2005 / 07 Rockbitch: Motor Driven Bimbo (1999)

  • So, nach einer musikalisch wenig ereignisreichen Woche und einigen dringenden Terminen in dieser Woche nun endlich *tusch* das neue Album der Woche :)


    Rockbitch
    Motor Driven Bimbo (1999)


    [asin]B00000JB53[/asin]


    Genre: Heavy Metal / Rock
    Gesamtzeit: 53:20
    Titelanzahl: 13


    [01] SNAFU (5:19)
    [02] The Church (4:14)
    [03] Eveline (4:33)
    [04] Baby (4:21)
    [05] Sex & The Devil (3:39)
    [06] Open Letter (1:24)
    [07] Nympho (3:39)
    [08] Innocence (5:07)
    [09] Lucifer (5:20)
    [10] Essex Girl (4:17)
    [11] Tell Me (3:36)
    [12] Bride Of Christ (4:15)
    [13] Diva (3:20)


    Frage: Was muß passieren, damit man in Deutschland Auftrittsverbot bekommt? Antwort: Einiges.
    Nachdem Rockbitch ein paar recht deutliche Auftritte anlässlich der Promotion-Tour zu ihrem 99er Debüt „Motor Driven Bimbo“ abgeliefert hatten, griffen die Behörden ein und verbannten das Septett von deutschen Bühnen. Die Mitglieder werden es gewohnt sein, immerhin hatten sie bereits mit britischen Behörden dieselben Probleme. Und mit kanadischen. Und australischen. Und – kein Wunder - mit amerikanischen. Und sogar – größeres Wunder – mit den japanischen.
    Der Grund? Die … äh … äußerst sexuelle Freizügigkeit, mit der die sieben ihre Bühnenauftritte gestalten.
    Doch zunächst seien die einzelnen Bandmitglieder vorgestellt: „Julie“, meist blau eingefärbte Frontfrau, Ex-Soldatin mit eindrucksvoller Stimmpalette von Unschuldsengel bis Racheengel, „Babe“, Ex-Medizinstudentin, eisenkettenbehangene Sängerin und Rhythmus-Gitarristin, „The Bitch“, Bassistin von einem Format, das viele Ottonormal-Bassisten vor Neid erblassen lässt, „Nikki“, Ex-angehende Psychiaterin und Keyboard-Expertin, „Epone“ bzw. „Jo“, Ex-Straßenmädchen, Ex-Autodiebin, die sich dann doch dazu entschlossen hat, sich auf der Bühne dem Schlagzeug zu widmen, „Luci“, Ex-Grafikerin und jetziges Rockbitch-Sprachrohr und –Lieblingsopfer sowie der Hahn im Korb, „The Beast“, auf der Bühne meistens rechts außen zu finden, wo er die Performance der Mädels nicht zu stark behindert und ungestört auf seiner Gitarre arbeiten kann.
    Wie darf man sich einen Rockbitch-Auftritt vorstellen? Sehr freizügig, sehr offen und für unschuldige, zart besaitete Gemüter beim besten Willen nicht geeignet. Frau zieht lautstark über die männlichen Schlappschwänze her, gibt sich so rotzig wie AC/DC zu ihren besten Zeiten und belässt es nicht nur bei dezenten Andeutungen. Da, wo sich andere Künstler höchstens mal in den Schritt greifen, zerren die Mädels von Rockbitch harmlose Männer aus dem Publikum und schmeißen sich ihnen im Evakostüm an den Hals, zur Not auch mit diversem, garantiert nicht jugendfreiem Spielzeug oder Domina-Gehabe (wobei die Live-Peitschenhiebe meistens auf dem Rücken von „Luci“ landen). Auch untereinander sind die Bandmitglieder aktiv - da verschwindet schon mal die Zunge der Sängerin im Hals der Gitarristin oder ein Drumstick in der Keyboarderin … Kurz: wenn sogar schon die japanischen Behörden einschreiten, kann man davon ausgehen, dass die Rockbitch-Bühnenshow nicht wirklich mit einem Boyzone-Konzert vergleichbar ist ;)
