Titania Gruselkabinett (Folgen 12+13) Mary W. Shelley: 'Frankenstein'

  • Titania Gruselkabinett (Folgen 12+13)
    „Mary W. Shelley: 'Frankenstein'“



    Produktion:
    Label: Titania Medien Bosenius & Gruppe GbR
    Buch: Mark Gruppe
    Romanvorlage: Mary W. Shelley
    Produktion & Regie: Stephan Bosenius & Marc Gruppe
    Aufgenommen bei: AudioCue, Rotor Musikproduktion und Kazuya
    Abgemischt von: Kazuya c/o Bionic Beats
    Gemastert von: Michael Schwabe, Monoposto
    Illustration: Firuz Askin
    Layout: Alice Kaiser


    Die Sprecher und ihre Rollen (in Klammern Synchronarbeit):
    Victor Frankenstein: Peter Flechtners (Ben Affleck)
    Alphonse Frankstein: Christian Rode
    Caroline Frankenstein: Rita Engelmann
    William Frankenstein: Lucas Mertens
    Justine Moritz: Petra Barthel (Nicole Kidman)
    Henry Clerval: Nicola Devico Mamone (Jake Gyllenhall)
    Das Geschöpf: Klaus-Dieter Klebsch (u.a. Marlon Brando, manchmal Gary Oldman)
    Professor Waldmann: Hartmut Neugebauer (Robbie "Hagrid" Coltrane)
    Professor Krempe: Lutz Mackensy (Philip Michael Thomas in der TV-Serie "Miami Vice")
    Elisabeth Lavenza: Melanie Pukaß (Helena Bonham Carter - Fight Club; und: die "Film-Bellatrix Lestrange in "Harry Potter und der Orden des Phönix")
    Blinder: Jürgen Thormann (Ian McKellen als Megneto in "X-Men")
    Felix: Marius Clarén (Tobey Maguire; etwa in Spider-Man)
    Agatha: Luise Helm
    Robert Walton: Norman Matt (Jonathan Ryhs-Myers)
    Kapitän: Heinz Ostermann
    Steuermann: Andreas Mannkopff
    Zimmerwirtin: Ingeborg Lasien
    Totengräber: Tobias Kluckert
    Chronist: Jochen Schröder
    Mary Shelley: Monica Bielenstein



    Inhaltsangabe des Verlags

    Zitat

    Teil 1
    Ingolstadt 1811:
    Dem jungen Studenten Victor Frankenstein genügen die Erkenntnisse der herkömmlichen Wissenschaft nicht mehr. Er wagt sich an vermessene Forschungen über das Geheimnis der Schöpfung. Aus Leichenteilen flickt er in seinem Laboratorium ein Geschöpf von beträchtlicher Größe und abstoßender Hässlichkeit zusammen. In einer düsteren Novembernacht gelingt es Frankenstein schließlich, dem Wesen Leben einzuhauchen ...


    Teil 2
    Die Suche nach Vergeltung für das Leid, das über seine Familie kam, treibt Victor Frankenstein ins Hochgebirge. Schöpfer und Geschöpf treffen erstmals wieder aufeinander. Frankenstein wird sich allmählich der erdrückenden Verantwortung bewusst, die er durch seinen unüberlegten Schöpfungsakt auf sich genommen hat. Sein Geschöpf verspricht, ihn und die Seinen zukünftig unter einer einzigen schrecklichen Bedingung zu verschonen...



    __________________________________________________
    Rezension


    Hand auf's Herz: Was kommt einem beim Namen „Frankenstein“ als erstes in den Sinn?
    Nicht wenigen wird gewiss die tumbe Kreatur mit dem Brotkastenkopf und den Schrauben im Hals erscheinen und ich gebe zu, mir ging es nicht anders. Daher -und mangels Kenntnis des Romans von Mary W. Shelley- hatte ich anfangs auch meine Zweifel ob einer zweiteiligen Umsetzung – zwei Teile also Debilo-Power? Mitnichten, denn wie so oft bei klassischen Gruselstoffen wurde auch hier vornehmlich durch US-Verfilmungen ein völlig verzerrtes, indes fest in den Köpfen von Generationen verankertes Bild erzeugt, welches dem eigentlichen Thema nicht im Entferntesten gerecht wird.



