Preise Prachtausgaben

  • Hallo zusammen,


    bin neu hier, auch im Club, bin 47 Jahre alt, verheiratet, hab einen 16-jährigen Sohn und arbeite in der Bilanzierung bei einem großen deutchen Konzern.


    In Sachen Jules Verne bin ich wohl mehr der Spätzünder, erst vor ein paar Jahren begann ich, mich dafür zu erwärmen.
    In meiner Kindheit/Jugend war ich mehr auf Karl May fokussiert, das wenige, was mir zu Jules Verne in Erinnerung geblieben ist, war der schöne Mehrteiler im Fernsehen: Zwei Jahre Ferien.


    Nun habe ich in den letzten 2-3 Jahren rd. 30 Romane von Verne gelesen und ich habe immer noch Lust auf weitere Werke, mein Ziel sind alle. Am liebsten lese ich Sie in Frakturschrift aus einer Prachtausgabe, auch wenn dies manchmal etwas länger dauert.
    Ich habe auch begonnen, die Prachtausgaben von Hartleben zu sammeln, momentan bin ich bei 11 und möchte die Sammlung kontinuierlich erweitern. Ob ich sie aber jemals komplettieren kann, ist doch zweifelhaft.
    Manche Exemplare werden im Netz offenbar nur sehr selten oder nie angeboten oder es werden sehr hohe Preise (bis 500 €) angegeben.
    Ich bin unsicher bei der Frage, welche Preise hier noch angemessen oder welche überzogen sind.
    Dass einige Ausgaben geläufiger sind und andere selten und dass daraus Preisunterschiede resulturieren, ist schon klar, aber wie seht Ihr das ? Welcher Preis ist für eine Prachtausgabe in gutem Zustand noch i.O., wo ist bei Euch die Schmerzgrenze ?


    Beste Grüße

  • Hallo Ilja,
    Herzlich willkommen und herzlichen Glückwunsch zu Deinen ersten Büchern. Hat bei mir ewig gedauert, bis ich mich entschieden hatte, dieser Leidenschaft nachzugeben. Mittlerweile bin ich jedoch bei 57 Exemplaren angelangt.
    Für die tatsächlichen Preise müsstest Du bei den Experten in unserer Runde nachfragen. Aber auch hier gilt: das Buch kann auf dem Papier viel wert sein, Du brauchst immer noch jemanden, der das Geld dann auch auszugeben bereit ist. Allerdings gingen neulich bei einem Auktionshaus Die Gebrüder Kip für 700,- und Die Eissphinx sogar für sage und schreibe 1450,- (jeweils zzgl. Mwst. und Spesen - nochmal ca. 30% von den erzielten Preisen obendrauf) über den Tisch. Ich glaube jedoch nicht, dass diese Werke (so schön sie auch sind) sich als Geldanlage auf lange Sicht eignen.
    Deshalb mein Tip - und damit bin ich gut gefahren - setze Dir ein Limit (und halte Dich vor allem auch daran) und dann übe Dich in Geduld (ich weiß, das ist schwer). Die Bücher sind alle irgendwann mal wieder im Angebot. Und immer versuchen zu handeln.
    Es kommt ein wenig auf das Buch an, aber ich bin auch nicht bereit deutlich mehr als 150,- für ein hervorragend erhaltenes (quasi neuwertiges) Exemplar,
    welches auch noch selten ist auszugeben.
    Und Vorsicht vor den Leuten, die einen bei eBay als einzige Mitbieter
    überbieten, nur um das gleiche Werk postwendend mit 100% Aufschlag
    wieder bei ebay einzustellen.


    Viele Grüße
    Cyrus Smith

  • Hallo Ilia, herzlich willkommen im Jules-Verne-Forum! :laola:


    Schönes Hobby - teures Hobby! :D: Wenn wir über die braunen Prachtausgaben reden, dann habe ich ebenfalls 11 Stück davon in meiner Sammlung. Ich persönlich setze mir ein Limit von ca. 70 €, und nehme dabei auch ein paar Blessuren des Buches in Kauf. Das Sammeln soll ja auch Spaß machen... Für die "gelben Michel-Prachtausgaben" ist mein Limit übrigens 45 €. Fehlt Dir übrigens der Chancellor? Den hätte ich in einer guten Erhaltung doppelt.


    P.S.: Ich verschiebe Deinen Beitrag mal aus der Handelszone, damit mehr Personen mitlesen können.

