Die Zeitmaschine & Die Reise mit der Zeitmaschine

  • Die Zeitmaschine & Die Reise mit der Zeitmaschine

    von Thomas Harbach


    H.G. Wells und Egon Friedell

    Verleger Dieter von Reeken kombiniert H.G. Wells Klassiker „Die Zeitmaschine“ mit der ersten „offiziellen“ Fortsetzung „Die Reise mit der Zeitmaschine“ aus der Feder Egon Friedells und 1946 das erste Mal veröffentlicht.


    Thomas Thiemeyer hat sich mit seinem eindrucksvollen Titelbild am Bildnis der Sphinx orientiert, welche schon die Erstveröffentlichung in Großbritannien auf den ausdrücklichen Wunsch H.G. Wells zierte.


    H.G. Wells spielte zum ersten Mal mit dem Thema der Zeitreise in der Kurzgeschichte „The Chronic Argonauts“, die 1888 in einer Collegezeitschrift erschienen ist. Wenige Jahre später wollte der Brite aus der Prämisse eine Reihe von Artikeln machen, die in der Pall Mall Gazette veröffentlicht werden sollten. Der Herausgeber überredete H.G. Wells dazu, einen Fortsetzungsroman zu schreiben. Die in der Zeitung veröffentlichte Fortsetzungsgeschichte differiert ein wenig von der späteren Romaneveröffentlichung.


    Als Grundlage für seine Neuauflage hat Dieter von Reeken absichtlich die Übersetzung von 1904 aus der Feder Felix Paul Greves genommen, weil Egon Friedell seine Fortsetzung auf dieser nicht selten kritisierten Arbeit aufbaute. In einer Fußnote weist Friedell auf die aus seiner Sicht Schwächen der Übersetzung hin. Wer sich nur mit H.G. Wells „Zeitmaschine“ auseinandersetzen möchte, sei auf die zahllosen Originalveröffentlichungen, aber auch die verschiedenen neu übersetzten deutschen Ausgaben verwiesen. Dieter von Reeken geht es darum, ein in sich geschlossenes Bild der Vorlage und der Fortführung im Rahmen ihrer Entstehung zu präsentieren. Dafür nimmt der Herausgeber die Fehler oder zumindest den nicht guten Ruf der ersten Übertragung ins Deutsche billigend in Kauf.


    Für die Neuauflage hat H.G. Wells „Die Zeitmaschine“ eher als die Arbeit eines enthusiastischen jugendlichen Schriftstellers abgetan, auch wenn er zwischen den Zeilen seines entsprechenden Vorworts auch stolz auf den Roman ist.


    In den mehr als einhundertfünfzwanzig Jahren seit der Erstveröffentlichung gibt es vor allem in der Beziehung zwischen den Morlock und den Eloy sehr viele Interpretationsmöglichkeiten. Als Jugendlicher muss sich Wells wie ein Eloy gefühlt haben. Seine Familie verbrachte die Zeit neben der Arbeit in einer dunklen, im Keller gelegenen Küche. Seine Mutter arbeitete später als Putzfrau in einem herrschaftlichen Haus mit zahlreichen Tunneln. Die Angestellten lebten in den unteren Etagen, nicht selten unter die Erde gebaut und ohne Sonnenlicht. Der Jugendliche Wells musste ebenfalls als Lehrling eines Tuchmachers in eben diesen Kellern hausen und arbeiten. Im Grunde müsste sich Wells eher den Eloy zugeneigt fühlen, die aber in dem Roman wie auch den Verfilmungen auch als Vegetarier in einer paradiesischen Landschaft mit allerdings zerfallenden Gebäuden ohne Pflichten vor sich hin leben und nur Angst vor der Dunkelheit haben.


    Das erklärt allerdings nicht die Morlocks. Als dominierende zukünftige Rasse leben sie eben auch unter der Erde, wo sie ihre gigantischen Maschinen. Auf H.G. Wells Lebensumstände bezogen sind die Eloy in ihren kurzen Leben deutlich besser dran als die mutierten Morlocks. Das lässt sich von der „Das Haus am Eaton Place“ Gesellschaft aus H.G. Wells Jugend ja nicht sagen.