    Die Story:
    So wenig Frankensteins Geschöpf im Roman mit der Kreatur aus diversen Filmen und Serien zu tun hat, so wenig hat dieser grandiose Eintrag im „Gruselkabinett“ etwas mit infantilem Schockgesplattere und austauschbarem Schlachtvieh zu tun, wie es heute leider zum „guten“ Ton im Bereich Horror gehört. Die Geschichte beginnt interessanterweise mit einer, ich möchte sagen genialen, Einführung, wie Mary Shelley überhaupt in die Verlegenheit kam, diesen -ihren wohl berühmtesten- Roman zu Papier zu bringen. Und dann wird man in die Zeit des Viktor Frankenstein entführt und findet sich wieder in einem lebendigen Universum voller Charaktere, die diese Bezeichnung auch verdienen. Man muss sich klarmachen, daß „Frankenstein“ im eigentlichen Sinne eine lupenreine Tragödie – kein Horrorstück. Viktor Frankensteins Besessenheit, dem Tod Einhalt zu gebieten und sich somit selbst zum Herren über Leben und Tod mit wissenschaftlichen Mitteln aufzuschwingen, seine zielstrebigen, jedoch moralisch verwerflichen Handlungen, welche ihn zwar letztlich am meisten treffen, indes auch seiner gesamten Familie und seinem kleinen Freundeskreis zum Verhängnis werden, all dies nimmt den Hörer mit auf eine regelrechte Achterbahnfahrt der Emotionen. Hinzu kommen noch die bewegenden Momente, in denen das Geschöpf seinen Werdegang mit Frankenstein am Feuer inmitten der unwirklichen Eislandschaft des Montblanc teilt – Momente, die selbst heute noch Bestand haben und die der Gesellschaft damals wie heute einen Spiegel vorhält und ein Bild selbiger zeichnet, das gewiss verabscheuenswürdiger ist als das Geschöpf selbst. Ob es die Intention Shelleys war oder nicht, darüber möchte ich nicht befinden, doch bleibt der Fakt, daß der Ausspruch „Die Gesellschaft erschafft sich ihre Monster selbst“ hier in bitterböser und unendlich traurigen Perfektion gleichermaßen verbildlicht wird.
    Doch nicht nur im Bezug auf Gesellschaftskritik ist „Frankenstein“ heute mehr denn je ein Mahnmal. Moral, bzw. Ethik und Wissenschaft, ein immerwährender „Kampf“ - wie weit ist Forschung vertretbar? Ist für den Urtraum der meisten Menschen, dem Tod zu entkommen (allein diese Formulierung mutet geradezu absurd und realtitäsfern an), jedes Mittel zu rechtfertigen? Darf im Namen der Wissenschaft unterschieden werden, welches Leben lebt und wann man -je nach Befinden- „den Stecker ziehen“ darf? Übertrüge man die Konflikte des Viktor Frankenstein auf die heutige Wissenschaft, so hätte man ad hoc diverse Themenbereiche, zu welchen sich vortrefflich hitzige Debatten entfachen ließen, ganz so wie es ihrerzeit Mary Shelly mit Frankenstein und Prof. Waldmann zuschrieb.
    Doch „Frankenstein“ bietet mehr als diese Themenkomplexe. Es geht auch um Freundschaften, Familie, Liebe – und Tod. Frankenstein steigt auf und fällt - sein Schicksal im klassischen Sinne tragisch.



    Die Sprecher:
    Viktor Frankenstein entsteht durch die überaus passend besetzte Stimme Peter Flechtners zu richtigem Leben, keine Sekunde lang hat man den glatten Ben Affleck vor Augen, dafür sorgt Flechtner aussergewöhntlich gut, verleiht er den Auf und Abs der Titelfigur in jeder Situation die passende Stimmfarbe. Freude, Erwartung, Glück auf der einen Seite ebenso wie auf der anderen Verzweiflung, Zorn, Trauer. Sein Geschöpf wird von Klaus-Dieter Klebsch gesprochen, oder vielmehr gelebt. Was dieser Mann hier abliefert ist -um den Namen des Labels einmal anzuführen- wahrlich titanenhaft! Er schafft es, diesem Wesen eine Tiefe zu verleihen, die Zerrissenheit zwischen Mitgefühl und nicht erfülltem Freundschaftswunsch, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Liebe und Hass, letztlich wie Frankenstein selbst die Grenze zwischen Leben und Tod so zu akzentuieren, daß der Hörer letztlich gar nicht anders kann, als eine gewisse Art von Mitgefühl zu empfinden, trotz der in der Tat grausamen Taten des Wesens. Allein bereits die Szene der Aussprache zwischen Frankenstein und seiner Schöpfung in der Eishöhle des Montblanc ist Gänsehaut vom Allerfeinsten. Wie hier die von Marc Gruppe und Stephan Boesnius meisterlich inszenierten Emotionen durch groartige Darsteller transportiert werden, das verdient meinen uneingeschränkten Respekt.
    Auch die weiteren Charaktere wurden -wie immer- makellos besetzt; Christian Rode als Franksteins Vater weiß erneut mit seiner charismatischen Stimme zu überzeugen wie Hartmut Neugebauer als Frankensteins Universitätsmentor Professor Waldmann, der sicherlich alle, die einen „Hagrid“ erwarteten, überraschen wird, wie wandelbar auch seine Stimme sein kann. Norman Matt, Rita Engelmann, Melanie Pukaß, Petra Barthel, Jürgen Thormann, Lutz Mackensy, Lucas Mertens, Tobias Kluckert und Marius Clarén – auch diese Namen stehen für überragende Leistungen im Synchron- und Hörspielbereich und genau das liefern sie auch in diesem Epos ab: Überragende Leistungen.
    Insgesamt kann man auch diesmal nur voll des Lobes sein, was Marc Gruppe und Stephan Bosenius a. für eine wirklich atemberaubende Besetzung ausgewählt und b. welche Leistungen sie aus dieser herauszuholen vermochten.



