Erneut "schallende Ohrfeige" für das deutsche Bildungssystem

  • Deutschland sackt weiter ab


    Die Reformbemühungen fruchten nicht recht: Trotz leichter Verbesserungen fällt das deutsche Bildungssystem im internationalen Vergleich zurück. Das geht aus der jährlichen Bildungsanalyse der OECD hervor. Hauptproblem: Deutschland hat zu wenig Abiturienten und Akademiker.


    Schlecht, schlechter, unser Bildungssystem: Im internationalen Vergleich weisen die deutschen Schulen und Hochschulen erhebliche Defizite auf. Das geht aus dem Bericht "Bildung auf einen Blick" hervor, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) heute veröffentlicht hat. Im weltweiten Vergleich sackte Deutschland von Platz 10 auf Platz 22 ab.


    Der OECD-Bericht beschreibt die Situation so: Deutschland ist wegen des Akademikermangels derzeit nicht in der Lage, Ingenieure, die kurz vor der Rente stehen, durch junge Absolventen zu ersetzen. Ebenso steht es um die Pädagogen - auch bei ihnen ist das Verhältnis zwischen Jungakademikern und aus dem Beruf Ausscheidenden ungünstig.


    Weiter schafft es nur ein kleiner Teil eines Jahrgangs, einen akademischen Abschluss zu bekommen. Dabei schneidet Deutschland erheblich schlechter ab als die OECD-Länder im Schnitt. Nur 32 Ingenieure kommen hierzulande auf 1000 Menschen eines typischen Abschlussjahrgangs - in vielen OECD-Ländern sind es dagegen 44. Auch bei anderen naturwissenschaftlich-technischen Fächern ist die deutsche Absolventenquote im OECD-Vergleich ähnlich gering. Deutschland konnte in den letzten zehn Jahren die Zahl der Studenten zwar um fünf Prozent steigern - aber die 29 anderen wichtigsten Industrienationen legten im Schnitt um 41 Prozent zu.


    Kritisiert wird in der jährlichen Bildungsanalyse auch die niedrige Abiturientenquote und der hohe Anteil der Studienabbrecher in Deutschland. Lob gibt es vor allem in zwei Punkten: Bei den Promotionen liege Deutschland international in der Spitzengruppe und sei außerdem eines der beliebtesten Gastländer für ausländische Studenten - auf Platz drei hinter den USA und Großbritannien.


    Die OECD spricht in ihrem Bericht auch einen weiteren Punkt an, den kürzlich auch das Deutsche Studentenwerk in der Sozialerhebung bemängelte: So hängt es in Deutschland nach wie vor stark von der sozialen Herkunft ab, ob jemand einen Hochschulabschlusses schafft. Der Anteil von Akademikerkindern unter den Hochschulstudenten ist 2,2 mal so hoch, wie es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. In Irland dagegen habe die akademische Bildung des Vaters so gut wie keinen Einfluss darauf, ob ein Kind studiert oder nicht.


    "Kinder werden hierzulande bereits mit zehn Jahren auf unterschiedliche Bildungswege verteilt. Wer aus einer benachteiligten Familien kommt, wird dabei eher auf einen Bildungsweg geleitet, der eine geringere Leistung erwarten lässt", kritisierte OECD-Generalsekretär Angel Gurría.


    Das Risiko, arbeitslos zu werden, nimmt laut OECD-Studie mit höherem Bildungsstand deutlich ab. Akademiker verdienen mehr. So erhielten in Deutschland im Jahr 2005 Berufstätige mit einem Hochschulabschluss im Schnitt ein um 56 Prozent höheres Gehalt als Berufstätige, die nur über einen Realschulabschluss, Abitur oder eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten. Im Jahr 1997 lag dieser Vorteil nur bei 33 Prozent.


    Menschen ohne Berufsabschluss sind dagegen immer stärker von Arbeitslosigkeit betroffen. So habe sich zwischen 1991 und 2005 für diese Gruppe die Arbeitslosenquote von 7,4 auf 20,2 Prozent fast verdreifacht. Nach der Slowakei, Polen und Tschechien war dies die höchste Arbeitslosenquote für Geringqualifizierte innerhalb der OECD.


