Kategorie: Rezensionen
Veröffentlicht: Mittwoch, 18. Oktober 2023 12:00
Robert Kraft
Der Graf von Saint-Germain 2
Titelbild und Innenillustrationen: Adolf Wald
Verlag Dieter von Reeken, 2023, Hardcover, 492 Seiten, 35,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Der Graf de Saint-Germain - schon allein dieser Name weckt bei den Anhängern der Abenteuer-Literatur gar wunderbare Gefühle. Reminiszenzen an eine mysteriöse Gestalt, die scheinbar mit übernatürlichen Kräften ausgestattet die Mächtigen und Reichen ihrer Ära an der Nase herumgeführt hat. Als historisch verbürgte Figur diente er unzähligen Autoren als Aufhänger oder Vorbild für ihre jeweilige Handlung. Zusammen mit seinem Lehrling Cagliostro reicht allein die Nennung der Namen, um Interesse zu schüren, Erwartungen an die bevorstehende Lektüre zu wecken und uns freudig die Hände zu reiben, steht uns doch einmal mehr vermutlich eine faszinierende und bestimmt höchst spannende Lektüre bevor.
Auch der Star-Autor seiner Zeit schlechthin, Robert Kraft, kam an dem geheimnisvollen Mann nicht vorbei. Zwar nur etwa ein Drittel seiner sonstigen Kolportage-Romanlänge einnehmend, bietet uns der Verlag Dieter von Reeken zwei gebundene Bände in gewohnt sorgfältiger Edition im Neusatz und mit sämtlichen, die Handlung kongenial umsetzenden Illustrationen aus der Feder Adolf Walds an.
Vorliegend wird die Handlung, wie gewohnt, nahtlos fortgesetzt. Es geht weiterhin darum, die von Piraten gefangengehaltene Prinzessin Polima zu befreien. Der Graf setzt dabei seine hellseherischen Fähigkeiten ein, um einen Piraten, der sich an Bord einschleichen wollte, auszufragen. Der Angriff auf die Felsenburg aber endet in einem Desaster. Zwar gelingt es, die Piraten zu besiegen, allein die Geisel wird von einem ihrer Kerkermeister erstochen.
Das schwarze Schiff und dessen Kapitän haben Saint-Germain in Stich gelassen. Doch der Graf ist ebenfalls in Besitz der Liste von Orten, an denen Schätze versteckt sind; Schätze, denen Kapitän Römer sicherlich nachjagen wird. Unser Graf aber sucht nicht unbedingt edles Metall - ihm geht es in erster Linie darum, seine auf dem Schiff festgehaltene Frau zu befreien. Die Suche nach Hellsehern und Schätzen schließt sich an, es kommt zu Havarieren und der Begegnung mit Sklavenhaltern.
Eine Zäsur von 10 Jahren sieht unseren Grafen am russischen Hof. In Genua treffen der Graf und Alex wieder aufeinander. Hier findet der Graf endlich seine verschollene Frau und seine Pflegetochter. Dass diese dann von dem ehemaligen Pagen Joseph (Cagliostro) entführt wird, führt zu weiteren Abenteuern, ehe der Band mit einem Ausblick auf das weitere Schicksal einiger Figuren schließt.
Wie die bisherigen „Wiederentdeckungen“ der Werke Robert Krafts im Verlag Dieter von Reeken bereits bewiesen haben, haben die Manuskripte auch heute, weit über 100 Jahre nach ihrer Entstehung, das Potential, die Leser an die Seiten zu bannen. Vorliegender zweiter Teil der Abenteuer ist dabei keine Ausnahme. Rund um den Erdball führt uns der Verfasser, präsentiert uns malerische wie exotische Orte zuhauf, dazu Gefahren und Abenteuer satt.
Inkludiert hat er die üblichen Versatzstücke seiner Romane. Jede Menge fieser, skrupelloser Gegner, Gefahren, verschollene Schätze und einen Touch Übersinnliches. Dass er dann Vieles - zum Glück nicht alles - rational erklärt, nimmt dem Plot leider ein wenig seine phantastische Ebene. Ansonsten reiht sich eine gefährliche Situation an die nächste, gibt es immer wieder von Neuem haarige Situationen zu meistern und oftmals schlicht zu überleben. Abenteuer-Schmöker nannte man diese Art von Romanen in meiner Jugend, Geschichten, die einen den (Schul-)Alltag vergessen ließen, die in unbekannte, ferne Länder führten und uns förmlich an die Seiten bannten.
Alles in allem also wieder eine rundum gelungene Ausgabe die sich nicht nur optisch, sondern auch von ihrer Spannung her wunderbar in die Kraft-Editionen dieses Verlages einreiht.
Quelle: https://www.phantastiknews.de/…-von-saint-germain-2-buch