  • ich verfahre im Prinzip auch so. Aus diesem Grunde setzte ich bei Auktionen auch gleich den von mir erdachten Maximalwert ein, und dann sehe ich was rauskommt.


    Zunehmend ist zu sehen, dass bestimmte Ausgaben einfach Handelsgegenstände werden - den Wert des Buches stellt der Preis nicht dar. Gerade bei EBAY ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass der größte Nutznießer die Plattform selber sein muss. Wer eine gelbe nachbebundene Michelausgabe mit 250,- Mindestwert oder 300,- Sofortkauf einstellt, der findet keinen Käufer, der zahlt nur selber. Ebenso bei Prachtausgaben größer 400,-. Aber gerade solche Spinner und Nichtauskenner verderben den Markt. Wer richtig beobachtet, der merkt, dass solche Bücher über ein halbes Jahr immer wieder neueingestellt werden. Gelegenheitsbesucher der Plattform leiten vielleicht ab, dass der Wert um diese Summen liegen könnte und stellen dann selbst solch ein Niveau mal ein.


    Mein Ziel ist es übrigens nicht 100% Prachtausgaben in braun zu besitzen. Ich war noch nie ein Schausammler der im Bücherschrank identische Buchrücken sammelt. Ich habe alle Hartleben im Großformat, davon mind. 1/3 in Gelb. Das Werk ist komplett, nur desolate Bände werden noch ausgetauscht. Wenn ich natürlich über Prachtausgaben "stolpere" die im meinem Fangbereich liegen, dann würd ich schon kaufen.


    Was ich absolut aufgegeben habe: Der Weg durch Antiquariate. Selbst eine Einrichtung im kleinsten Kaff ist dem ZVAB angegliedert oder holt sich Infos aus dem Internet - Überraschungen oder tolle Funde sind nicht mehr zu erwarten.


    Also - Geduld .....

  • Hallo,


    ich beobachte nun seit gut 7 Jahren die Preise, und wie viele wissen, habe ich die Prachtausgaben komplett. Der Erhaltungszustand spielt natürlich eine entscheidende Rolle, neben der "Seltenheit" einzelner Ausgaben.
    Über den Daumen gepeilt kann man sagen:
    Für die rotbraunen Prachtausgaben sind Preise für quasi neuwertigen Zustand bei den "gängigen Titeln" (ca. 1. Drittel der Serie) bis zu 200.- Euro ansetzbar, danach bis zu 350.- oder in besonderen Fällen auch bis über 400.- Durchschnittlich gut erhaltene Bände ca. die Hälfte, stärker beschädigte etwa ein Drittel oder weniger.
    Die rotbraunen in "preiswerter" Bindung, also ohne die Grafik auf dem Buchdeckel, nur mit Goldbeschriftung, dürften sich hierbei bei gleichen Kriterien zwischen 50 - 150.- bewegen.
    Die "gelben", also Michel-Ausgaben, dürften bis auf ganz wenige Titel mit 30-45 Euro gut bezahlt sein, einige Titel rechtfertigen aber wegen Ihrer Seltenheit auch bis zu 120.- in Topp-Erhaltung.


    LG


    Bernhard

    :seemann: :baer:


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    I love you, you love me, ja wo lawe ma denn hi??

  • Eins sollte der Vollständigkeit halber noch erwähnt werden:
    die originalen Verlagseinbindungen der Prachtausgaben sind meist (z.T. sogar deutlich) teurer als die nachträglichen Einbindungen der Lieferunshefte in die separat gekauften Buchdeckel.
    Viele Grüße
    C.S.

  • Hallo,


    danke erstmal für die netten Feedback´s.


    Poldi: den Chancellor habe ich komischerweise auch schon.. trotzdem danke


    Was
    ich mich auch oft frage, wenn ich nach Büchern stöbere ist, warum viele
    Prachtausgaben oder auch andere Ausgaben doch in einem recht
    bescheidenen Zustand sind. Das ein Buch nach 100-150 Jahren nicht mehr
    so aussieht wie am ersten Tage, ist klar, aber manches, was so angeboten
    wird, ist lt. Fotos doch in einem schlechten Zustand. Ich bilde mir
    ein, dass meine Bücher, die ich im Schrank habe, auch nach 100 Jahren
    noch ganz passabel aussehen werden, wenn meine Erben da kein Schindluder
    mit betreiben.


