Projekt: Poldi liest Verne

  • Bin ich eigentlich der Einzige, der den Namen Horror für Roburs Gefährt bescheuert findet?

    Vielleicht ist diese Bemerkung untergegangen. Im Vergleich mit anderen Übersetzungen ist mir nachträglich aufgefallen, dass das Gefährt von Robur in Der Herr der Welt eigentlich Epouvante heißt. Bernd Hagenau hat diesen Namen mit Horror übersetzt! Aber ist das nicht eigentlich Blasphemie, Epouvante, also einen Eigennamen, überhaupt zu übersetzen?

  • Ansichtssache. Den Namen unübersetzt zu lassen, dazu hatte sich seinerzeit die Hartleben-Übertragung entschieden. Das Problem dabei ist nur, dass des Französisch unkundige Leseri die Bedeutung des Wortes dann nicht unmittelbar begreifen. Ich finde, das Problem geht auf Verne selbst zurück, der dem von Amerika aus agierenden Apparat einen französischen Namen gegeben hat - es sei denn, er wollte damit zu verstehen geben, der dazugehörige Erfinder sei Franzose, aber das passt eigentlich nicht zu den beiden Robur-Romanen.


    Hinzukommt, dass es für das Wort kein wirkliches Äquivalent im Deutschen gibt, "Schrecken", "Entsetzen" vielleicht, aber beides ist nicht so toll. "Horror" setzt meines Erachtens aber einen falschen Akzen, insofern hätte ich - als kleineres Übel - "Terror" gewählt. Eigentlich ist das ein gutes Beispiel dafür, dass Übersetzungen, selbst wenn sie sich um Authentizität bemühen, immer nur eine ungefähre Vorstellung vom Original geben können.

  • Aber ist das nicht eigentlich Blasphemie, Epouvante, also einen Eigennamen, überhaupt zu übersetzen?

    Ich glaube nicht. Roburs Herkunft wird nicht angegeben. Theoretisch könnte er Französisch als Muttersprache haben, aber eher wird er eine andere Muttersprache haben. D. h. der Name Épouvante ist ins Französische übersetzt worden. Da spricht dann auch nichts dagegen, ihn für die dt. Ausgabe ins Deutsche zu übersetzen. Wobei Horror (statt z. B. Schrecken) in vielen Sprachen vorkommt, da gibt es dann ja auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass dieses Wort in Roburs Muttersprache vorkommt.

  • Den Namen unübersetzt zu lassen, dazu hatte sich seinerzeit die Hartleben-Übertragung entschieden.

    Ich hatte auch noch bei Bärmeier & Nikel, Verlag Neues Leben und Arena nachgesehen, die ebenfalls bei Epouvante geblieben sind. Weiß jemand, was die Amerikaner und die Niederländer gemacht haben?

  • Ich habe gerade die ersten Kapitel gelesen, aber schon mal eine Sache vorweg zur Ausgabe: So eine Ausgabe würde ich mir in Deutschland als Werksausgabe von Jules Verne wünschen: Basierend auf den Hartleben-Übersetzungen, voll illustriert, gebundene Bücher, Preise bis maximal 10 €, einheitliches Rückenbild. Es gab ein paar Ausgaben im Nikol-Verlag, ich kenne die genauen Zusammenhänge nicht, aber später hat der Impian Verlag (beide Verlage aus Hamburg) die Reihe fortgesetzt. Scheinbar ohne kommerziellen Erfolg, denn es blieb bei ein paar Ausgaben. Vom Nikol-Verlag habe ich insgesamt 3 Ausgaben aus den Jahren 2013 - 2015, vom Impian Verlag eine Ausgabe aus dem Jahr 2018.

  • Ich habe gerade die ersten Kapitel gelesen, aber schon mal eine Sache vorweg zur Ausgabe: So eine Ausgabe würde ich mir in Deutschland als Werksausgabe von Jules Verne wünschen: Basierend auf den Hartleben-Übersetzungen, voll illustriert, gebundene Bücher, Preise bis maximal 10 €, einheitliches Rückenbild. Es gab ein paar Ausgaben im Nikol-Verlag, ich kenne die genauen Zusammenhänge nicht, aber später hat der Impian Verlag (beide Verlage aus Hamburg) die Reihe fortgesetzt. Scheinbar ohne kommerziellen Erfolg, denn es blieb bei ein paar Ausgaben. Vom Nikol-Verlag habe ich insgesamt 3 Ausgaben aus den Jahren 2013 - 2015, vom Impian Verlag eine Ausgabe aus dem Jahr 2018.

