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23-Jähriger stirbt auf Weg ins Krankenhaus
Castor-Zug trennt Demonstrant Beine ab
veröffentlicht: 07.11.04 - 16:04, akt.: 07.11.04 - 17:18
Bei den Protesten gegen den Castor-Transport aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ist ein Atomkraftgegner im Elsass von dem Zug überrollt worden. Der 23-Jährige hatte sich an die Gleise gekettet und verlor bei dem Unglück beide Beine, wie die Feuerwehr mitteilte. Jetzt ist der Mann seinen Verletzungen erlegen.
Es handelte sich offenbar um einen Atomkraftgegner aus der näheren Umgebung, der versucht hatte, sich an die Gleise anzuketten. Er starb nach Polizeiangaben auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Rettungskräfte versuchten vergebens, ihn wiederzubeleben. Mindestens ein weiterer Demonstrant sei verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher.
Das Unglück ereignete sich rund 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Atomkraftgegner zeigten sich geschockt von dem bislang schwersten Unfall in der Geschichte der Anti-Atom-Proteste. Die französische Atomfirma Cogema sprach von einem "dramatischen Unfall". Der Castor-Transport aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague sollte am späten Nachmittag die Grenze nach Deutschland überqueren.
Der tödliche Unfall ereignete sich trotz strengster Sicherheitsvorkehrungen am Sonntag um 14.34 Uhr. Zuvor war der Castor-Transport bereits in der Nähe von Nancy für zwei Stunden aufgehalten worden, weil sich zwei Atomkraftgegner an die Gleise gekettet hatten. Um 13.23 Uhr setzte der Zug die Fahrt fort, nachdem die Polizei diese beiden Demonstranten losgekettet hatte. Der Transport mit zwölf Behältern hochradioaktiven Mülls war am Samstagabend in Richtung des deutschen Zwischenlagers Gorleben gestartet.
"Total geschockt"
Der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Francis Althoff, sagte, die Demonstranten vor Ort seien "total geschockt". Es stelle sich die Frage, "ob der Zug tatsächlich einfach durchgefahren ist". An der Umladestation in Dannenberg hatten am Samstag bis zu 5000 Menschen demonstriert. Am Sonntag fanden kleinere Demonstrationen mit mehreren hundert Teilnehmern statt. In Dannenberg sollen am Dienstag die zwölf Behälter mit hochradioaktivem Müll von der Schiene auf Lastwagen umgeladen werden, um die letzten 19 Straßenkilometer ins Zwischenlager Gorleben zurückzulegen.
Die Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms und Vorkämpferin gegen das Atomlager Gorleben sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Damit ist leider passiert, wovor ich die ganzen Jahre die meiste Angst gehabt habe, nämlich ein schwerer Unfall bei Protesten gegen den Schienentransport."
Ein Cogema-Sprecher in Frankreich erklärte in einer ersten Reaktion, die für die Überwachung des Konvois zuständigen Angestellten seien "sehr geschockt".
Deutsche AKW-Gegner sagen Proteste ab
Die südwestdeutschen Anti-Atominitiativen brachen ihre Protestaktionen in Maximiliansau bei Karlsruhe ab. Auf eine ursprünglich geplante Abschlusskundgebung wurde verzichtet. Die Atomkraftgegner seien nach dem Eintreffen der Nachrichten aus Frankreich schockiert, sagte Sprecher Eric Tschöp: "Keiner wünscht sich, dass so etwas passiert." Es herrsche nun eine gedrückte Stimmung unter den Demonstranten. Das Bündnis lud für 18.00 Uhr zu einer Mahnwache vor dem Karlsruher Hauptbahnhof ein.
Der Polizeisprecher Michael Lindner im pfälzischen Wörth erklärte, der tödliche Unfall bei Avricourt werde keine Auswirkungen auf die Taktik der Sicherheitskräfte haben. Eine Verstärkung von Polizei und Bundesgrenzschutz sei nicht notwendig: "Unsere Vorgehensweise zielt darauf ab, derartige Vorfälle möglichst auszuschließen." Polizei und BGS hatten bei den vergangenen Castor-Transporten mit einer massiven Präsenz entlang der Zugstrecke ein Vordringen von Demonstranten zum Gleis stets verhindert.
Die Proteste in Deutschland gegen den Atom-Transport waren zuvor friedlich verlaufen. Die Castoren sollten im Laufe des Montags im Wendland eintreffen. Es ist der achte Transport von mit atomaren Abfällen beladenen Castoren aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague nach Gorleben.
Quelle: http://www.rp-online.de/public…/umwelt/deutschland/67951
Auch wenn es jetzt etwas hart klingt, aber meiner Meinung nach hat er selber Schuld.