2005 / 06 Israel Kamakawiwo'ole: E Ala È (1995)

  • Ei, wei ... hab' ich doch glatt vergessen, gestern das Album noch einzustellen :shy: Daher also heute, aus mehr oder weniger aktuellem Anlass (dem Tod von Lydia Kamakawiwo'ole, siehe unten, 4. Punkt):


    Israel Kamakawiwo'ole
    E Ala È (1995)


    [asin]B000008PHM[/asin]


    Genre: Folk / Pop / Weltmusik
    Gesamtzeit: 48:20
    Titelanzahl: 13


    [01] E Ala È (4:59)
    [02] 'Ulili E (2:25)
    [03] Kaleohano (3:37)
    [04] Wind Beneath My Wings / He Hawai'i Au (4:36)
    [05] Tengoku Kara Kaminari (Thunder From Heaven) (4:04)
    [06] Kamalani (4:13)
    [07] Aloha Ka Manini (4:36)
    [08] Maui Medley (3:27)
    [09] Hele On To Kauai (2:24)
    [10] Kauai Beauty (4:38)
    [11] Theme From Gilligan's Island (3:07)
    [12] I Ke Alo O Iesu (3:20)
    [13] A Hawaiian Like Me (2:30)


    Wetter bescheiden? Keine Sonne in Sicht? Stress im Job? Zu Hause auch alles Andere als Frieden? Stark beschädigt durch Karneval / Fastnacht / Fasching? Oder ganz einfach nur Fernweh?
    An dieser Stelle könnte eine Portion Brudda Iz sehr gut helfen. Also behandeln wir zunächst mal die Frage, wer Brudda Iz überhaupt is’ … ne, ist. Hinter diesem Kosenamen verbirgt sich der Hawaiianer Israel Ka’ano'i Kamakawiwo’ole, in den 90ern einer der beliebtesten polynesischen Entertainer. Von 1976 bis 1992 brachte er mit der Formation „Makaha Sons Of Ni’ihau“ in schöner Regelmäßigkeit ganze neun Alben auf den Markt, ab 1990 war er ebenfalls als Solist tätig und brachte es bis 2002 immerhin auf vier Studioalben, ein Live-Album und eine „Best Of“-Zusammenstellung sowie zwei Live-DVDs.
    Brudda Iz vermischte auf jedem Album traditionelle hawaiianische Musik mit modernen Einflüssen, die hauptsächlich aus dem Popbereich stammten. Dieses merkt man vor allem an der eifrigen Benutzung von Keyboards bei einigen Titeln. Im Gegensatz zu seinen übrigen Alben treten diese Einflüsse auf „E Ala È“ allerdings ein wenig in den Hintergrund. Eigentlich logisch, wenn man bedenkt, dass dieses Album sich ausschließlich um Hawaii dreht, um Landschafts- und Naturbeschreibungen, Heimweh, natürlich um Liebe, aber auch um einige Kämpfe, sowohl vergangene wie auch zukünftige. Unter diesen Voraussetzungen ist es nur verständlich, dass hier die akustischen Instrumente wie Schlagzeug, Baß und Gitarre Vorrang haben vor den Keyboards (obwohl diese auch vorhanden sind, im Fall von „Gilligan’s Island“ sogar leider im Übermaß). Über allem schweben vor allem Iz’s Ukulele und seine unvergleichliche Stimme, die sowohl Ruhe als auch Energie ausstrahlen kann. Hin und wieder hat er sich noch einige Sänger ins Studio geholt, die ihn bei einigen Titeln tatkräftig unterstützen.