    Auch die Idee zweier sozialer Schichten, die nur auf den zweiten Blick erkennbar untrennbar miteinander verbunden sind, lässt sich aus der Gegenwart des in die Zukunft reisenden namenlosen Abenteurer nicht unbedingt sagen. Die Eloy könnten tatsächlich in ihrem Paradies naiv und kindlich weiterleben. Es sind die auf den ersten Blick dominanten Morlocks, die auch durch ihre Abhängigkeit vom Frischfleisch im Grunde die „schwächere“ Rasse sind. Während die Morlocks noch über eine begrenzte Intelligenz verfügen, die es ihnen ermöglicht, die Maschinen zu bedienen, das Tor der Sphinx zu öffnen und schließlich auch den Zeitreisenden in eine aus ihrer Sicht perfekte Falle zu locken, reicht das alles nicht, um ohne die Eloy zu überleben. Sowohl das Sonnenlicht als auch ihre Nahrungsgrundlage stellen Hindernisse für sie dar. Auf der anderen Seite erhalten die unter der Erde lebenden Morlocks das Paradies der Eloy und sichern ihren Lebensstandard. Man kann sich aber kaum vorstellen, das ein klassischer Butler seine Herrschaften nicht nur umsorgt, sondern auch noch direkt für ihren Lebensstil sorgt.


    Ein Kapital ist in allen Buchveröffentlichungen gegenüber der Fortsetzungsgeschichte in der Zeitung nicht mehr vorhanden. Auf seiner Flucht/ Reise in die ferne Zukunft begegnet der Reisende auf einer inzwischen erkalteten Erde eine ihm fremde Rasse von aus seiner Sicht Tieren. Er tötet eines der Tiere und stellt allerdings von H.G. Wells ein wenig oberflächlich dargestellt fest, das diese an Kängurus erinnernden Kreaturen sowohl Erbanteile der Eloy wie der Morlocks enthalten. Kritisch gesprochen hat sich zu diesem Zeitpunkt jede Spur der Menschen verloren.


    “Die Zeitmaschine” ist unabhängig von den dunklen Zukünften inklusiv der Vorhersage mindestens eines verheerenden Krieges aber auch von den markanten frühen Arbeiten H.G. Wells die vielleicht am meisten Optimistisch. Eingepackt in eine im viktorianischen England spielende Rahmenhandlung wird der anfänglich sehr auf seine Erfindung fixierte namenlose Protagonist schließlich nicht unbedingt zum Retter aller Eloy, aber er kann sein Glück buchstäblich aus einem kleinen See ziehen. Sonst wäre die schöne Frau ertrunken. Auch wenn es H.G. Wells durch die Berichtsform nicht ausspricht, ist der Leser zuversichtlich, dass er in der fernen Zukunft mit seiner Weena nach einem schweren Rückschlag glücklich werden könnte. Weena ist fast ein Novum in dieser Geschichte. Zusammen mit den Beginn eingeladenen Gast Filby trägt sie einen Namen. Die anderen Dinnergäste sind entweder nach ihrem Beruf oder ihrer Statur anonym beschrieben. Auch der Erfinder/ Erzähler bleibt unabhängig von seinem anscheinend begüterten Stand namenlos.


    Der Zeitreisende nimmt am Ende des Buches entschlossen Weenas und sein Schicksal in die eigenen Händen. Damit hat er es besser als die Menschheit im “Kampf der Welten”, die ja nur durch einen biologischen Zufall gerettet wird. Oder “Der Unsichtbare” auf dem Weg in den Wahnsinn. Auch der exzentrische Dr. Moreau wird schließlich von den eigenen Kreaturen zerrissen. Alles keine optimistischen Enden.