    Also als Werksausgabe würde ich mir mindestens eine mit dem Originaltext abgeglichene (Hartleben-)Übersetzung wünschen, dazu die VOLLSTÄNDIGEN Originalillustrationen in voller Anzahl und die dabei farbigen auch in Farbe ...
    Nikol/ Impian hat, in Bezug auf finanziell wünschenswerte Form, alles richtig gemacht, die Bildwiedergabe ist aber nicht immer optimal und natürlich nicht am Wissensstand der Zeit in Bezug auf Vollständigkeit der Abbildungen gegeben. Dazu natürlich kein Übersetzungsabgleich o.ä. ... Leider scheint Nikol - denn sonst war die Ausgabe begrüßenswert - die Reihe nicht fortgesetzt zu haben.


    Ich bin selber kein Verleger und in der Szene nicht aktiv, aber ich hatte schon so manches Mal die Überlegung auf privater Kostenbasis eine "echte" Werksausgabe" realisieren zu lassen / zu realisieren, die "meinen" Mindestoptionen gerecht wird: Gut überarbeitete alte Übersetzungen oder neuere Übersetzungen zusammen mit einer sehr guten Reproduktion der Original-Illus in Originalgröße und ggf. Farbe in einer Sammler ansprechenden Bindung, alles qualitativ auf gutem Niveau - und natürlich komplett und nicht nur ausgewählte Titel ... und dabei für die wenigen Interessierten finanzierbar ... Sollte sich ein Verleger angesprochen fühlen hier aktiv zu werden - ich bin ansprechbar ...


    Dass ein kommerzieller Erfolg einer solchen Ausgabe nicht gegeben sein dürfte ist annehmbar, deshalb spreche ich auch von "privater Finanzierung" .... Die Frage ist, wie umfangreich (und "teuer") ein adequater Abgleich der alten Übersetzungen mit den originalen Texten zu Buche schlagen würde - bzw. eben inwieweit die Neuübersetzung des Gesamtwerkes realisier- und am Ende finanzierbar wäre, und trotzdem die Option einer preiswerten Sammler-Werksausgabe am Ende machbar wäre ... Da spricht man sicherlich von einigen 10 000 Euros - was für mich noch denkbar wäre - aber vermutlich auch von Beträgen in einfach bis mehrfach 6-stelligem - Bereich - was dann auch für mich als private Initiative nicht mehr in Frage kommen dürfte ...


    Das Problem ist, man muss kommerziell denken - und dafür ist ein so "alter" Schriftsteller wie JV nicht mehr geeignet. Der Interessentenstamm ist überschaubar, und dessen finanzielle Bereitschaft und Möglichkeiten ebenfalls. Man kann keine Luxus-Werksausgabe produzieren, die den allermeisten Wünschen gerecht wird und dann noch genügend Abnehmer findet, um ein finanziell-kommerzielles Plusminus Null zu erwirtschaften. Wenn man mal annähme, eine vollständige Werksausgabe mit Neuübersetzungen und entsprechendem qualitativem (Illustrations-) Inhalt und qualitativ ansprechender Aufmachung wäre für 150 000 € zu produzieren und zu vermarkten (sagen wir der Einfachkeit wegen 100 Buchbände), und diese Reihe müsste zumindest Plusminus Null laufen ... (MW)Steuer- und Gewinnspannen des Buchhandels, Verleger usw. hinzugerechnet müssten mindestens 300 000 € erzielt werden durch den Verkauf - plus reine Herstellungskosten, sagen wir mal in gleicher Höhe für entsprechenden Absatz = 600 000 €, dann macht das 6000 € pro Buchband, bei 100 Käufern der Reihe 60.- € pro Buchband... nun beginnt die Balance Herstellungskosten und Vermarktung in Relation zum Preis ... ich will es gar nicht weiter ausfinanzieren, aber um einen Band für 20.- € je Band und die Buchreihe komplett für 2000 € und kostendeckend verkauft zu bekommen, müssten wahrscheinlich 2-3 Tausend KOMPLETT-Käufer "garantiert" sein - angesichts eines Verne heutzutage utopisch ... realistisch dürfte da ein Wert von vielleicht 2-500 sein ... Wie gesagt, ich bin nicht vom Fach ... entsprechende Verleger der letzten Jahrzehnte werden schon ihre Kalkulationen gemacht haben und damit nicht nur verlustfrei, sondern ggf. sogar gewinnbringend vermarktet zu haben ... nur das dabei dann eben nie komplette Werksausgaben, sondern meist nur die bekannten Titel verlegt wurden, dürfte damit zu tun haben.


    Es bleibt halt eben Wunschdenken einer deutschen Werksausgabe ... denke ich mal ...