    Mit „E Ala È“ legt Iz ein sehr buntes Album vor. Die anfänglichen Kampfesrhythmen auf dem Titelstück sind eher untypisch für ihn, ziehen den Hörer aber sogleich in ihren Bann. Es folgt ein belangloses, aber sympathisches Lied über den Sandpfeifer ("'Ulili E"), bevor Iz träumend von seiner Heimat berichtet. „Kaleohano“ und „Wind Beneath My Wings“ klingen förmlich nach Sonnenuntergang am Strand, und nicht umsonst zählte „Wind Beneath My Wings“ bis zuletzt zu den beliebtesten Nummern auf Iz’s Konzerten (wobei wirklich alle anwesenden Hawaiianer den Text auswendig konnten). „Tengoku Kara Kaminari“ kommt dagegen musikalisch wieder etwas fröhlicher, leicht und fast schon unbeschwert daher, auch wenn der Text eigentlich etwas Anderes aussagt, immerhin ist der eine Verbeugung vor hawaiianischen Sumoringern, die es nach Japan verschlagen hat. Daraufhin folgt ein nennen wir es „hawaii-typisches“ Liebeslied: „Kamalani“ werden auf Hawaii die Töchter der Stammeshäuptlinge genannt und mit viersätzigem Gesang wird diese Dame hier beschworen (anders kann man das wohl nicht nennen ;) ), bevor mit „Aloha Ka Manini“ ein sehr originelles Lied folgt – es klingt wiederum verträumt und irgendwie verliebt (woran auch hier sicherlich der aus dem vorherigen Stück bekannte dreiköpfige Begleitgesang nicht ganz unschuldig ist), ist aber in erster Linie eine kleine Hommage an die örtliche Fischfauna und deren Zubereitung … mit dem „Maui Medley“ nimmt sich Iz einiger traditioneller Titel an, bevor er mit „Hele On To Kauai“ und „Kauai Beauty“ wieder zu der Beschreibung der Landschaftsschönheiten (kann man ruhig doppeldeutig verstehen, ist auch so gemeint) zurückkehrt. Zum poppig-überladenen „Gilligan’s Island“ möchte ich mich an dieser Stelle nur soweit äußern, dass man es am besten überspringt, wenn man dieses Album am Stück hört. Hört man es unabhängig davon, ist es eigentlich eine ziemlich interessante Coverversion des Themas einer amerikanischen TV-Serie, aber auf dem Album hat es nichts verloren. „I Ke Alo O Iesu“ – eine Art „Gospel“ – und das unbeschwert-augenzwinkernde „A Hawaiian Like Me“ runden das Bild eines hawaiianischen Albums ab.
    Wenn man von einem „hawaiianischen“ Album spricht, dann muß man sich natürlich gerade hierzulande von den teilweise äußerst realitätsfernen Vorstellungen entfernen, die gerade in den 50er Jahren die Runde machten. Zur allgemeinen Beruhigung: von langsamen, elektrischen Slide-Gitarren und dem Hula-Hula-Klischee ist die Musik des Albums ungefähr so weit entfernt wie Honolulu von Köln. Falls jemand also Angst vor Kitsch hat, kann er hier aufatmen: die Musik kommt zwar ein- oder zweimal der Grenze ziemlich nahe, überschreitet sie allerdings glücklicherweise nicht.
    Etwas leichtere Kost zum Relaxen, Schmunzeln und vor allem zum Zufriedensein. Wohl bekomm’s :)