  • Im Laufe der Geschichte gelingt H.G. Wells neben den in der Morlockära unter der Erde spielenden Szenen mit der Reise in die ferne Zukunft noch eine weitere wunderbare Szene. Der Zeitreisende beobachtet eine gigantische rote Sonne. Vielleicht hat sich Jack Vance von dieser Sequenz für seine auf der sterbenden Erde spielenden Cugel Abenteuer inspirieren lassen. Auch wenn der melancholische Zeitreisende auf keinen Fall mit dem Schlitzohr Cugel verglichen werden sollte.


    In der Morlockzeit schließt sich fast ironisch ein Kreis. Der Aufstieg der Menschheit erfolgte mit der Kontrolle über das Feuer. Das Feuer gab ihnen einen Vorteil gegenüber den Tieren. In H.G. Wells “Die Zeitmaschine” löst der Zeitreisende in der Morlock Zukunft einen Waldbrand aus, der zumindest auf den ersten Blick vielen Morlocks und möglicherweise auch Weena das Leben kostet. Gäbe es nicht die Zeitmaschine und bei richtiger Anwendung auch die Möglichkeit, zukünftige Fehler zu korrigieren. Feuer ist in der Zukunft unbekannt, auch wenn H.G. Wells auf die Maschinen der Morlocks nicht weiter eingeht.


    Zusammenfassend packt H.G. Wells in diese im Grunde längere Novelle mehr Ideen als viele Autoren in ganzen Trilogien. Das neben der erkennbaren, aber nicht konsequent genug durchdachten Sozialkritik mit Anspielungen auf den Sozialismus und weniger den klassischen Kapitalismus mit einer die Oberschicht verschlingenden Proletarierbasis der Roman die erste technisch und nicht träumerisch konzipierte Zeitreisegeschichte ist und gleichzeitig das populäre Subgenre der “Dying Earth” Storys initiierte, muss zusätzlich erwähnt werden. Jules Verne und Kurd Laßwitz fügten ihren Ideen exzentrische, aber immer dreidimensionale Charaktere bei, mit denen sich die Leser sehr leicht identifizieren konnten. Abenteuer auf Augenhöhe. H.G. Wells verzichtet alleine auf diese Ebene, in dem der “Bericht” über den Abend mit dem Zeitreisenden ja erst drei Jahre nach dessen zweiter Abreise und fehlender Heimkehr niedergeschrieben worden ist. Das macht die Erzählform, aber auch die literarische Vorgehensweise distanzierter erscheinen, ermöglicht es aber H.G. Wells auch, viele Ideen kompakt auf wenigen Seiten zu präsentieren. Nicht nur wegen der angesprochen neuen Genreideen, aber auch der Art, in welcher H.G. Wells wie auch Jahre später in “Things to Come” weit in die nicht immer positive Zukunft aus dem viktorianischen Empireelfenbeinturm schaut, macht “Die Zeitmaschine” auch in einer nicht perfekten Übersetzung zu einem der Eckpfeiler des Genres.


    Literarisch handelt es sich bei Friedells zwischen 1908 und 1934/35 entstandenem Text nicht um die erste offizielle Fortsetzung, wie Herausgeber Dieter von Reeken in seinen Anmerkungen heraus arbeitet. Neben „Pierre Maurignacs Abenteuer“ (1908) aus der Feder Carl Grunerts erschien 1914 mit „Die wiedergefundene Zeitmaschine“ (Wilhelm Bastine Friedell) eine weitere längere Arbeit, basierend auf H.G. Wells populärer Geschichte. Beide Texte sind vor einigen Jahren ebenfalls beim Verlag Dieter von Reeken nachgedruckt worden. Zwischen Wells Roman und Friedells Fortsetzung erschienen neben den beiden schon aufgeführten Werken unter anderem „Le Belle Valence“ von Theo Varlet und Andre Blandins aus dem Jahr 1923. Brian M. Stableford hat die Geschichte 2012 ins Englische übersetzt. Hier findet eine Squadron Soldaten im Ersten Weltkrieg die Zeitmaschine und reist ins 14. Jahrhundert.


