Reise zum Mittelpunkt der Erde - Saurier ?

  • Hallo!


    Ich habe soeben "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" zuende gelesen und frage mich gerade wo die Saurier erwähnt werden, die man in den Verfilmungen immer sieht ?!
    Gibt es in der Originalgeschichte keine Saurier ? Normalerweise haben die drei doch während der Flossfahrt eine Begegnung mit zwei kämpfenden Dinos oder ? Ich fürchte fast ich hab so eine komische gekürzte Fassung erwischt. Das Buch hat den Obertitel "Bibliothek der Abenteuer" - Vielleicht kennt es ja jemand

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    [Coverquelle: Andreas Fehrmanns Collection Jules Verne: http://www.j-verne.de]


    Hallo BWK!


    Wie du etwa an den schönen alten Cover erkennen kannst, begegnen die Reisenden tatsächlich während der Floßfahrt zwei kämpfenden Dinosauriern. Ob und wie weit die "Bibliothek der Abenteuer" - ich nehme an, es handelt um die 'Arena Bibliothek ...' - gekürzt ist oder nicht vermag ich allerdings nicht zu sagen, da ich den Roman nur in der (soweit ich weiß vollständigen) Übersetzung der Diogenes-Version kenne.


    Thosch

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  • Dank der CD braucht man den entsprechenden Text ja nicht mehr per Hand aus dem Buch abtippen. Nachzulesen im Kapitel 33:



