Wenn es um piepsende Telefone bei Kulturveranstaltungen geht, versteht man in Frankreich keinen Spaß mehr. Ein Minister will Kino- und Bühnenbesitzern erlauben, die nervigen Handys im Saal mit Störsendern lahm zu legen.
Die Kulturnation setzt ein Zeichen gegen den Sittenverfall. Betreiber von Kinos, Theatern und Konzertsälen sollen demnächst mit speziellen Störsendern gegen das omnipräsente Handyklingeln vorgehen können. Dies sagte Frankreichs Industrieminister Patrick Devedjian heute in einem Interview mit dem Radiosender "France Info".
Nach Angaben des Ministers klagen immer mehr Kinobesitzer über sinkende Einspielergebnisse, weil sich die Gäste vom Gebimmel der Mobiltelefone gestört fühlen. Bei Musikaufführungen sei die Situation ganz ähnlich, so Devedjian: "Stellen Sie sich vor, wenn mitten im Konzert so ein paar Rüpel ihre Handys klingeln lassen."
Die Saalbetreiber müssen laut Devedjian jedoch dafür sorgen, dass die Störsender nur innerhalb der Veranstaltungsräume wirken und dass sie das Mobilfunknetz außerhalb nicht beeinflussen. Außerdem sollen Notrufe weiterhin möglich sein.
Der Verband französischer Kinos begrüßte die geplante Neuregelung. "Das ist die Erfüllung einer lange bestehenden Forderung", sagte Verbandspräsident Jean Labbé. Mit Störsendern sei es erstmals wieder möglich, "ungestört einen Film zu verfolgen, nur den Film", betonte er.
In den USA haben einzelne Restaurant- und Kinobesitzer schon seit längerem Störsender installiert, um ihr Publikum vor lästigem Gebimmel zu schützen. Die Maßnahme ist freilich rabiat, denn in der Regel sind die Telefone auch für Notrufe nicht mehr benutzbar.
In Deutschland kommen derartige Handyblocker kaum in Frage, denn ihr Einsatz ist durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation verboten. "Die Frequenzen sind exklusiv den Mobilfunkbetreibern zugeteilt", erklärte Behördensprecher Rudolf Boll im Gespräch mit Spiegel online. Weil Störsender genau dieselben Frequenzen nutzten, sei ihr Einsatz nicht erlaubt.
IT-Firmen suchen bereits nach intelligenten Alternativen zum vergleichsweise groben Schwert Störsender. So sollen Handys beim Betreten von Kinos via Bluetooth in den Vibrationsmodus versetzt werden. Eine andere Technik gaukelt den Mobiltelefonen vor, dass kein Netz verfügbar ist - Anrufer werden automatisch an die Mailbox weitergeleitet.
Den sichersten Schutz gegen Handygebimmel oder Abhörtelefone bilden allerdings dicke Wände - die idealerweise mit einem Metallgitter versehen sind. Durch die Abschirmung herrschen im Innern paradiesische Zustände: keine Netzverbindung.
Die Frederick P. Rose Hall im Lincoln Center in Manhatten gehört zu einem solchen Handy-sicheren Gebäude. Es besteht aus zwei Hüllen - eine um den Konzertsaal, eine zweite um die Lobby, um akustische Störungen zu vermeiden. Diese doppelten Wände schirmen die Handys im Inneren völlig ab - der Effekt war jedoch so nicht beabsichtigt, wie ein Manager gegenüber der "New York Times" einräumte. "Das ist eine ungeplante helfende Hand."