    Aber auch nach Friedells “Reise mit der Zeitmaschine” griffen verschiedene Autoren H.G. Wells Geschichte auf. Bis in die Gegenwart reichen weitere direkte oder indirekte Fortsetzungen von Stephen Baxters „Die Zeitschiffe“ über Christopher Priests „The Space Machine“, K.W. Jeters „Morlock Night“ oder Richard Cowpers „The Hertford Manuscript“.


    Egon Friedells Arbeit ist aber intellektuell die Verspielteste “Fortsetzung” von H.G. Wells berühmten (Sach-)buch.


    Der ursprüngliche Titel „Die Rückkehr der Zeitmaschine“ passt besser zu dem kurzweilig zu lesenden Text, der weniger als klassische Abenteuergeschichte in der Tradition des Originals, sondern als eine Art Persiflage auf die Eitelkeiten H.G. Wells funktioniert. So wendet sich Egon Friedell nach der Lektüre von „Die Zeitmaschine“ mit einem Brief direkt an H.G. Wells. Friedell kann sich nicht verkneifen, dass Wells Weltgeschichte – ein späterer Einschub in dieses über mehrere Jahrzehnte entstandene Manuskript – schrecklich ins Deutsche übersetzt worden ist. Anscheinend nicht das einzige Werk des Briten, das dieses Schicksal erlitten hat. Dieter von Reeken hat in seinen einführenden Worten ausführlich auf die nicht gute Übersetzung hingewiesen. Friedells „Kulturgeschichte der Neuzeit“ – ebenfalls drei Bände – ist derartig gut ins Englische übersetzt worden, das Friedell ein wenig selbstgefällig sogar eine Rückübersetzung dieser Ausgabe ins Deutsche anstrebte. Friedells Brief und der darin enthaltene Wunsch eines Autogramms mit persönlicher Widmung werden aber sehr ausführlich von H.G. Wells Sekretärin postalisch abgebügelt. Dabei geht sie auch auf Friedells Beschäftigung als Schauspieler ein. Da diese mehrfach betont, dass Mister Wells eben keine Romane, sondern „Sachbücher“ schreibt, mich sich Friedell originell auf die Suche nach anderen Zeitzeugen. Der Zeitreise ist momentan unterwegs, wie ein zurückgesandter Brief dank des Vermerks der Post beweisen soll. Ein anderer, an dem bezeichneten Abend stumm dem Geschehen folgender und von der Sekretärin benannter Besucher aus H.G. Wells „Roman“ antwortet schließlich Friedell und beschreibt eine weitere Begegnung mit dem Zeitreisenden. Es ist also quasi der Bericht eines erhaltenen Berichts.


    Die Novelle wird auch wieder mit einem kurzen Briefverkehr zwischen Friedell und dem Besucher aus H.G. Wells Roman abgeschlossen. Dabei geht es nur noch um einige wenige technische oder pseudowissenschaftliche Erklärungen. Auch die Bedeutung der augenblicklichen Reise wird erläutert.


    Die eigentliche Zeitreise ist weniger epochal als bei H.G. Wells. Aber Friedell beschäftigt sich auch intensiver mit einigen Fragen aus H.G. Wells Roman. So will der Zeitreisende dieses Mal in die Vergangenheit. Aber sowohl die Eiszeit als auch das Jahr 1840 – er will einem trivialen Redenschreiber lauschen – stellen auf unterschiedliche Art und Weise Hindernisse da. Neben dem Begriff der Eigenzeit – definiert aus der eigenen zu verbrauchenden Lebenszeit, schließlich aber auch der Erddrehung sowohl um sich selbst wie auch die Sonne – stellt die Positionierung der Zeitmaschine ein kleines Hindernis dar. Immerhin könnte sie abstürzen, wenn zum Beispiel sich das Fundament des Haues verändert.


    Die zwischen den Reisen vergangene Zeit basiert teilweise nur auf den subjektiven Eindrücken des Erzählers. Bizarr wird es, wenn der Erzählers mittels der kleinen Zeitmaschine – ein Modell ist ja noch vorhanden – wichtige Informationen genau zu einem Zeitpunkt der Vergangenheit schicken soll, aber in der Gegenwart eintreffende Telegramme beweisen, dass diese Reise (bislang) nicht erfolgreich gewesen ist. Diese Szene endet schließlich mit einem einzigen Wort im letzten Telegramm: Rhinozeros.