    Dienstag, 18. August. Es naht der Abend, oder vielmehr die Zeit, wo der Schlaf auf unsere Augenlider drückt, denn auf diesem Ocean giebt's keine Nacht, und das unversöhnliche Licht ermüdet unablässig unsere Augen, als wenn wir unter der Sonne des nördlichen Eismeeres führen. Hans steht am Steuer, und während er wacht, schlafe ich.
    Zwei Stunden hernach weckt mich eine fürchterliche Erschütterung. Das Floß wird mit unbeschreiblicher Gewalt emporgehoben und zwanzig Toisen weggeschleudert.
    »Was giebt's? rief mein Oheim. Sind wir aufgefahren?«
    Hans weist mit dem Finger auf eine zweihundert Toisen entfernte schwärzliche Masse, die abwechselnd auf- und niedertaucht. Ich blicke hin und schreie auf:
    »Es ist ein riesenmäßiges Meerschwein ...
    - Ja, versetzte mein Oheim, und dort eine Meereidechse von seltener Größe.
    - Und weiter hinaus ein ungeheuerliches Krokodil! Sehen Sie seine große Kinnlade und die Reihen Zähne, womit es gewaffnet ist! Ah! es verschwindet!
    - Ein Wallfisch! ein Wallfisch! rief darauf der Professor. Ich sehe seine ungeheuren Flossen! Sieh den Strahl von Wasser und Luft, den er ausstößt!«
    Wirklich, man sah zwei Strahlen zu beträchtlicher Höhe über's Meer emporschießen. Staunen, Bestürzung, Entsetzen ergriff uns beim Anblick dieser Heerde Seeungeheuer. Sie sind von übernatürlicher Größe und das kleinste derselben würde mit einem Biß das ganze Floß zertrümmern.
    Hans will das Segel zur schleunigen Flucht aus der gefährlichen Gegend richten; aber er sieht auf der andern Seite nicht minder furchtbare Feinde: eine vierzig Fuß große Schildkröte und eine dreißig Fuß lange Schlange, die den Kopf aus den Wogen emporstreckt.
    Flucht ist unmöglich. Die Ungethüme kommen nahe, kreisen um das Floß mit einer Schnelligkeit daß ein Eilzug der Eisenbahn ihnen nicht gleich käme; sie ziehen concentrische Kreise um dasselbe. Ich ergreife meinen Karabiner. Aber was konnte eine Kugel für eine Wirkung auf die Schuppen machen, womit der Körper dieser Thiere gedeckt ist?
    Wir sind stumm vor Schrecken. Da kommen sie schon heran! Auf der einen Seite das Krokodil, auf der anderen die Schlange. Die übrigen sind verschwunden. Ich will Feuer geben. Hans hält mich durch ein Zeichen zurück. Die beiden Ungeheuer schießen fünfzig Toisen vom Floß entfernt vorüber, stürzen sich aufeinander, so daß sie in ihrer Wuth des Kampfes uns nicht gewahren.
    Hundert Toisen vom Floß entfernt entspinnt sich der Kampf. Wir sehen deutlich die beiden Ungeheuer mit einander ringen.
    Aber mir kommt's vor, als kämen jetzt die anderen Thiere herbei, um Theil an dem Kampf zu nehmen, das Meerschwein, der Wallfisch, die Eidechse, die Schildkröte. Ich sehe sie jeden Augenblick dabei, zeige sie dem Hans. Der schüttelt aber den Kopf verneinend.
    »Tva, sprach er.
    - Was! Zwei? Er behauptet, nur zwei ...
    - Er hat Recht, rief mein Oheim, der das Fernrohr stets vor den Augen hatte.
    - Das wäre!
    - Ja! Das erste dieser beiden Ungeheuer hat die Schnauze eines Meerschweins, den Kopf einer Eidechse; die Zähne eines Krokodils, das hat uns getäuscht. Es ist das fürchterlichste der vorsündfluthigen Reptilien, der Ichthyosaurus!
    - Und das andere?
    - Das andere ist eine Schlange unter der hüllenden Schale einer Schildkröte, des ersteren furchtbarer Feind, der Plesiosaurus!«
    Hans hatte Recht. Nur zwei Ungeheuer sind's, welche so die Oberfläche des Meeres beunruhigen, und ich habe vor den Augen zwei Seereptile der Urzeit. Ich sehe das blutige Auge des Ichthyosaurus, so groß wie ein Menschenkopf, das von der Natur mit einem äußerst starken optischen Apparat versehen ist, so daß es dem Druck der Wasserschichten in der Tiefe widerstehen kann. Man hat dieses Thier mit Recht den Wallfisch der Saurier genannt, denn es ist eben so rasch und groß. Es mißt nicht weniger als hundert Fuß, und ich kann auf seine Größe schließen, wenn es seine Schwanzflossen vertikal über die Wellen herausstreckt. Seine enorme Kinnlade zählt, nach Angabe der Naturforscher, nicht minder als hundertzweiundachtzig Zähne.
    Der Plesiosaurus, eine Schlange mit cylinderförmigem Leib und kurzem Schwanz, hat Tatzen, die wie Ruder geformt sind. Sein Leib ist ganz mit einer Schildkrötenschale bekleidet, und seinen biegsamen Schwanenhals kann er dreißig Fuß aus dem Wasser herausstrecken.
    Diese beiden Thiere bekämpfen sich einander mit unbeschreiblicher Wuth. Sie regen das Wasser berghoch auf bis zu unserem Floß hin, so daß wir zwanzigmal in Gefahr kommen umzuschlagen. Man hört ein wunderhaft starkes Zischen. Die beiden Thiere verwickeln sich in einander, so daß man sie nicht unterscheiden kann. Von der Wuth des Siegers ist Alles zu fürchten.
    Eine, zwei Stunden verlaufen, und der Kampf dauert mit gleicher Hitze fort. Die Kämpfenden kommen dem Floß bald näher, bald entfernen sie sich. Wir halten uns unbeweglich, zum Feuern fertig.
    Plötzlich verschwinden sie beide im Schooße der Wellen. Wird der Kampf in der Tiefe beendigt werden?
    Auf ein Mal schießt ein ungeheurer Kopf aus dem Wasser empor, der Kopf des Plesiosaurus. Das Ungeheuer ist tödtlich verwundet. Ich sehe nicht mehr seine ungeheure Schildhülle. Nur sein langer Hals ragt empor, duckt sich, richtet sich wieder auf, krümmt sich, geißelt die Wogen wie eine riesige Peitsche und windet sich, wie ein zerschnittener Wurm. Das Wasser spritzt weit ab, benimmt uns die Aussicht. Aber bald geht der Todeskampf des Reptils zu Ende, seine Bewegungen werden schwächer, seine krampfhaften Verdrehungen hören auf, und das lange Stück der verstümmelten Schlange ragt wie eine träge Masse über den ruhigen Fluthen.
    Hat sich der Ichthyosaurus wieder in seine Höhle in der Tiefe zurückgezogen, oder wird er wieder auf der Oberfläche des Meeres zum Vorschein kommen?