    Wenn man das nun liest, könnte man schon fast davon ausgehen, dass Rockbitch mit exzentrischen Bühnenshows mangelnde Musikalität übertünchen wollen. Daß das jedoch nicht so ist, beweist das bislang einzige offizielle Album „Motor Driven Bimbo“.
    Hier begegnen dem geneigten Heavy Metal-Hörer komplexe Synthiflächen, rasiermesserscharfe Riffs, erstaunliche Stimmbandeskapaden und eine fantastisch eingespielte Rhythmusgruppe, bei der man vor allem Bassistin „The Bitch“ nochmals hervorheben sollte, die gekonnt das Vorurteil vom Bassisten widerlegt, der sein Instrument nur deshalb übernehmen musste, weil ihm für die Gitarre die Virtuosität fehlte. Energie zieht sich durch fast alle Albentitel und sowohl Headbanger wie auch Leute, die gerne mal den Bass auf Anschlag drehen, werden hier bestens bedient werden. Einzig das Synthi- und Schluchz-Intermezzo „Open Letter“ und der klassisch-poppig anmutende Abschlußtitel „Diva“ bieten ein wenig Luft zum Durchatmen. Wer sich also musikalisch mit Black Sabbath, Cunt, Faith No More, Rush oder Rage Against The Machine anfreunden konnte, sollte Rockbitch auf jeden Fall eine Chance geben.
    Textlich geht es ebenso zur Sache. Neben allgegenwärtigen sexuellen Anspielungen (obwohl … viel Spielraum für Interpretationen lassen diese „Anspielungen“ eigentlich nicht) finden sich auch diverse Stinkefinger in Richtung von Machos, Möchtegernen und intoleranten Glaubensgemeinschaften.
    Alles das zeigt eine Band mit großem musikalischen Potential. Bei ihren Bühnenshows legten sie meistens noch eine Schippe drauf, so dass zwei, drei Albentitel, die in der Studiovariante doch arg „gezähmt“ wirkten, vor Publikum erst richtig zur Geltung kamen. Selbstverständlich muß auch erwähnt werden, daß viele Stücke des Albums so konzipiert waren, daß man live bequem mindestens ein Solo darin unterbringen konnte. Durch die vorgenommene Straffung ging natürlich einiges (auch an Virtuosität) verloren, aber man kann es zumindest noch erahnen.
    Die Frage, die man mittlerweile stellen muß, ist allerdings, inwiefern Rockbitch überhaupt noch existieren. Die offizielle Seite hat einige Umzüge hinter sich und besteht mittlerweile nur noch aus einem Trümmerhaufen, viele Fanseiten wurden gesperrt oder aufgegeben und die letzten Informationen bezogen sich nur noch auf Veröffentlichungsdaten von Live-Material auf VHS bzw. DVD (2004/2005). Trotzdem heißt es immer wieder aus inoffiziellen Kreisen, dass Rockbitch noch auf Tour sind, hauptsächlich in französischen, belgischen und niederländischen Gefielden. Inoffiziellen Meldungen zufolge ist auch ein zweites Studioalbum namens "The Kali Yuga" oder "Psychic Attack" bereits seit einiger Zeit eingespielt, allerdings gab es vor der geplanten Veröffentlichung 2001 einige Probleme mit der Plattenfirma, die anscheinend bis heute noch nicht vom Tisch sind. "The Beast" bat im vorherigen Jahr darum, musikalisch etwas kürzer treten zu dürfen, weshalb er auch an den Einspielungen des Albums nicht beteiligt war. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Das, was man mit "Motor Driven Bimbo" auf die Ohren bekommt, schreit (teilweise sogar im wahrsten Sinne des Wortes) nach einer Fortsetzung.