  • In der Gegenwart und damit Vergangenheit des subjektiven Erzählers erscheint dem Zeitreisenden in Person der wunderschönen Gloria eine neue Muse. Weena wird nicht mehr namentlich erwähnt. So faszinierend diese interessante, anscheinend über die Zeitreisen und deren Folgen informierte Frauengestalt auch sein mag, am Ende wickelt Friedell sie in einer Art hektischen Epilog förmlich ab und nimmt den implizierten Faden an keiner Stelle auf.


    Herausragend ist vielleicht noch eine Reise in das 22. Jahrhundert mit einem über den Wolken schwebenden London und zwei Ägyptern, denen der Reisende begegnet. Wahrscheinlich ist der Zeitreisende bei H.G. Wells einfach mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit über diese kurze Epoche hinweggehuscht. Friedells Zeitreisende erhält im Jahre 2123 das intellektuelle Rüstzeug, den Gesprächen mit den beiden kurzzeitigen Gastgebern entnommen, um die Reise bis ins Jahr 1840 zumindest in der reinen Theorie zu schaffen.


    Egon Friedell setzt sich im Gegensatz zu H.G. Wells mit einigen Besonderheiten der Zeitreise ironisch auseinander. So stellt er abschließend in Abrede, dass ein Zeitreisender zweimal den eigenen sehr teuren Weinvorrat trinken kann. In die Vergangenheit kann man auch erst reisen, nachdem man in der Zukunft den entsprechenden Schwung genommen hat. Allerdings sollte man vorsichtig sein, denn es gibt ein Datum, das nicht überschritten werden kann. Die abrupte Bremsung reißt den Zeitreisenden förmlich aus dem Sattel.


    Es ist eine von zahlreichen, ironischen Sequenzen, in denen Friedell die technischen Erkenntnisse H.G. Wells auf eine verspielte Art und Weise auseinandernimmt und seinen eigenen Theorien freien Raum nimmt. Das sind intellektuelle Spielerei abseits des hohen Tempos, das H.G. Wells frühe Romane auszeichnet. Sie nehmen alle einen sehr direkten Bezug auf die literarische Vorlage, von welcher Friedells Novelle nicht abtrennbar ist. Im Gegensatz zu den zahlreichen anderen Kurzgeschichten und Romanen, welche die Zeitmaschine als technische Erfindung H.G. Wells entlehnt haben.


    Auf der anderen Seite ist „Die Reise mit der Zeitmaschine“ der ideale Einstieg, um sich vor allem mit dem heute wenig bekannten Friedell und seiner immer wieder nachgedruckten Kulturgeschichten der Menschheit – die drei Bände über das Altertum konnte Friedell durch seinen Selbstmord angesichts der drohenden Verhaftung nach dem Anschluss Österreichs an das Reich nicht mehr beenden – auseinanderzusetzen oder den aufgezählten Schwächen in H.G. Wells berühmten Roman zu folgen. Pointiert und mit viel Ironie herausgepickt von einem offensichtlichen Fan des Buches, der die Perfektion anstrebt. Das Tempo ist deutlich gesetzter, Friedell legt auf intellektuell verspielte Dialoge sehr viel Wert und karikiert das Verhalten der britischen Oberschicht mit ihrem Hang zum Snobismus gerne.


    Auch wenn Friedells kleines Büchlein inzwischen als Public Domain wie H.G. Wells Roman freizugänglich ist und deswegen viele Neuauflagen erfahren hat, ist die hier präsentierte Kombination mit der Vorlage einen Erwerb mehr als Wert. Der Leser wird schnell von Thomas Thiemeyers wie schon erwähnt großartigem Titelbild eingefangen und beginnt die sicherlich vertraute Reise in die Weite Zukunft, aber auch nahe Vergangenheit in der entsprechenden Stimmung.



