schaut ihr euch fahrenheit 9/11 an ? 12
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ich bin bush fan und daher werde ich den film nicht anschauen (0) 0%
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ich finde michel moore total scheisse (0) 0%
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ich gehe auf jedenfall rein (8) 67%
der film ist ja schon vor dem deutschland start in aller munde.
ich glaube ich werde mir den ansehen. das thema interessiert mich irgendwie. und ich habe auch seine bücher schon gelesen.
hier mal ein artikel aus dem stern dazu:
Bush-Treiber
Kann ein Dokumentarfilm die Wahlen in den USA entscheiden? Michael Moore will mit seiner aufwühlenden Bildercollage "Fahrenheit 9/11" den amerikanischen Präsidenten aus dem Amt jagen.
Müde sieht er aus, ausgebrannt und keineswegs kämpferisch. Ganz und gar nicht so, wie das Nachrichtenmagazin "Time" ihn gerade auf dem Titel präsentiert hat unter der Schlagzeile "Michael Moore's War". Mit schweren Schritten schlappt Moore durch einen Saal des Essex House. Draußen, am Rande des Central Park, übt gerade die New Yorker Polizei. Zwölf Streifenwagen sind aufgefahren, und irgendwie wirkt das, als wäre die Staatsgewalt nun überall vertreten, wo Michael Moore auftaucht. Held und Wahrheitssager für die einen. Defätist und Verräter für die anderen.
Da sitzt er nun, der Dokumentarfilmer und Bestsellerautor, die obligatorische Baseballkappe auf dem Schädel, die Füße in die ebenso obligatorischen Sportschuhe versenkt, und entschuldigt sich. Entschuldigt sich dafür, dass er nicht jedes Land, in dem sein Film " Fahrenheit 9/11" anläuft, persönlich besuchen kann. "Wir haben Wahlen", sagt er, "und jeder Tag bis zu den Wahlen im November ist ein wichtiger Tag."
Moore kann da nicht weg. Er ist auf einer Mission: George W. Bush muss raus aus dem Weißen Haus. Und er, Michael Moore, könnte tatsächlich derjenige sein, der ihn daraus vertreibt - mit Hilfe von "Fahrenheit 9/11", dem längsten Wahlkampfspot der Weltgeschichte.
Der Anti-Bush-Film, der in Cannes die Goldene Palme gewann, wirbelt wie ein Tornado durch die politische Landschaft Amerikas. In knapp drei Wochen hat er mehr als 80 Millionen Dollar eingespielt - eine unfassbare Summe für einen Dokumentarfilm (Deutschlandstart ist am 29. Juli). Die Menschen pilgern mit Stickern ins Kino, auf denen hämische Slogans wie "Burn the Bush", "Bushit" oder "Billionaires for Bush" stehen. Nach den Aufführungen gibt es immer wieder Applausstürme. Rechte Gruppen kontern mit Boykottaufrufen, der Besitzer einer Kinokette in Nebraska und Iowa weigert sich, den Film zu zeigen, und die US-Filmbewertungsstelle verdonnerte "Fahrenheit 9/11" zu einer "R"-Einstufung: Niemand unter 17 darf ihn ohne Erwachsenenbegleitung sehen. Die Jugendlichen, die so geschützt werden sollen, könnten aber paradoxerweise schon bald die nächste Rekrutengeneration im Irak stellen.
Bei einer Gala in New York hat der Vater des Präsidenten klargemacht, dass er "nichts als Verachtung" für Moore übrig habe; und der Präsident und seine Mannschaft haben beschlossen, den Film mit Schweigen zu strafen.
"Ich danke allen, die versuchen, den Film zu stoppen", hat Moore dazu gesagt. "Das hat die Menschen nur ermuntert, ihn sich anzusehen."
Vor allem aber zeigt der ganze Wirbel eines: Alle, wirklich alle, ob auf der Linken oder der Rechten, haben begriffen, wie wichtig dieser Film für die politische Zukunft der USA ist. Denn nicht die Stärke des Herausforderers John Kerry, sondern George W. Bushs Schwächen werden die kommende Präsidentschaftswahl entscheiden. Und diese Schwächen entblößt keiner so gnadenlos wie Moore.