    Musik und Effekte:
    Was wäre Titania Medien ohne Atmosphäre? Richtig: Nicht denkbar!
    Und so bietet der Zweiteiler „Frankenstein“ auch wieder ein wahres Klang- und Musikfeuerwerk, doch übertrifft man sich hierbei diesmal fast selber. Verlangten die vorangegangen Folgen des „Titania Gruselkabinetts“ bereits Höchstwertungen, so müsste man selbige für „Frankenstein“ erweitern. Titania Medien haben es innerhalb weniger Jahre geschafft, sich -für mich- zu einem der vier Toplabels zu etablieren, die maßgeblich die Grenzen des Machbaren immer wieder erweitern und neu zu definieren vermögen. „Kino für die Ohren“ wird einmal mehr Realität und vor dem geistigen Auge entsteht spielend leicht ein bildgewaltiges Epos.



    Fazit:
    Vergesst den „Film-Frankenstein“! Vergesst die tumbe Gestalt aus Film und Fernsehen einfach. Hier erwartet den Hörer eine waschechte Tragödie, ein Drama, welches eine exquisite Geschichte mit dreidimensionalen Charakteren und immer noch aktuellen Themen bietet. Die perfekte Besetzung der Rollen danken die Sprecher mit authentischen Darstellungen der Charaktere, Musik und Effekte lassen den Hörer sofort eintauchen in die tragische Geschichte des Viktor Frankstein und lassen dessen Aufstieg und den tiefen Fall zu einem gewaltigen Epos werden.
    Zwei Teile, zwei absolute Hörtipps, zwei in allen Bereichen überragende CDs. Wer „Frankstein“ in seiner ursprünglichen Tiefe und Emotionalität in einem Klanggewand erleben möchte, welches derzeit zum Ultimum an Machbaren gehören dürfte, oder wer einfach „nur“ eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle ohne derbes Gesplatter und tumbe Gesellen genießen möchte, der kommt um Titania Mediens „Gruselkabinett“-Doppelfolge nicht umhin.


    © Ronny Schmidt, 05/11/2006

    Hey, ihr Hobbyfriseusen.
    Der Pudel von eurer Oma hat eure Barbiepuppen zerfleischt und ICH hab ihm dabei geholfen - wir hatten einen Mordsspaß!

    Einmal editiert, zuletzt von Ronny Schmidt ()

  • isch hand et och schon hier liegen, abba bin noch nicht zum hören gekommen. bin allerdings zuverlässig, dass es wieder grossartig werden wird. :]

    Unterwegs sein


    das ist es doch
    per pedes per Rad
    per Bahn per Flugzeug
    per Kopf in ferne Zonen
    zu finden was unauffindbar
    jenseits der Grenzen
    deiner selbst

    Einmal editiert, zuletzt von jcy ()

  • also die story an sich, kannte ich ja schon von der hörverlag umsetzung, die echt nicht schlecht war, aber diese gefällt mir sogar nicht eine idee mehr. :]

    Unterwegs sein


    das ist es doch
    per pedes per Rad
    per Bahn per Flugzeug
    per Kopf in ferne Zonen
    zu finden was unauffindbar
    jenseits der Grenzen
    deiner selbst