  • Und nochmal Kapitel 39, wenn auch nicht Saurier, so doch Urzeittiere:


    Das zerstreute Licht gestattete in der Tiefe der Waldung die geringsten Gegenstände zu sehen. Ich glaubte zu sehen ... Nein, wirklich, mit eigenen Augen sah ich ungeheure Gestalten unter den Bäumen sich bewegen! Wirklich, es waren Riesenthiere, eine Heerde Mastodone, nicht fossil, nein, leibhaftige, gleich denen, deren Reste 1801 in den Sümpfen des Ohio aufgefunden wurden!
    Ich gewahrte diese großen Elephanten, deren Rüssel unter den Bäumen wühlten gleich wimmelnden Schlangen. Ich hörte sie mit ihren langen Haaren die alten Stämme anbohren. Die Zweige krachten, und das massenweis herabgerissene Laub verschwand in den weiten Rachen dieser Ungeheuer.
    Diesen wilden Bewohnern waren wir also, einsam mitten im Schoße der Erde, Preis gegeben!
    Mein Oheim schaute hin.
    »Auf! sagte er auf einmal, und faßte mich beim Arm, vorwärts, vorwärts!
    - Nein, rief ich, nein! Wir sind waffenlos! Was sollen wir mitten in der Heerde von Riesenthieren anfangen? Kommen Sie, Oheim, kommen Sie! Kein menschliches Geschöpf kann ungestraft den Zorn dieser Ungeheuer herausfordern.
    - Kein menschliches Geschöpf! erwiderte mein Oheim mit leiser Stimme. Du irrst, Axel. Schau, schau nur, dort unten! Es dünkt mir, da seh' ich ein lebendes Wesen! ein Unsersgleichen! einen Mann!«
    Ich blickte hin, zuckte die Achseln, entschlossen, die Ungläubigkeit bis zum Aeußersten zu treiben. Doch, ich mußte mich durch den Augenschein überführen lassen.
    Wirklich, nicht eine Viertelmeile weit, an den Stamm eines enormen Kauris gelehnt, war ein menschliches Wesen, ein Proteus jener unterirdischen Gegenden, ein neuer Sohn des Neptun, welcher diese zahllose Heerde von Mastodoten hütete!
    Es war kein Fossil, wie jener Cadaver im Gebeinfeld, sondern ein Riese, der diesen Ungeheuern zu gebieten verstand. Seine Größe betrug über zwölf Fuß. Sein Kopf, so groß wie der eines Büffels, verschwand im Gebüsch eines wilden Haupthaars. Er schwang in der Hand einen ungeheuren Baumzweig, einen würdigen Hirtenstab des Schäfers der Urzeit.
    Wir waren unbeweglich, voller Bestürzung, stehen geblieben. Aber man konnte uns bemerkt haben, wir mußten entfliehen.
    »Kommen Sie, kommen Sie«, rief ich, und zog meinen Oheim mit mir, welcher zum ersten Male mir nachgab!
    Nach einer Viertelstunde befanden wir uns außer dem Gesichtskreis dieses fürchterlichen Feindes.
    Und jetzt, da ich ruhig daran denke, jetzt, da mein Geist wieder Besonnenheit gewonnen hat, da Monate seit der übernatürlichen Begegnung verflossen sind, was soll ich denken, glauben? Nein! Unmöglich! Es war Sinnentäuschung, was unsere Augen sahen, ist nicht in Wirklichkeit so gewesen! In dieser unterirdischen Welt existirt kein menschliches Geschöpf! Eine Generation von Menschen, welche diese Höhlen im Schoße des Erdkörpers, ohne Verbindung mit der Oberwelt, bewohnte, ist vollständiger Unsinn!
    Eher ließe ich die Existenz eines Thieres gelten, dessen Bau dem menschlichen ähnlich ist, eines Affen der Urzeit, eines Protopitheken. Aber dieser übertraf an Wuchs alle bekannten Maße! Gleichviel! Ein Affe, so unwahrscheinlich auch, ein Affe mag's sein; aber ein lebendiger Mensch nie!
    Inzwischen hatten wir den klaren und hellen Wald verlassen, stumm vor Erstaunen, gedrückt von Bestürzung. Wir liefen wider Willen. Unser Instinct leitete uns dem Meer Lidenbrock wieder zu, und ein Gedanke brachte mich wieder auf praktischere Beobachtungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Predantus ()

  • Zitat

    Original von Poldi
    Wie man sieht, erfreut sich die CD-ROM größter Beliebheit! :] :applaus:


    Ich hätte es ja auch aus der Papierversion des Buches abschreiben können, doch das wäre mir zu viel gewesen. Zum zitieren und suchen ist die CD natürlich unübertroffen, aber lesen werde ich weiterhin nur die Papiervariante. Ausnahmen sind sicher die nicht in Buchform veröffentlichten Arbeiten. :)