    Die Zeitmaschine • Die Reise mit der Zeitmaschine von H. G. Wells u. E. Friedell


    Neuausgabe der 1904 bzw. 1946 erschienenen deutschen Erstausgaben in einem Band. Hrsg. von Dieter von Reeken

    Paperback, 169 Seiten, Einbandzeichnung von Thomas Thiemeyer

    15,00 € — ISBN 978-3-945807-69-9


    Quelle: http://www.robots-and-dragons.…schine-reise-zeitmaschine

  • Ich habe soeben Die Zeitmaschine beendet und damit auch mein erstes Buch von H.G. Wells.



    Ich bin begeistert! Beim Lesen der nur gut 100 Seiten musste ich immer wieder an die Verfilmung mit Rod Taylor denken. Der Film orientiert sich erstaunlich gut an der Buchvorlage, unwillkürlich haben die beschriebenen Personen des Romans echte Gesichter aus dem Film bekommen.



    Diese Verfilmung ist einfach ein Klassiker! Bestellt habe ich mir auch die Version aus dem Jahr 2002 The time machine. Außerdem werde ich mir diverse Hörspiel- und Comicadaptionen vergleichend anhören bzw. lesen.


    Weitermachen werde ich jetzt aber erst mit der Fortsetzung Die Rückkehr der Zeitmaschine von Egon Friedell. Bin gespannt auf diese hochgelobte Fortsetzung.


  • Das wird dir gefallen. Fridell ist ein guter Fabulierer. Ich dachte erst als ich damit begann, es wird etwas steif. Aber als er dann die Lücken der Wells-Erzählung geschickt mit seinen Interpretationen füllte und bestimmte Dinge einfach von einer anderen Seite betrachtete, da hat er voll bei mir gepunktet. Interessant seine Sicht auf 1995 aus dem Jahre 1946. Ziemlich überzogen, aber einige Dinge stimmen einen doch nachdenklich….

  • Ich bin durch mit dem Buch. Es ist gut, aber längst nicht so gut wie das Original. Schleppender Anfang, sehe ich auch so wie Andreas. Witzige Ideen beim Ausflug ins Jahr 1995. Aber die Erklärungen, warum es bei den Zeitreisen in die Vergangenheit so viel (technische) Probleme gab, konnte ich nicht nachvollziehen und haben mich unbefriedigt zurückgelassen.


    Bevor ich mir die Zeitschiffe von Stephen Baxter vornehme, kommt erst mal wieder ein Verne dran. ;-)

  • Inzwischen habe ich mit dem Buch Zeitschiffe begonnen. Ein ziemlicher Schinken mit 732 Seiten, aufgeteilt in "Sieben Bücher". Habe jetzt etwas mehr als ein Drittel des Buches gelesen und fühle mich gut unterhalten. Bin gespannt, was es noch für Überraschungen geben wird. Melde mich dann bei Gelegenheit wieder mit einem Zwischenbericht.


    Aber wir haben in der Zwischenzeit die Verfilmung aus dem Jahr 2002 mit dem Titel The Time Machine gesehen.

    Regie: Simon Wells

    Darsteller: Guy Pierce, Samantha Mumba, Jeremy Irons

    92 Minuten


    Na ja, kann man machen, weicht aber doch sehr vom Original ab. Da muss ich sagen hat sich die 1960er Version aber deutlich besser am Buch orientiert!



  • Das stimmt. Habe auch beide Versionen. Die 2002er ist mehr auf Effekte aus. Dort gefällt mir aber die fast schon philosophische Frage, wieso kann man kleine Zeitmaschine bauen um ein Unglück zu verhindern. Die Antwort war so simpel wie logisch: ohne das Unglück hätte man keine Zeitmaschine gebaut…

    Ansonsten stimme ich dir zu: die nostalgische Version hat ihren ganz besonderen Charme und die ist werkgetreuer.