    Ist man früher nicht so achtsam mit Büchern
    umgegangen (z.B. fingerfleckig) oder liegt es daran, dass die Häuser
    früher nicht gut isoliert waren, so dass die Bücher den
    Witterungseinflüssen ausgesetzt waren oder Kriegswirren,
    Naturkatastrophen etc..
    Oder liegt es auch daran, dass die Ausgaben,
    die im Web angeboten werden, oft diejenigen der Sammler sind, die im
    schlechtesten Zustand sind und die besseren lieber behalten werden ?


    Viele Grüße

  • Schon seit meiner Schuzeit sammle ich antiquarische Bücher (zuerst Reisebeschreibungen und populärwiss. Ausgaben). Ich hatte und habe auch dabei Bücher in fast neuwertiger Qualität und sehr abgelesene dabei. Bei Romanen ist es noch deutlicher. Ich denke es ist schlichtweg die Frage, ob es ein Sammel- oder sogar Repräsentationsexemplar war - oder ob es eben über mehrere Generation immer wieder gelesen wurde. Wenn ein Buch im zwei-vier Jahrerhytmus von unterschiedlichen Lesern durch die Hände geht, dann werden eben die Kanten bestoßen, die Bindungen lockerer und Fingerflecke entstehen. Ältere Bücher haben im Papier einen hohen Holzanteil, da werden feuchte Finger nach mehreren Jahren sichtbar, weil das Papier einer Reaktion unterliegt.


    Deiner Weiterverkaufsthese stimme ich zu. Wenn nicht gerade ein professioneller Händler eine private Bibliotheksauflösung gemacht hat oder auf "Erbmasse" zugreifen konnte, dann handelt es sich oft (und gerade im Internet) um "Wanderbücher". Habe ich bei EBAY schon an Exemplaren gesehen, die preiswerter weggingen und kurze Zeit darauf wieder angeboten wurden. Interesse war nur der Mehrwert des Weiterverkaufs. Tja schade .... unsere Sammlerobjekte sind leider begehrte Handelsware.....

  • Hallo zusammen,


    ein bisschen kann ich die Lust auf die Hartleben-Bände verstehen, finde aber auch, dass die Preise mittlerweile unverhältnismäßig sind.
    Für ein guterhaltenes Exemplar etwas mehr auszugeben halte ich für legitim, jedoch bleiben diese Bücher für mich auch immer die Schatzkammern des geschriebenen Wortes - das heißt: Ich möchte sie lesen.


    Deshalb bin ich dazu übergegangen nur noch Nachdrucke zu kaufen, wenn sie mir zu einem angemessenen Preis in die Finger gelangen. Und das geschieht in einer Spanne von 10-25 Euro (seltene Exemplare auch mal teurer) recht regelmäßig.


    So habe ich meinen Spaß an einer schön gebundenen Ausgabe und den tollen Drucken. Feine Sache! :)


    Eine Frage habe ich aber in diesem Zusammenhang: Was genau sind die gelben Bände / Ausgaben? Davon habe ich bislang noch nichts gehört.


  • Hallo Julian 8) ,


    jedem nach seinem Gusto - die Bücherband-Neu-Ausgaben haben halt leider den Nachteil, daß nur ca. 1/3 aller Verne-Romane damit abzudecken sind, denn eine vergleichbar schöne Neuauflage gibt es ja leider noch nicht. Gut, inzwischen kann man einige Romane mehr mit den Weltbild-Ausgaben ( NEU: Jules Verne (Sammler-Edition) bei Weltbild! ) abdecken, trotzdem wirst Du so keine Werksausgabe mit "schönen" Büchern voll bekommen. Salzwasser ist undiskutabel zu teuer und gezielte Abzocke, bleibt neben den antiquarischen Pawlak-Ausgaben nur noch die BOD-Ausgabe von Tredition um eventuell komplett zu werden. Wenn es nur um die Texte geht: Collection Verne von Hartleben ist teilweise genauso preiswert wie Pawlak oder nur für wenig mehr zu bekommen, also für ein paar wenige Euro je Band...


