Die Lianenbrücke, in: Die illustrirte Welt 1857

  • Hilfreich zur Klärung der Erscheinungsdaten des Jahrgangs 1856 könnte möglicherweise diese Ausgabe hier sein: Wie es auf den Bildern aussieht, handelt es sich um eine nicht nachträglich eingebundene Ausgabe noch in den original Heftumschlägen. Allerdings hat sie mit 200 Euro auch einen sehr stolzen Preis. https://www.zvab.com/servlet/BookDe…tsaAsiXEALw_wcB

    Ja, danke, das ist eine weitere Bestätigung dafür, dass es Monatshefte gab. Weiter oben hatte ich ja schon eine Abbildung eines Heftes von 1854 gepostet: #8

    Insofern ist die "erste" Verne-Übersetzung immer noch ein vorläufiges Ergebnis.

    Ja, ich wollte neulich schon mal schreiben „Ich hab’s ›im Urin‹, dass irgendwann noch eine frühe Übersetzung von »Un voyage en ballon/Un drame dans les airs« auftaucht und alle Rekorde gebrochen werden“. Ob’s wirklich so ist, wird sich zeigen. Jedenfalls war dieser Typ von Geschichte (Ballonfahrt mit einem Wahnsinnigen) sehr erfolgreich, s. die Dramen in den Lüften-Bände von Dornbrunnen. Da wäre es keine Überraschung, wenn jemand die Verne-Version attraktiv fand und eine Übersetzung abgedruckt hat.

    Mir fehlen die Kenntnisse, welche Möglichkeiten es zur Bildreproduktion Mitte der 1850er Jahre bereits gab. Die "Illustrirte Welt" hat den Abdruck der "Überwinterung" mit einem Teil der Illustrationen des französischen Erstdrucks veröffentlicht. Konnte das ohne die Original-Druckvorlagen so ohne weiteres gemacht werden? Bzw. wenn man zwingend die Original-Druckstöcke für die Abbildung benötigt und erworben hat, dürfte es ja kein Raubdruck gewesen sein?

    Man konnte nachstechen. Ein Beispiel kannst du dir auf Andreas’ Seite anschauen: https://www.j-verne.de/verne_edit5.html
    Aber man kann wohl davon ausgehen, dass sich immer kleine Abweichungen finden lassen. Käptn, hol die Lupe raus ;)

    Zu den Auslieferungsdaten der Illustrirten Welt, Jahrgang 1856:

    Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.06.1856
    1856-06-25
    www.boersenblatt-digital.de

    Das Juli-Heft wurde also mit hoher Wahrscheinlichkeit im Juni verschickt. Mutmaßlich wurde das Januar-Heft also im Dezember 1855 verschickt. Oder vielleicht doch früher? Man kann es nicht ganz ausschließen.

    Nautron respoc lorni virch.

  • Interessant ist wahrscheinlich auch „Tief unter der Erde“, könnte als Inspiration für Schwarz-Indien gedient haben (Hinweis von Volker), hab’s aber noch nicht gelesen. (Original in Musée, 22. Jg. C. Surmilli/Survilli: L’ange de la houillère – Mystères des mines

    Da fand ich es auffällig, dass die Illus wie Original-Illus aussehen. Ich habe mich gefragt, warum man einmal (mutmaßlich) eine Lizenz erworben hat, denn normalerweise brauchte man die Original-Vorlagen, und dann ein anderes Mal, bei der Lianenbrücke, anscheinend keine Lizenz erworben hat – eine Fremd-Illu und eine nachempfundene. Und bei „Tief unter der Erde“ ist der Name des Autors angegeben, bei der Lianenbrücke nicht. Allerdings steht da nicht C. Surmilli oder Survilli, sondern „Carl Surwill“.

    Nautron respoc lorni virch.

  • Und noch ein Detail zur Schnelligkeit bzw. Druckfahnenübersetzungen:

    Quote

    Interessantes Detail: Beim Vergleich der Veröffentlichungsdaten fällt auf, dass einige Romane schon komplett auf Deutsch vorlagen, bevor der Schluss auf Französisch vorlag, so dass deutschsprachige Leser teilweise früher als die französischsprachigen in den Genuss kamen, das Ende der Geschichte lesen zu können.

    !

    Das bezieht sich auf Hartleben, die Veröffentlichungsdaten für Hartleben stammen aus des Käptns Katalog.

    Das Zitat findet ihr in N41, S. 39, Fußnote 7.

    Nautron respoc lorni virch.

  • Insofern ist die "erste" Verne-Übersetzung immer noch ein vorläufiges Ergebnis.

    ich habe ja auch geschrieben:

    ... und damit die damit derzeit bekannteste früheste Verne-Veröffentlichungen in deutscher Sprache ...

    ...sehe es also durchaus genauso...