"Zuschauer, die politisch unentschieden in den Film gegangen sind", erzählt Moore, "sind im Laufe der Vorführung auf eine Anti-Bush-Linie eingeschwenkt. Der Film entzündet ein Feuer in denen, die schon aufgegeben hatten."
Kein Wunder, denn "Fahrenheit 9/11" ist purer Agitprop. Der Film - witzig, wütend und pathetisch zugleich - provoziert nach Leibeskräften; die Frage einer "objektiven", ausgewogenen Wahrheit, wie sie andere Dokumentarfilme in Ehren halten, interessiert Moore nicht. Allerdings haben selbst seine ärgsten Widersacher ihm bisher nur winzige sachliche Unklarheiten nachweisen können. Der Filmemacher hatte sein Werk von einem Team erfahrener Rechercheure auf Faktentreue überprüfen lassen und droht jetzt jedem, der ihn der Lüge bezichtigt, mit einem Prozess.
Kritischen Fragen begegnet er auch im Essex House mit jener Schärfe, die er den Populisten aus dem anderen Lager zu Recht vorwirft. Er hebt die Stimme, vollführt mit der Hand karateähnliche Bewegungen und sagt: "Weisen Sie mir einen Fehler nach. Nur einen." In einer Collage aus selbst gedrehten Aufnahmen, Nachrichten- und Filmbildern sowie bislang ungesendetem Material, das ihm bei den Irak-Truppen "eingebettete" Kameraleute und Journalisten zugesteckt hatten, rekapituliert Moore in "Fahrenheit 9/11" die gesamte Amtszeit von Bush: von der "gestohlenen" Wahl über die wirtschaftlichen und privaten Verbindungen zwischen dem Bush- und dem Bin-Laden-Clan bis hin zum Irak-Krieg. Dabei ist kaum etwas wirklich neu, aber bisher hat niemand die Geschichte so zugespitzt erzählt wie Moore - schon gar nicht die US-Medien, denen er vorwirft, zu "Cheerleadern" der Regierung verkommen zu sein.
Moore besitzt ein Gespür für jene entlarvenden Bilder, in denen die Mächtigen ihr Wesen offenbaren, jene Bilder vor und nach einem offiziellen Auftritt, die für die Nachrichten weggeschnippelt werden. Wenn George W. Bush ernst in die Kamera blickt und erzählt, dass alle sich am Krieg gegen die "terroristischen Killer" beteiligen müssen, dann ist das ein übliches Null-Statement. Doch dann zieht plötzlich das Bild zur Totale auf, man erkennt, dass Bush mit einem Golfschläger dasteht. Er feixt und sagt zu den Reportern: "Und jetzt seht euch diesen Abschlag an."
Die Frivolität des Golfers konfrontiert "Fahrenheit 9/11" mit dem Ernst der Lage im Irak. Verstümmelte Kinder, wutentbrannte Zivilisten, verletzte oder getötete US-Soldaten, eine Armee, deren Angehörige nicht wissen, was zum Teufel sie eigentlich sollen in Bagdad oder Falluja. Und eine Armee, die keinen Respekt vor denen hat, die sie befreien soll: In einer Szene berühren GIs kichernd die Genitalien eines alten Mannes - nicht in einem Gefängnis, sondern draußen im Feld. Schon lange, bevor die Abu-Ghreib-Untaten bekannt wurden, spekuliert Moore, dass es Hunderte solcher Vorfälle gegeben haben muss.
Mit eigenen Auftritten hält er sich dieses Mal zurück. "Ehrlich gesagt ist die Optik ohne mich besser", witzelt er, doch seine Zurückhaltung bezeugt Respekt vor der Geschichte, die er erzählen will: Sie ist größer als sein Ego. Der Film endet mit einer verzweifelten Soldatenmutter aus Moores Heimatstadt Flint, die nicht nur ihren Sohn, sondern auch ihren Glauben an die USA verloren hat. Und dann begreift man: "Fahrenheit 9/11" ist doch weit mehr als Wahlkampf. Der Film ist Michael Moores Kreuzzug - ein Kreuzzug zur Errettung eben dieses Glaubens an ein ehrliches, gerechtes und gutes Amerika.