    - „Iz“ wurde am 20. Mai 1959 geboren und starb am 26. Juni 1997 im Alter von 38 Jahren nach einem Herzanfall.
    - Im Alter von 11 Jahren musizierte er gemeinsam mit seinem Bruder Henry Kaleialoha „Skippy“ Kamakawiwo’ole (Iz sang, Skippy spielte Gitarre).
    - Mit 15 Jahren wurde Iz entdeckt … weil er bei einem Picknick sang und zufällig Jerry Koko des Weges kam. Die beiden kamen ins Gespräch. Als eine Band gegründet werden sollte (die „Makaha Sons Of Ni’ihau“), brachten beide ihre Brüder ins Gespräch. So kamen „Skippy“ und John Koko zur Band. Der fünfte im Bunde war Louis „Moon“ Kauakahi, der spätere Schwager von Iz.
    - „Skippy“ starb am 1. Oktober 1982 im Alter von 28 Jahren nach einem Herzanfall. Die Tänzerin Lydia Ka'ehukai Kamakawiwo’ole, verheiratet mit „Moon“, starb am 25. Januar 2005 mit 49 Jahren. Iz’s Schwester Evangeline Leilani Kamakawiwo’ole starb am 25. August 1987, ebenfalls nicht besonders alt. Von Israels Geschwistern ist somit keiner mehr am Leben.
    - Skippys Asche wurde 1982 am Makua Beach verstreut. Iz’s Asche 1997 ebenfalls, seinem letzten Wunsch entsprechend.
    - 1992 hörte Iz offiziell bei den Makaha Sons auf, weil er sich auf seine Solo-Karriere konzentrieren wollte. Der inoffizielle Grund kam später ans Licht: die gesundheitlichen Probleme aufgrund seines Gewichts erlaubten das ständige Touren nicht mehr.
    - In den 90er Jahren schwankte Iz’s Gewicht - oftmals sogar sehr stark - zwischen 175 und 300 Kilo. Dutzende von Krankenhaus- und Sanatorium-Aufenthalten waren die Folge.
    - „Gewichtige“ Aussage: „Ein großes Herz braucht einen großen Körper“ (über Israel Kamakawiwo’ole)
    - Weitere Spitznamen von „Iz“: „Brudda“ oder „Braddah“ oder schlicht „Brother“, „The Gentle Giant“, „Hawaiian Suppa’Man“.
    - Iz war ebenfalls Gründer und Chef eines Plattenlabels. Name: „Big Boy Records“.
    - Iz’s Sarg wurde am 9. Juli 1997 im Capitol in Honolulu für einige Stunden aufgebahrt (eine Ehre, die bislang nur drei Menschen zuteil geworden ist). In dieser Zeit nahmen mehr als 10.000 Besucher Abschied von dem populären Sänger, an einem offenen Gedenkgottesdienst nahmen sogar über 20.000 Menschen teil.
    - Bei dem Stück „E Ala È“ gibt es mehrere Besonderheiten: Iz singt dieses Stück zusammen mit seinem toten Bruder „Skippy“ (Studiotechnik macht’s möglich), ein ungewöhnlich starker Rhythmus treibt das Stück vorwärts, Stimmen einer Menschenmenge wurden in den Hintergrund gemischt, das Stück wird eingeleitet von Iz, der über eine EKG-Auswertung philosophiert, dazu schließt sich am Ende des Stücks eine (verunglückte) rein akustische Aufnahme des anschließenden „’Ulili E“ an.
    - „E Ala È“ bedeutet soviel wie „Steht auf!“
    - Das Album „E Ala È“ ist das einzige Album von Iz, das in Hawaii nicht sofort mit Preisen ausgezeichnet wurde, sondern erst posthum. Gleichzeitig ist es aber auch das Album, das sich nach Erscheinen im Rest der USA ziemlich gut verkaufte. Heutzutage greifen die meisten Leute allerdings lieber zum Vorgängeralbum „Facing Future“, nachdem die dort vertretene Fassung von „Somewhere Over The Rainbow / What A Wonderful World“ im Film „Meet Joe Black“ (dt. „Rendezvous mit Joe Black“) verwendet wurde. Es sei noch gesagt, dass Iz ganze drei Versionen des Stücks eingespielt hat – eine ausgelassene Bandversion auf seinem Debüt „Ka’ano’i“, eine Fassung von „Somewhere Over The Rainbow“ alleine, die auf dem Best Of namens „Alone In IZ World“ enthalten ist und schließlich noch die Version aus „Facing Future“.
    - Einige Stücke des Albums, darunter auch "Aloha Ka Manini" und einige Teile des "Maui Medleys", existieren ebenfalls als Aufnahme der "Makaha Sons Of Ni'ihau", wobei sich einige im Arrangement allerdings deutlich unterscheiden.
    - Bei den Aufnahmen zum Album „E Ala È“ war es Iz herzlich egal, ob im Studio das Mikro gerade angeschaltet war oder nicht, daher gibt es darauf auch einige Kommentare oder sogar Ausrufe, die ganz bestimmt so nicht in den Noten verzeichnet waren ;)