Geniale Querköpfe: Es klappt auch ohne Schule

  • Die Zeichen stehen wieder auf Norm, genauer: auf Genormtsein. Kopfnoten für
    brave Schüler, Pisa-Momentaufnahmen von der Aussagekraft eines olympischen
    Medaillenspiegels und die neue Uniformiertheit der Krawattenträger.
    Über allem: Der unbedingte Glaube an die heilende Kraft der Diplome. Deutschland wird asiatisch, denn nur aus gesellschaftlicher, beruflicher und privater Gesichtslosigkeit heraus traut man dem zart keimenden Aufschwung Dauer zu.


    Das mag einerseits dafür sorgen, dass Schüler, die ihre Tage in der Bildungsbude (Schule) voll abaxen, am Ende einfach nur noch depriletto drauf und damit alles andere als funktionstüchtig sind.
    Andererseits wird die blauäugige Nostalagie konservativer Kräfte bald zu Bildungsrückständen früherer Zeiten und einem zweiten 1968 führen.



    Da das aber noch eine Weile auf sich warten lässt, müssen sich die jungen Funktionsträger in spe mit einem bezaubernd illustrierten Geschichtsbüchlein
    trösten, worin beschrieben wird, wie der Fortschritt einst vorangetrieben wurde, nämlich von Menschen, die es in der Schule nicht geschafft haben, die keine Diplomabschlüsse vorweisen konnten und in jungen Jahren dadurch auffielen, dass sie ihre Eltern verzweifeln ließen.


    "Geniale Querköpfe", so der Titel (erschienen bei moses. Kempen, 14.95 Euro), erzählt von Bill Gates und Steven Spielberg, von Albert Einstein, Justus von Liebig, vom genialen Jules Verne und Gérard Depardieu. Auch von David Livingstone, dem großen Afrika-Forscher, armer Leute Kind, Fabrikarbeiter mit 10. Doch Willens- und Glaubenskraft ließen ihn zum unermüdlichen Tilger der weißen Flecken auf der Landkarte Afrikas werden. Justus Liebig verließ (noch ohne "von") die Schule mit 14. In Deutschland traf der begnadete Chemiker auf nichts als Schikane und wanderte sogar in den Knast. In Paris wurde er Professor; mit 21 und ohne Abitur.


    Die Schule, möchte man meinen, dient in erster Linie sich selbst. Über Leben und Lebensleistung verrät sie so gut wie nichts.


    Aus PRISMA, Wochenmagazin zur Zeitung Ausgabe 5/07, mit freundlicher Genehmigung


    http://de.liberty.li/magazine/?id=3972&q=Geniale+Querköpfe:+Es+klappt+auch+ohne+Schule


    [asin]3897773333[/asin]

  • Zitat

    Original von Andreas Fehrmann
    ... Querdenker oke.- aber was Verne in einer Liste mit Leuten ohne Schulabschluss zu suchen hat (genau wie Einstein), dass weiss wahrscheinlich nur der Schreiberling der Rezension.
    :{


    Ich glaube auch nicht, daß das wirklich auf den Schulabschluß an sich gemünzt ist, sondern vielleicht auch eher auf das, was man in der Schule oder an der Uni so alles lernt ...
    Champollion hat z. B. ebenfalls einen Schulabschluß, aber bereits während seiner Schulzeit hat er sich im wahrsten Sinne des Wortes kaputtgeackert, um sich in fremde Sprachen und ihre Schriften reinzuarbeiten und gleichzeitig seinen Schulabschluß zu schaffen. Der Mann war körperlich mit 17 ein echtes Wrack - Augen, Niere, Leber, Lunge, Gelenke - alles im Arsch, Kopfschmerzen, Schwindsucht, Diabetes ...
    Aber auf jeden Fall ein sehr interessanter Lebenslauf, das muß ich zugeben (mal 'ne Biographie gelesen) :]


    Gruß
    Skywise