    Ach ja, Preise unverhältnismäßig:


    Kann ich nicht so sehen. Es ist einfach so, daß so mancher Hartleben-Band ja nun inzwischen vor mehr als 130 Jahren erschienen ist. Ein Zeitraum, in dem zwei Weltkriege und andere Katastrophen, normale Alterungsprozesse und andere Umwelteinflüsse zu überstehen waren. D.h. so manches Buch wurde zerstört, viele haben deutliche Alterungs- und Gebrauchsspuren, und rar sind die, welche nahezu unbeschadet die Zeit überdauert haben. Das also Sammler und Liebhaber gemessen am Erhaltungszustand und der Seltenheit in einem jeweiligen Zustand entsprechende Preise zu zahlen bereit sind ist ganz normal. Ein gängiger Titel in durchschnittlicher Erhaltung mit entsprechenden Spuren des Gebrauchs und Alters ist auch jetzt noch für 60-80 € zu bekommen (Hartleben Pracht reden wir von...), ein seltener Titel in gleichem Zustand kann hingegen auch schon 250-400 € kosten, und jeweils entsprechend mehr in besonders guter Erhaltung. Die Grenze, wie viel man selber bereit ist zu zahlen muß jeder für sich selber festlegen.


    Die gelben Ausgaben siehe hier:


    http://www.jules-verne-club.de/Kaleidoskop/Hartleben.html (Abbildungen der Hartleben u.a. interessanter Buchausgaben, darunter auch die "Gelben") und hier eine Listung:


    http://www.jules-verne-club.de/Download/Michel_Baende.pdf


    Gruß


    Bernhard

    :seemann: :baer:


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    Einmal editiert, zuletzt von Bernhard ()

  • Ein paar Anmerkungen dazu vielleicht noch:


    Um die Jahrhundertwende verdiente ein Familienvater im Durchschnitt etwa 80 Reichsmark +/- 20 Reichsmark, davor eher noch weniger.
    Die Prachtausgaben kosteten je 7 Reichsmark, für mehrteilige Bände wurden schon mal 11 fällig.
    Wenn man heute ein Nettoeinkommen von 1500 Euro netto zugrunde legt, hätte so eine Prachtausgabe damals 130 bzw. 210 Euro gekostet.
    Man kann also davon ausgehen, dass ganze Sammlungen dieser Bände mehr oder weniger komplett sich nur in den wirklich reichen Bevölkerungsschichten zugelegt wurden. Der Rest "leistete" sich die Volksausgabe für ne Mark (Coll. Hartleben, Sonnenausgabe). Natürlich wird sich die eine oder andere Prachtausgabe auch mal bei weniger Betuchten verirrt haben. Dort wurde sie aber öfter gelesen und weniger ordnungsgemäß aufbewahrt (billige Mietwohnung, öftere Umzüge). Den 2.Weltkrieg ect. will ich mal gar nicht mitrechnen.
    Die Bücher der Oberschicht hatten also die bessere Chance in gutem Erhaltungszustand zu "überleben" (und für die wurden sie ja auch letztendlich verkauft).


    Also ich finde die heutigen Marktpreise, die bei ebay gezahlt werden, gar nicht so abwegig, da ist ja laut meiner Rechnung nicht mal ein Sammlerbonus/-aufschlag mit dabei!
    Ob jemand bereit ist diese Preise zu bezahlen, dass muss jeder für sich selber entscheiden, dass ist eben auch heute noch eine Frage des Einkommens bzw. der Sammelleidenschaft.
    Und dass Antiquariate gerne eine Preisentwicklung jenseits der 500 Euro hätten, ist auch klar! Davon sollte man sich aber nicht beeindrucken lassen.


    Ralf

  • So sieht´s aus. Ich denke Ralf hat das sehr gut zusammengefasst.


    Natürlich bestimmt auch das Einkommen, ob und ich welchem Umfang und vor allem zu welchem Preis ich die alten Bände kaufe. Letztendlich ist das Ermessenssache jedes Einzelnen.
    Für mich persönlich reichen die Nachdrucke. Sie erinnern mich ebenso an meine Jugend, in der ich eben diese Bände aus dieser Edition verschlungen habe und Optik sowie Haptik sind ebenso wie früher. Was möchte ich mehr? ;)

  • Ja, gute Nachdrucke wären mir auch lieber, aber die gibt es nun mal nur von einem Teil der Jules Verne Bände, siehe weiter oben.

    Für "unverhältnismäßig" halte ich die Preise für guterhaltene Prachtausgaben auch jenseits einer Summe von 200 Euro/Band auf keinen Fall. Selbst wenn sie aus gepflegten Verhältnissen des Bildungsbürgertums stammen, haben sie altersbedingt ja mindestens zwei, drei Besitzerwechsel hinter sich.
    Ein wirklich gut erhaltenes Exemplar ist im Grunde ein Anachronismus, eine Zeitreise, die man auch entsprechend bezahlen muss.

    (Natürlich nur wenn man will und kann.)

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