entspricht. Davon abgesehen ist auch diese Lovecraft-Visualierung enorm detailreich und bildgewaltig – und macht immer wieder Gänsehaut.
Quelle: https://www.ox-fanzine.de/review/hp-love…u-tanabe-135585