    :seemann: :baer:

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  • Hallo,

    so, für alle Interessierten und unserem fleißigen Recherchierenden in Fragen früherer Veröffentlichungen, die nicht in der Bibliografie Thadewalds zu finden sind.

    In der übernächsten Nautilus (Nr. 48) wird (hoffentlich) ein ausführlicher Beitrag über die Recherche zu den Ausgabeterminen der drei Texte in der Illustrirten Welt zu lesen sein.

    Für die bibliografische Erfassung hier die bibliografischen, quellenfundiert belegbaren Daten:

    1) Auf dem Eise (Hivernage dans les Glaces) lag dem Deutschen Börsenblatt ab spätestens dem 9. November 1855 vor und war spätestens Anfang Dezember 1855 vollständig veröffentlicht.

    2.) Meister Zacharius dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit im 11. Monatsheft Anfang September 1856 erschienen sein.

    3.) Die Lianenbrücke dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit im 8. Monatsheft Anfang Juni 1857 erschienen sein.

    Frühere Verfügbarkeits-Ausgabedaten sind aufgrund der logischerweise zuvor liegenden Versandtage der Monatshefte oder einer möglicherweise bestehenden Einzelauslieferung der einzelnen (Wochen-)Nummern, die laut Quellenfunden zumindest zu Beginn 1853 wöchentlich erschienen, möglich, aber für 1855-1856-1857 nicht durch Quellenfunde belegbar, und somit in der bibliografischen Erfassung ohne Relevanz. Details hierzu sollten sich dann in dem Artikel in der kommenden Nautilus nachvollziehen lassen.

    Best

    B.

    :seemann: :baer:

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  • Bei Hallberger gab es auch das Jugend-Album https://de.wikipedia.org/wiki/Illustrirte_Welt#Geschichte

    Scheint aber keine heiße Spur zu sein. Den 1850er-Band gibt es online, beim 1856er habe ich bei einem Antiquar um Bilder des Registers gebeten, und bei beiden Bänden ist das Repertoire anders als in der Illustrirten Welt – fast nur Texte von dt. Autoren bzw. kaum Übersetzungen.

    Quote

    Beschreibung:

    Fehlen die Seiten 221-230. Vorsätze erneuert. Stellenweise mit kleinen Gebrauchsspuren.

    „Jugend-Album.“ (Jugend-Album.) – Buch antiquarisch kaufen – A01D5XHf01ZZP (booklooker.de)

    Vielleicht interessant für Gerstäcker-Fans? Von G. sind zwei Beiträge enthalten: „Die Knaben und der Tiger“ S. 81; unter „Jagd- und Seebilder“ steht „Der Knabe und der Panther“ (mit Bild), S. 372/417.

    Nautron respoc lorni virch.

    Edited once, last by Stahlelefant (August 6, 2024 at 5:38 PM).

  • Das soll sagen, dass sich niemand anders bemühen muss, bei diesen Bänden nachzuschauen. Hilft also dabei, unnötigen Zeitaufwand zu vermeiden. Hätte doch sein können, dass Hallberger auch im Jugend-Album was von Verne abdruckt, oder, Herr Hilfsmoderator? :);) Wenn ich hier irgendwann zu viel poste, wird der Moderator es mich schon wissen lassen, gehe ich mal von aus.

    Außerdem ist dies ein breitgefächertes Forum, in dem es nicht ausschließlich um JV geht. Kann doch sein, dass es für Abenteuer-Fans, insbesondere Karl-May-Fans, interessant ist, weil was von Gerstäcker dabei ist. Hm, da könnte ich auch Ostwald noch Bescheid geben, auch wenn er es vielleicht schon kennt.

    Hätte auch einen neuen Thread eröffnen können, aber eigentlich finde ich, dass es zum Thema passt, wg. Hallberger. Meinetwegen kann Poldi das auch abtrennen und verschieben.

    Nautron respoc lorni virch.

  • Ich habe lediglich den Sinn oder die Absicht Deiner Mitteilung nicht nachvollziehen können und daher nachgefragt.

    Das ist kein Grund, mir öffentlich hier etwas zu unterstellen oder zu mich zu belehren, was das Forum für Inhalte hat oder was erlaubt ist oder was nicht.

    Kritik hatte ich Dir persönlich und privat zukommen lassen, warum Du offensichtlich darauf basierend meine Nachfrage ebenfalls damit in Zusammenhang siehst und jetzt hier öffentlich darauf anspielst, dass kann ich nicht nachvollziehen und gehört auch m.E. nicht an die Öffentlichkeit.

    :seemann: :baer:

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    Edited once, last by Bernhard (August 7, 2024 at 2:30 AM).