    - "The Bitch" (damals noch "Amanda"), "Julie", "Babe" und "The Beast" spielten vor "Rockbitch" bereits in einer anderen Band zusammen. Diese trug den schönen Namen "Red Abyss". Wer glaubt, daß das unzweideutig klingt, irrt an dieser Stelle; "Red Abyss" ist ein englisches Synonym für "menstruierende Vagina". Man kann darauf schließen, daß die Texte damals zwar ebenfalls recht provokant waren, allerdings bezeichnete "The Bitch" das musikalische Niveau als "äußerst niedrig".
    - "Red Abyss" wurden aus der männlich dominierten Musikszene herausgemobbt, indem man sie - trotz bravbürgerlicher Auftritte - als Musiker zweiter Klasse hinstellte, die Gagen an die Roadies statt an die Bandmitglieder auszahlte, ihre weiblichen Manager ignorierte oder sogar männliche Supportacts dazu aufforderte, die Auftritte der Damen zu sabotieren. Das änderte sich auch nicht, als "Red Abyss" starb und "Rockbitch" entstand.
    - "Rockbitch" hatten schon beschlossen sich aufzulösen, als sie zu einem Harley Festival in Frankreich eingeladen wurden. Es sollte ihre Abschiedsvorstellung werden, also feierten die Bandmitglieder vor ihrem Auftritt hinter der Bühne eifrig mit ein paar Stripperinnen. Derart aufgeheizt traten sie vor ihr Publikum und lieferten eine heftige Sexshow ab. Die Hälfte der Biker ergriff die Flucht (:D), die andere Hälfte war hellauf begeistert. "Rockbitch" existierten also weiter.
    - Man mag vielleicht glauben, daß die Live-Auftritte von "Rockbitch" nur für Männer interessant seien ... dennoch fanden sich bei den Konzerten immer auch sehr viele Frauen ein. Und es waren definitiv nicht die Freundinnen, die mal eben nachschauen wollten, was denn der Flegel so alles anstellte, wenn er allein unterwegs war :D
    - Rockbitch „flohen“ vor der britischen Prüderie nach Frankreich, wo sie in einem alten Kloster (ausgerechnet ...) als WG zusammenleb(t?)en.
    - Die Mitglieder von Rockbitch kämpfen hauptsächlich für Toleranz. Auch, wenn in „The Church“ die Institution Kirche nicht besonders gut wegkommt, betrachten sich alle Mitglieder als „gläubig“. In vielen Interviews machten sie aus ihrer Vorliebe für PAGAN bzw. Paganismus keinen Hehl (für Unbedarfte: unter Paganismus versteht man die Rückbesinnung auf die vorchristlichen Gottesbilder; in den Paganismus fallen teilweise ebenfalls die als okkult bezeichneten Seitentriebe „Hexenkunst“, "Tantra", "Sexmagie" und „Schamanismus“ / „Druidentum“ … im Mittelalter hätte man „Paganismus“ unter dem unschönen Wort „Ketzer-" oder "Heidentum“ zusammengefasst)
    - Weshalb das „Rockbitch House Of Horrors“, wie die Bandmitglieder augenzwinkernd ihre WG nennen, mehrere Gebetsräume, einige skurrile Zimmer wie den völlig dunklen, absolut stillen „Black Room“, ein weiteres Zimmer mit Ketten an den Wänden, aber nur ein einziges Bett für alle Bandmitglieder hatte, soll an dieser Stelle der Fantasie des Lesers / der Leserin überlassen bleiben.
    - Rockbitch wurden zwar mal im bundesdeutschen Fernsehen erwähnt, allerdings wurde niemals ein Video, geschweige denn ein Interview im Fernsehen ausgestrahlt. Hintergrund dürfte gewesen sein, daß die Damen selbst bei letzterem äußerst offenherzig sind. So schien ihnen einst der Modestil „oben ohne und unten auch nicht gerade viel“ bei einem Radiointerview angebracht zu sein …
    - „The Beast“ als einziger Mann wurde oft als „Zuhälter“, „Löwenbändiger“ oder „Master Of The Bitches“ bezeichnet, obwohl er immer wieder betonte, daß er „nur der Gitarrist“ sei und sowohl innerhalb der Band wie auch auf der Bühne nicht viel zu sagen hätte. Das würde man schon alleine daran erkennen, daß er das einzige Bandmitglied sei, das am Ende des Konzerts noch genauso angezogen sei wie zu Beginn.
    - „Motor Driven Bimbo“ wurde unter deutscher Leitung aufgenommen.
    - Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen die Musikaufnahmen auch sehr „unbetucht“ vorgenommen worden sein.
    - Rockbitch veröffentlichten nach „Motor Driven Bimbo“ „nur noch“ zwei Konzertmitschnitte auf VHS bzw. DVD. Besondere Ironie: während in einem Fall das eigentliche Konzert vielleicht noch an den australischen Sittenwächtern vorbei gekommen wäre, sorgte das Bonus-Material dafür, daß das Band auf dem Index landete. Die beigepackte Diskussionsrunde über sexuelle Themen und der Mitschnitt des bandinternen Quickies in einem Taxi waren anscheinend doch ein Tick zuviel :D
    - Nach der Bitte von "The Beast", sich musikalisch etwas zurückziehen zu dürfen, griff überraschenderweise "Luci" für einige Auftritte zur Gitarre, um gemeinsam mit "Babe" den Leadgitarristen zu ersetzen.

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