Der Schatz im Silbensee – „Lese-Reisen“ aus Passau bieten Schülern eine ganz besondere Leseförderung

  • Karl-May-Fan Dr. Wieland Zirbs

    Der Schatz im Silbensee – „Lese-Reisen“ aus Passau bieten Schülern eine ganz besondere Leseförderung

    28.01.2025 | Stand 28.01.2025, 19:00 Uhr |

    Franz Danninger Redakteur | Lokalredaktion Passau

    In der Hand „Winnetou“, im Kopf den ganzen Karl May: Dr. Wieland Zirbs in der May-Ecke der Haus-Bibliothek, die das Esszimmer der Zirbs umschließt als Kokon der Literatur. Die Plakate und Werke von Zirbs zu Karl May hat Tochter Johanna gestaltet. − Foto: Danninger

    Von Franz Danninger

    Das Haus der Familie Zirbs an der Ilzleite liegt einen Kilometer entfernt vom Geburtshaus von Verleger Friedrich Pustet am Halser Marktplatz. Ein Zufall, ja – aber ein bemerkenswerter, denn Dr. Wieland Zirbs weiß als profunder Kenner von Karl May natürlich aus der Pistole geschossen: „Er hat in seinen Anfangsjahren viel für die Zeitschrift ,Heimgarten‘ geschrieben, die Pustet herausgegeben hat.“

    Das ist einer von zig Mosaiksteinen, die Zirbs herausziehen kann aus dem großen Felsen, den Karl May im Laufe seiner 70 Lebensjahre (1842 - 1912) in den literarischen Steinbruch Deutschlands gehauen hat. 80 Werke schuf er, dazu Novellen, Dorfgeschichten, Kurzgeschichten...


    Es ist ein Schatz im Silbensee also, in den Zirbs eintaucht – und die gefundenen Edelsteine will er der nächsten Generation in die Hand drücken. Als Vollblut-Germanist bietet er Schulen an, dass er auf „Lesereise“ vorbeikommt und das Klassenzimmer für 90 Minuten entführt in den Orient, nach China oder natürlich in den Wilden Westen. In welcher Jahrgangsstufe Winnetou, Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar auftauchen, das überlässt Zirbs ganz der Schule oder dem Lehrer, die sich bei ihm dafür anmelden.


    Er hat die „Karl May Lesereisen“ entwickelt und sichert zu: der Schule entstehen keine Kosten, der Termin kann vorgeschlagen werden, die Interessenten haben ein Mitspracherecht bei der Text-Auswahl, die Lesung ist in einen didaktischen Rahmen gebettet, die Klasse erhält am Ende eine Broschüre über Karl May und ein Werk des Meisters als Geschenk und es wird trotzdem keine Werbung gemacht für die Karl-May-Gesellschaft, die alle Kosten übernimmt. „Wir wollen Lese-Förderung betreiben“, legt Zirbs das Hauptmotiv dar.


    Die Gymnasien in Pocking und Fürstenzell haben von diesem Angebot bereits Gebrauch gemacht, in Passau die Nikolaschule. Und er stehe bereits in Kontakt mit ASG, Leopoldinum, Freudenhain und dem Gymnasium Vilshofen, listet der 70-Jährige weitere Interessenten auf, die sich meldeten bei lesereisen@karl-may-gesellschaft.de. Würde er auch in seiner Vaterstadt Kulmbach lesen, dann wäre die Chance hoch, dass er prominente Mitstreiter hätte, denn Thomas Gottschalk kennt er gut, wie er sagt: „Er war zwei Jahrgänge über mir im Gymnasium, sein Bruder Christoph war mit mir in der Klasse“, erzählt er lächelnd und erinnert sich an gemeinsame Ministranten-Streiche in der Hedwigskirche.


    Doch auch die Gottschalks wird die Faszination auf die Schüler überspringen, ist Zirbs überzeugt: „Die sind heute eher auf Fantasy eingestellt. Karl May bedeutet für die allermeisten von ihnen eine neue Welt, allein von der antiquierten Sprache her – aber auch von der Abenteuer-Thematik her.“ Bislang habe sich das erste Kapitel von „Der Schatz im Silbersee“ als passend herausgestellt, „weil es spannend ist, den Wilden Westen gut darstellt und typisch ist für den Stil von Karl May“. Natürlich dürfe man es nicht einfach runterlesen, die Modulation der Stimme sei wichtig, spricht er aus knapp 40 Jahren Lehrer-Erfahrung: „Man muss es inszenieren, so kann man die Schüler packen!“ Und es ist ihm bewusst, dass 60 Minuten Zuhören eine Herausforderung seien. Die restlichen 30 Minuten seien für Diskussion zu Werk und Autor vorgesehen.


    Das kennt Zirbs sehr gut, von „vollständig“ will er nichts wissen: „Natürlich habe ich nicht alle 80 Werke gelesen“. Wichtig ist aber auch die Einordnung von May in seine Zeit und die dürfte gut gelingen, denn seine Doktorarbeit hatte Wilhelm Raabe zum Thema, der von 1831 bis 1910 lebte, also in der gleichen Epoche.

    Natürlich ist er nicht der einzige May-Fan in Passau, so berichtet er begeistert von Freudenhains Schulleiter Johannes Fuchs: „Er liest May-Texte in Latein!“ Das hätte sicher auch Friedrich Pustet gefallen.

    Quelle: https://www.pnp.de/lokales/stadt-…derung-17894605