  • Kritik hatte ich Dir persönlich und privat zukommen lassen, warum Du offensichtlich darauf basierend meine Nachfrage ebenfalls damit in Zusammenhang siehst und jetzt hier öffentlich darauf anspielst,

    Sorry, ich dachte du spielst ebenfalls darauf an!!! Im Lichte der vorigen Kritik hörte sich deine Formulierung:

    was soll uns das jetzt sagen?

    reichlich angenervt bis sarkastisch an.

    dass kann ich nicht nachvollziehen und gehört auch m.E. nicht an die Öffentlichkeit.

    Ich hoffe, du kannst es jetzt (nach der vorstehenden Erläuterung) nachvollziehen. Du hättest auch von vornherein wieder mailen können, dann hätten wir das von vornherein außerhalb der Öffentlichkeit klären können.

    Da die Sache jetzt nur ein Missverständnis war, bin ich erleichtert, und wenn ich dich ungerecht behandelt haben sollte, habe ich kein Problem damit, mich dafür zu entschuldigen.

    Nautron respoc lorni virch.

  • Man konnte nachstechen. Ein Beispiel kannst du dir auf Andreas’ Seite anschauen: https://www.j-verne.de/verne_edit5.html
    Aber man kann wohl davon ausgehen, dass sich immer kleine Abweichungen finden lassen. Käptn, hol die Lupe raus ;)

    Das Beispiel sticht nicht (sorry für das Wortspiel) . Oder höchsten so ähnlich. Ein Drama in den Lüften aus dem Adolph-Schumann-Verlag erschien erst nach 1900, also 50 Jahre nach der Illustrirten Welt. Als Umdruckverfahren dort würde ich Photozinkotypie nennen. Von Ries wird dafür aber das Jahr 1859 als Erfindungsjahr angegeben. Mit Sicherheit sieht man bei höherer Auflösung mehr. Es wäre also hilfreich, wenn ein Originalbandbesitzer (Bernhard?) eine Vergrößerung von z.B. den Schlittenhunden auf S. 36 anfertigen könnte. Die Abweichungen werden vermutlichin Richtung "teigig" gehen.

  • Danke für die Info! Ich bin kein Experte, warum es 1856 nicht möglich gewesen ist, nachzustechen, ist mir unbekannt. Brauchte man dafür die Photozinkotypie? Ich dachte, da hat sich einfach einer hingesetzt und möglichst genau kopiert, d. h. einen neuen Hozstich nach Vorlage des Originals angefertigt.

    Nautron respoc lorni virch.

  • Also vorweg genommen: Alle übernommenen Illustrationen, mit Ausnahme der zweiten der Lianenbrücke (die, wie in der Nautilus Nr. 15 bereits beschrieben, eine eindeutige Neuschaffung auf Basis der originalen Vorlage darstellt), entsprechen, von den Retuschen der Künstler-und Stechernamen abgesehen (mit Ausnahme bei der ersten Illustration), vollständig den Originalen. Einzige weitere Unterscheidung, die aber drucktechnisch bedingt ist, ist die Farbsättigung. Wie dies möglich sein kann, das werde ich in dem Artikel über die Ausgaben ausführen, und auch weshalb diese eine letzte Illustration eine Neuschaffung darstellt wird darin erläutert.

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  • Danke für die Info! Ich bin kein Experte, warum es 1856 nicht möglich gewesen ist, nachzustechen, ist mir unbekannt. Brauchte man dafür die Photozinkotypie? Ich dachte, da hat sich einfach einer hingesetzt und möglichst genau kopiert, d. h. einen neuen Hozstich nach Vorlage des Originals angefertigt.

    Auch bei einer noch so genauen Kopie würden kleinere Abweichungen in den Linienführungen oder insbesondere bei dem Einsatz spezieller Stecher-Werkzeuge (wie sie auch hier bereits zur Anwendung gekommen sind**) erkennbar sein - was jedoch nicht der Fall ist.

    Auch eine "teigige" Erscheinung, wie Norbert sie vermutet, ist nicht gegeben.

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  • ** "spezielle Stecher-Werkzeuge": Bereits früh nutzen die Stecher oder Graveure spezielle Werkzeuge, um größere Flächen in Illustrationen (bspw. Himmel- und Wolkenschraffuren, flächige Texturen oder Schatten, ...) mit weniger Arbeitsaufwand in weniger Arbeitsschritten umzusetzen. D.h. nicht jede einzelne Linie und jeder einzelne Punkt wurde mühsam von Hand "gestochen", sondern durch "Schraffur-Eisen" und ähnliche Werkzeuge in weniger Arbeitsschritten gesetzt. Selbst wenn ein kopierender Stecher identische Werkzeuge zur Hand haben sollte, würden die Stärke der Punkte und Striche, deren Winkel zu anderen Strichen u.ä.m. bei genauerer Betrachtung abweichend und erkennbar sein - dies ist hier nicht der Fall.

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