Science Fiction - Das echte Log des Phileas Fogg

  • Richtige Science Fiction ist eigentlich nicht mein Fall, aber wer sowohl Science Fiction UND Jules Verne mag, sollte mal folgendes Buch lesen:


    Das echte Log des Phileas Fogg, von Philip José Farmer. (gibt's gebraucht über Amazon oder sonstwo in Mengen).


    Ist echt amüsant zu lesen (bin noch mittendrin, aber bald fertig, hoffe ich)


    Bernhard

    :seemann: :baer:


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    I love you, you love me, ja wo lawe ma denn hi??

    2 Mal editiert, zuletzt von Bernhard ()

  • ... ich habs schon hinter mir. Eine Art moderner Trittbrettfahrer. Gleichzeitig auch der Beweis, dass man alle Aussagen und Fakten auch von einer anderen Seite betrachten kann. Die Verfahrensweise etwas gegebenes nach einer anderen Richtung zu verbiegen erinnernt mich an die "Pseudewissenschaftler" Berlitz und Dänicken, die gegebene Fakten in ihre Lieblingstheorie pressen wollen.


    Man muss ein Genrefan sein, um Gefallen an dem Buch zu finden. Auf jeden Fall interessant, wenn man die Vernezitate verfolgt.

  • alles richtig was Du sagst. Deshalb ja auch für "Science Fiction Fans und den Verne - Interessierten. Ich habe das Buch jetzt allerdings auch eher unter dem Aspekt "Unterhaltung" gelesen als dem Analysieren der eingebrachten Ideen. Interessant auch der Textanhang zur Analyse von "20 000 Meilen" bzw. Kpt. Nemo, der ja durchaus richtiges enthält, aber ansonsten wie der ganze Roman als pure Fortsetzung von Fantasie zu verstehen ist. Wer Science Fiction nicht mag sollte sich allerdings vermutlich von dem Buch fern halten... Ich mag's zwar nicht, fands aber trotzdem amusant und unterhaltsam, wenngleich sehr an den Haaren gezehrt... :-)


    B.

    :seemann: :baer:


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  • 03. März 2009, 16:57


    Im Alter von 91 Jahren ist in der vergangenen Woche einer der prominentesten Science Fiction- und Fantasy-Autoren des 20. Jahrhunderts gestorben: Philip José Farmer, dessen Name in erster Linie mit dem "Flusswelt"-Zyklus verknüpft wird, hat in beinahe sechs Jahrzehnten schriftstellerischer Tätigkeit über 75 Romane und unzählige Kurzgeschichten veröffentlicht; mehrfach wurde er mit dem Hugo-Preis ausgezeichnet.
    Vom Tabubrecher zum Demiurgen
    Die Autorenkarriere des am 26. Jänner 1918 in North Terre Haute, Indiana, geborenen Farmer begann 1952 mit einem Paukenschlag: Seine erste veröffentlichte Erzählung "The Lovers" brach in der ultraprüden Science Fiction jener Tage mit dem Tabu der Darstellung von Sexualität (und brachte ihm seinen ersten Hugo ein). Spätere Werke ("Mother", "Image of the Beast", "Flesh") griffen das Thema ebenfalls auf - für sein Gesamtwerk ist es jedoch weniger repräsentativ als die Darstellung von Gewalt, geht es in Farmers Erzählungen doch meistens ziemlich deftig zur Sache. Als sich in den 60ern mit der New Wave eine neue Strömung innerhalb der Science Fiction durchzusetzen begann, war es mit inhaltlichen oder stilistischen Tabus ohnehin vorbei - Farmer widmete sich in der Folge den Stärken, die ihn bis heute auszeichnen: der Schilderung rasanter Abenteuer und dem Erschaffen fantastischer Welten an der Grenze von Science Fiction und Fantasy. Anders als Hard SF-Autoren interessierte ihn die physikalische "Machbarkeit" dieser Welten nicht (meistens verwies er auf eine nicht näher spezifizierte Supertechnik, mit der sie erschaffen worden seien), in Sachen Imagination kam ihm jedoch kaum ein anderer Autor gleich.
    Prototypisch dafür sind die beiden Romanzyklen, die zu Farmers populärsten Werken wurden: In "World of Tiers" (1965 - 1977) bewegen sich die ProtagonistInnen durch eine Reihe paralleler "Taschenuniversen", die von Unsterblichen nach ihrem persönlichen Geschmack geschaffen wurden; "unsere" Welt entpuppt sich im Laufe des Zyklus als eine dieser künstlichen Schöpfungen. Und während die bizarren Kunstwelten hier in erster Linie als exotische Kulisse für Verfolgungsjagden dienten, kamen in der nicht minder fantastisch konstruierten Flusswelt des "Riverworld"-Zyklus (1971 - 1983) noch grundlegende philosophische Aspekte hinzu; Teil 1 des Zyklus ("To Your Scattered Bodies Go") wurde ebenfalls mit dem Hugo ausgezeichnet. Dennoch waren es nicht immer topographische Besonderheiten, die Farmers Welten auszeichneten: Der "Dayworld"-Zyklus (1985 - 1990) entwarf eine Gesellschaft, die das Problem der Überbevölkerung auf eine ungewöhnliche Weise gelöst hat: Jeder Mensch darf nur einen Tag in der Woche ein aktives Leben führen, die übrigen sechs muss er in Stasis verbringen - wodurch sich auf der Erde sieben langsam auseinander driftende Kulturen entwickeln.
    Charakteristische Motive
    Oft beschrieb Farmer seine Hauptfiguren als überlegene Menschen der Tat, hochintelligent, umfassend gebildet und körperlich jeder Herausforderung gewachsen - der auf der Flusswelt wiedergeborene Abenteurer Richard Francis Burton kann als Paradebeispiel dafür gelten. Gerne schickte Farmer seine Helden auch aus der Gegenwart in eine fremd gewordene Erde der fernen Zukunft ("The Wind Whales of Ishmael", "The Stone God Awakens") und scheute sich auch nicht bis ans Ende aller Zeiten zu gehen. Auch hier konnte ein tatkräftiger Akteur dem scheinbar unvermeidlichen Untergang aber noch ein Schnippchen schlagen und die Hoffnung auf eine Zukunft bewahren - wie Deyv in "Dark Is The Sun", der sich von der sterbenden Erde in ein junges Universum rettet.
    Farmer war stark von den Pulps seiner Jugendzeit beeinflusst, und manche Werke seines umfangreichen Schaffens gingen auch nicht wesentlich über deren Niveau hinaus. Öfter jedoch griff er die Ideen von Autoren wie Edgar Rice Burroughs auf, um sie zu etwas Größerem, Besserem ... und durchaus auch Humorvollerem zu machen - bis hin zu Genre-Parodien. Überhaupt spielte Farmer gerne mit historischen und literarischen Verweisen. Er schrieb fiktive Biografien von Tarzan und Doc Savage oder "Fortsetzungen" zu Romanen der Weltliteratur. Die "Wind Whales of Ishmael" etwa versetzen den einsamen Überlebenden aus Melvilles "Moby Dick" in die fernste Zukunft, "The Other Log of Phileas Fogg" baut auf Jules Vernes "Reise um die Welt in 80 Tagen" auf und "A Barnstormer in Oz" auf L. Frank Baums berühmtem Märchenbuch. Seinen gewitztesten Coup in Sachen literarische Aneignung landete Farmer unter dem Pseudonym "Kilgore Trout": Ein fiktiver Science-Fiction-Schriftsteller, der mehrfach in Werken Kurt Vonneguts auftaucht ... und den Farmer postwendend zur "realen" Person machte, indem er in seinem Namen den Roman "Venus on the Half-Shell" veröffentlichte.
    Beeindruckendes Erbe
    Über 40 Jahre hinweg war Farmer ungebrochen literarisch aktiv - erst in den 90ern begann sich sein Output allmählich zu verringern. Zwar gab es immer noch eine Reihe von Publikationen, doch waren es meist Kurzformate, ergänzende Episoden zu früheren Werken, Essays (eines davon selbstironisch "I Still Live!" betitelt) oder Gemeinschaftsarbeiten mit anderen Autoren. 2007 erschien "The City Beyond Play" mit Koautor Danny Adams, für Herbst diesen Jahres war "The Evil in Pemberley House" mit Win Scott Eckert angekündigt.
    Philip José Farmer starb in der Nacht auf den 25. Februar in Peoria, Illinois, friedlich im Schlaf, wie es auf seiner Website heißt. Er hinterlässt seine Frau Bette, zwei Kinder und eine Reihe von Enkeln und Urenkeln - sowie ein imposantes Gesamtwerk, das sich auch nach Jahrzehnten noch ungebrochener Popularität erfreut. Mit ihm verliert die Science Fiction einen ihrer produktivsten und eigenwilligsten Autoren. Und ihren vielleicht fantasievollsten Weltenschöpfer. (Josefson)


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