    :seemann: :baer:


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    I love you, you love me, ja wo lawe ma denn hi??

  • Es gab ein paar Ausgaben im Nikol-Verlag, ich kenne die genauen Zusammenhänge nicht, aber später hat der Impian Verlag (beide Verlage aus Hamburg) die Reihe fortgesetzt.

    Impian gehört zu Nikol.

    Zitat

    Impian GmbH

    diese vertr. d. d. Geschäftsführer Nicholas Nikol

    Ich dachte, es sei nur ein Imprint von Nikol, aber es scheint doch separat zu sein, da eine Adresse in Leverkusen angegeben wird:

    Zitat

    Gerhart-Hauptmann-Str. 49b

    51379 Leverkusen

    https://impian.de/pages/impressum

  • … für mich steht die Frage, warum denn alles neu übersetzt werden muss. Es gibt doch qualitativ ansprechende Versionen. Problematisch sind die neueren Ergänzungen bzw. die Michel Korrekturen. Aber ohne diese wäre es nur Stückwerk.

    Ich glaube auch, dass nicht alles neu übersetzt werden müsste. Im Prinzip würde mir persönlich sogar voll illustrierte Pawlak-Ausgabe reichen. Bernhards Träume sind auch zu teuer und ich fürchte, die Veröffentlichung des letzten Bandes würden wir nicht mehr erleben - guckt mal auf den Tacho ;-)

  • Bei Karl May gibt es ja etwas Vergleichbares: Die Historisch-kritische Ausgabe. Da muss zwar nichts übersetzt werden, aber es werden bei jedem Band Editorische Berichte zur Entstehung und Variantenverzeichnisse mitgeliefert, bei denen alle zu Mays Lebzeiten erschienene Ausgaben verglichen und Unterschiede dokumentiert werden. Und da kommt bei einigen Titeln schon etwas zusammen. (Unter anderem die von Charley vorgenommenen Überarbeitungen der Zeitschriftenveröffentlichungen für die Buchausgabe und teils hat er die Bücher für die Illustrierte Ausgabe nochmals überarbeitet, Hier und da haben sich auch Manuskripte erhalten, die dann ebenfalls in die Variantenverzeichnisse einfließen. Am Ende ist der Aufwand dafür sicherlich ähnlich hoch wie er bei neuen Übersetzungen/Abgleich bestehender Übersetzungen für Jules Verne wäre.) Diese Arbeit wird ehrenamtlich geleistet (andernfalls wäre das Projekt gar nicht zu bezahlen) und trotzdem kommt für die (allerdings auch optisch ansprechenden) Halbleinenbände durch die vergleichsweise niedrige Auflage ein Preis von rund 50,00 Euro pro Band zusammen. Die Reihe wurde Ende der 1980er begonnen, stagnierte dann zwischenzeitlich und jetzt geht es mit zwei bis drei Bänden pro Jahr wieder vorwärts, seit Karl-May-Stiftung, Karl-May-Gesellschaft und Karl-May-Verlag das Projekt gemeinsam stemmen. Angedacht sind am Ende rund 100 Bände. 67 oder 68 liegen bislang vor - nach 36 Jahren. Und selbst wenn es im jetzigen Tempo weitergeht, wird es nochmal 10+ Jahre dauern.

  • Ich habe den Leuchtturm beendet. Hat mir gut gefallen und nochmal ein Wort zur Nikol-Ausgabe: Sehr handlich, das Papier nicht reflektierend - das Format hat Spaß gemacht. Was mir beim Roman aufgefallen ist: Die Verfilmung mit Yul Brunnerfand ich viel brutaler als den Roman.


    Jetzt gibt es eine kleine Verne-Pause, ich habe mit Stephen Baxter Zeitschiffe begonnen.

  • Fertig! Ein schöner Abenteuerroman mit Goldsucher-Romantik, am Ende stirbt der Gegner Hunter zwar einen spektakulären Tod, ging mir aber zu schnell, so dass es keinen richtigen "Kampf mit dem Endgegner" gab. Dass die beiden Vettern am Ende die beiden Cousinen heiraten würden, war von Beginn an klar. Ebenso wie der plötzliche Reichtum der Vettern - Ende gut, alles gut.


    Was banal klingt, hat mir gut gefallen. So grottig finde ich das Spätwerk von Verne nun nicht. Aber hier hat ja, zumindest im zweiten Teil des Buches, Sohn Michel Verne mitgeholfen, den Roman zu vollenden. Ist ihm im Sinne des Vaters gelungen.


    Jetzt gibt es eine kleine Verne-Lesepause.