  • Um meinen Eindruck abzurunden habe ich mir -natürlich!- weitere Adaptionen vorgenommen. Eine schöne 6teilige Comic-Reihe mit dem Namen H.G. Wells ist beim Splitter Verlag erschienen. Aus dem Jahr 2017 stammt die Nr. 1 der Serie: Die Zeitmaschine. Das Szenario (Text) stammt von Dobbs, die Zeichnungen von Mathieu Moreau.



    Das hat mir so gut gefallen, dass ich mir gleich die ganze Serie besorgt habe, über die ich an anderer Stelle berichten werde.

  • Weitaus älter ist die Comicversion Die Zeitmaschine aus der Reihe Classics Illustrated, USA 1956, Cover gezeichnet von George Wilson, Zeichnungen von Lou Cameron und Text von Lorenz Graham. Als Nr. 133 in den USA erschienen, mir liegt eine deutsche Version von 1970 vor aus dem BSV (Bildschriften Verlag) innerhalb der Reihe Star Album - Illustrierte Klassiker Nr. 8.


    Auf 44 Seiten erlebt man den schönen alten Charme der Illustrierten Klassiker.


  • Weiter im Roman Zeitschiffe. Interessante Hintergrundinformation: Parallel lese ich H.G. Wells - Der Prophet im Labyrinth von Elmar Schenkel:



    Im Kapitel Zeitreise berichtet Elmar Schenkel auf Seite 85, dass Die Zeitmaschine bereits 1888 einen Vorgänger gehabt hat mit dem Titel The Chronic Argonauts / Die Argonauten der Zeit. Wells hat diese Geschichte allerdings wieder verworfen und versucht, alle existierenden Exemplare zu vernichten. Aus dieser Roman-Idee entstand dann Die Zeitmaschine. Das Interessante ist, dass im Vorläufer-Roman der Zeitreisende noch einen Namen hatte: Dr. Moses Nebogipfel.


    Stephen Baxter nimmt diesen Namen in seinem Roman Zeitschiffe wie folgt auf: Der Zeitreisende begegnet einem Morlock in einer weit entfernten Zukunft, die Morlocks haben sich weiterentwickelt und dieser Morlock hat einen Namen: Nebogipfel. Zusammen mit diesem unternimmt er eine weitere Zeitreise in die Vergangenheit und er begegnet seinem jüngeren Ich. Und er nennt sein jüngeres Ich: Moses. Das ist sein verhasster und geheim gehaltener Vorname, so die Erklärung.

  • Ich habe jetzt den Roman Zeitschiffe von Stephen Baxter durchgelesen. Was mir sehr gut gefallen hat, das waren die kurzen Kapitel, alle so um 3-5 Seiten lang. Das konnte man sich gut einteilen und zwischendurch immer mal wieder ein paar Seiten lesen.


    Das Buch hat sehr spannend begonnen, wurde dann aber recht langatmig, denn immer wieder ist man ein paar Millionen Jahre in die Zukunft gereist, dann wieder ein paar Millionen in die Vergangenheit. Im Dino-Zeitalter ist man sogar ein Jahr geblieben, bis man die Möglichkeit gefunden hatte, weiterzureisen. Und dann die Theorien, dass es festgelegte Zeitlinien gibt. Und dass durch die Zeitreisen neue Zeitlinien geschaffen werden, die die bereits vorhandenen komplett durcheinanderbringen. Mein persönliches Fazit: Sollte es einmal Zeitmaschinen geben: Die Finger davon lassen! ;-)


    Auf dem Buchumschlag steht sogar ein Zitat von Arthur C. Clarke:

    Zitat

    Dieser Roman ist das außergewöhnlichste Werk auf dem Gebiet der phantastischen Literatur seit langer, langer Zeit. Ich wage sogar zu behaupten, dass die Fortsetzung von Stephen Baxter besser ist als das Original von H. G. Wells.


    Was mich persönlich an Wells Buch begeistert: 110 Seiten - Spannung - tolle Geschichte - mehr braucht es nicht! Zum Buch: Gut zu lesen, aber es kommt bei weitem nicht an das Original Die Zeitmaschine heran.