    Die Veröffentlichung des Berichts löste gegensätzliche Reaktionen aus: "Bildung ist der Schlüssel für die Zukunft unseres Landes - Bund und Länder haben die Weichen richtig gestellt", lobten Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und der Präsident der Kultusministerkonferenz, Jürgen Zöllner (SPD), die deutschen Reformanstrengungen. Die Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen dagegen sprach von einer "schallenden Ohrfeige" für die Bundesregierung und die Länder. Deutschland bilde viel zu wenig Akademiker aus, um den bestand an Fachkräften zu sichern. "Campus-Maut, Bafög-Knauserei und Studienplatzmangel stehen den Studienberechtigten im Weg", so Priska Hinz und Kai Gehring von den Grünen.


    quelle: kat/ddp/dpa/afp


    es ist schon echt zum kotzen zu sehen, wie schnell auf der einen seite gesetze zum thema anti-terror, hackerparagraphen und lauschangriffe beschlossen werden und auf der anderen seite gesetze die unser bildungssystem verbessern sollen, auf der strecke bleiben bzw. auf lächerliche art und weise "gelöst" werden, wie z.b. der peinliche "kibitz" ansatz ala längere betreuung aber ohne zusätzliche arbeitskräfte. X(


    kein wunder, dass wir den amis immer ähnlicher werden. genauso fett, dämlich und naiv, durch schlechte ernährung, bildung nur für die zahlungskräftigen und noch mehr polizeistaat. als ersatz gibt's 24/7 tv-asozial, handy-klingeltöne von tokio-bordell und ballerspiele ala counterstrike. so bleibt das packvolk schön blöd und die regierenden haben leichter freie hand. als sahnehäubchen wäre doch noch cool ein paar hartz4 empfänger als kanonenfutter nach afghanistan zu schicken oder? :kotz:

    Unterwegs sein


    das ist es doch
    per pedes per Rad
    per Bahn per Flugzeug
    per Kopf in ferne Zonen
    zu finden was unauffindbar
    jenseits der Grenzen
    deiner selbst

    Einmal editiert, zuletzt von jcy ()

  • Das Problem ist ja nicht wirklich neu, nur sagt es einer mal endlich laut.
    Ich arbeite ja schon seit etlichen Jahren an der Universität und die "goldenen Zeiten" als noch Geld für Forschung und Lehre zur genüge da war sind schon lange vorbei. Bei den Naturwissenschaften und Medizinern schlagen sich heute die Studenten (und Mitarbeiter) mit Ausstattung rum die größtenteils älter ist als die meisten Studenten. Und das ist nicht nur bei kleinen Universitäten so.


    Aber Hauptsache man schafft Gesetze deren Einhaltung kaum zu kontrollieren ist. :rolleyes:

  • Äh, wie lange (oder wie kurz) ist es her, dass alle gejammert haben: Die deutschen studieren zu viel, wir haben Fachkräftemangel in den Ausbildungsberufen?


    Diese Studien gehen mir auf den Keks, glauben kann man eh keiner, solange man nicht den Auftraggeber, die genauen Rahmenbedingungen und die Motive kennt.


    Gruß
    spacie

    spacie

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    Duff is best !
    :prost:
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  • Zitat

    Original von spacie
    Äh, wie lange (oder wie kurz) ist es her, dass alle gejammert haben: Die deutschen studieren zu viel, wir haben Fachkräftemangel in den Ausbildungsberufen?


    Ungefähr so lange, wie die Meldung die Runde gemacht hat "Wir haben zu viele arbeitslose Akademiker. Und die hauen uns alle ins Ausland ab, weil sie hier keine Anstellung finden." :naja:


    Zitat

    Diese Studien gehen mir auf den Keks, glauben kann man eh keiner, solange man nicht den Auftraggeber, die genauen Rahmenbedingungen und die Motive kennt.


    ... oder diese nur von einer Seite her beleuchtet. Für die da oben bemängelte Situation wird es bestimmt auch gute Gründe geben, die eben nicht nur in einer fürchterlichen Kindheit zu suchen sind.


    Gruß
    Skywise


    - edit -
    Und mit irgendwelchen Pauschalaussagen wäre ich ohnehin erst mal vorsichtig, weil ich mir denke, daß die Situation auch von Studienfach zu Studienfach unterschiedlich ist. Daß wir hier zu wenig akademische Philosophen haben, glaube ich sofort, immerhin bestreiten Philosophen alles außer ihrem Lebensunterhalt :naja:

    2 Mal editiert, zuletzt von Skywise ()